Dolden-Winterlieb
Das Dolden-Winterlieb (Chimaphila umbellata), auch Doldiges Winterlieb oder Doldiges Wintergrün, ist eine sehr seltene Pflanzenart aus der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) und der Unterfamilie der Monotropoideae (Wintergrün- und Fichtenspargelgewächse). Die Gattung Chimaphila umfasst vier bis fünf Arten.
Dolden-Winterlieb | ||||||||||||
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Doldiges Winterlieb (Chimaphila umbellata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chimaphila umbellata | ||||||||||||
(L.) W.P.C.Barton |
Merkmale
Die Pflanze wird etwa sieben bis 15 (20) Zentimeter groß und ist ein Halbstrauch. Der Stängel ist am Grund holzig und blassgelb bis rötlich. Das Rhizom kriecht weit, so dass die Pflanze meist truppweise wächst. Die immergrünen Blätter sind rosettenartig genähert, spatelig geformt, dunkelgrün, ledrig, glänzend und am Rand scharf gesägt. Der Blütenstand besteht aus einer endständigen, locker angeordneten Doldentraube mit drei bis sieben nickenden Blüten. Die je fünf rosafarbenen Kronblätter sind fünf bis sechs Millimeter lang und neigen sich bei noch nicht voll geöffneter Blüte halbkugelförmig zusammen. Der kurze grüne Griffel ist unterhalb der Narbe stark verdickt und optisch recht dominant, was typisch für Wintergrüngewächse ist. Die Blütezeit reicht etwa von Ende Juni bis Anfang August.
Wie alle Wintergrüngewächse lebt die Art in Symbiose mit einem Wurzelpilz (Mykorrhiza). Dieser umgibt die Wurzeln mit einem dichten Mycelmantel und versorgt die Pflanze mit Wasser und Mineralsalzen, während der Pilz umgekehrt Kohlenhydrate erhält. Auch für die Keimlingsentwicklung scheint die Mykorrhiza von entscheidender Bedeutung zu sein.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.[1]
Standortansprüche
Das Doldige Winterlieb wächst in flechtenreichen Kiefernforsten auf trockenen bis frischen, nährstoffarmen und mäßig basenreichen Sandböden. Eine Vergesellschaftung mit anderen, ebenfalls seltenen Heidekrautgewächsen, beispielsweise dem Grünblütigen Wintergrün (Pyrola chlorantha), dem Moosauge (Moneses uniflora), dem Birngrün (Orthilia secunda) oder auch mit dem Fichtenspargel (Monotropa hypopitys) kann dabei beobachtet werden. Das Doldige Winterlieb ist eine Charakterart des Pyrolo-Pinetum aus dem Verband Cytiso-Pinion.[1]
Verbreitung, Gefährdung
Die Nominatform (Chimaphila umbellata subsp. umbellata) kommt im nördlichen Mitteleuropa, in Nordeuropa und in Russland vor – ein Schwerpunkt befindet sich insbesondere im Ostseeraum. In Deutschland wird nur noch das nordostdeutsche Tiefland sehr sporadisch besiedelt; die relativ größte Stetigkeit wird noch in Brandenburg erreicht. Durch anthropogene Landschaftsveränderungen, vor allem wohl durch die flächenhafte Eutrophierung über den Luftweg, aber auch durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, sind die Bestände des Doldigen Winterliebs sehr stark zusammengeschrumpft. Der übermäßige Nährstoffeintrag bewirkt eine Sukzession der Krautschicht in Wäldern; die für Chimaphila und andere Wintergrüngewächse typischen Flechten- und Hagermoos-Kiefernwälder wandeln sich in Drahtschmielen-Kiefernwälder um. Von der sich ausbreitenden Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), einem Waldgras, werden die Pyrolaceen offenbar allmählich verdrängt. Später stellen sich weitere nährstoffzeigende Arten ein.
In Deutschland gilt das Doldige Winterlieb im Sinne des Gesetzes (Bundesartenschutzverordnung) als „besonders geschützt“. Die Art wird zudem bundes- und europaweit als „stark gefährdet“, in diversen Roten Listen der Bundesländer auch als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Unterarten
Folgende Unterarten können unterschieden werden[2]:
- Chimaphila umbellata subsp. acuta (Rydb.) Hulten: Sie kommt in Arizona und in New Mexico vor.[2]
- Chimaphila umbellata subsp. cisatlantica (S.F. Blake) Hulten: Sie kommt in Kanada und in den USA vor.[2]
- Chimaphila umbellata subsp. occidentalis (Rydb.) Hulten: Sie kommt in Kanada, Alaska und in den westlichen Staaten der USA vor.[2]
- Chimaphila umbellata subsp. umbellata: Sie kommt in Europa, in Sibirien, China und Ostasien vor.[2]
Literatur
- Garve, E. (1994): Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen 30. ISBN 3-922321-68-2
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Lexikon der Biologie. Bd. 8. – Herder-Verlag, Freiburg, 1987. ISBN 3-451-19648-4
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 726.
- Chimaphila im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
Weblinks
- Chimaphila umbellata. FloraWeb.de
- Dolden-Winterlieb. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Chimaphila umbellata (L.) W. P. C. Barton In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Januar 2016.
- Karte der weltweiten Verbreitung von Chimaphila umbellata (verschiedene Unterarten) bei linnaeus.nrm.se
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)