Diener des Volkes (Fernsehserie)
Diener des Volkes (Originaltitel: Sluha narodu, ukrainisch Слуга народу, russisch Слуга народа Sluga naroda) ist eine Polit-Comedy-Serie im ukrainischen Fernsehen. Sie wird seit 2015 vom Sender 1+1 ausgestrahlt, welcher dem Oligarchen Ihor Kolomojskyj gehört.[1] Die Serie, „eine Art humoristisches House of Cards mit ukrainischem Lokalkolorit“, wurde von Netflix gekauft.[2] Die Fernsehserie wurde zum Grundstein für Wolodymyr Selenskyjs politischen Durchbruch[3] und Namensgeber der ukrainischen Partei Sluha narodu.
Fernsehserie | |
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Titel | Diener des Volkes |
Originaltitel | Слуга народу |
Transkription | Sluha narodu |
Produktionsland | Ukraine |
Originalsprache | Russisch, Ukrainisch |
Erscheinungsjahr | 2015–2019 |
Länge | 40–90 Minuten |
Episoden | 51 in 3 Staffeln |
Genre | Comedy |
Idee | Wolodymyr Selenskyj |
Erstausstrahlung | 16. Oktober 2015 auf 1+1 |
Deutschsprachige Erstveröffentlichung |
19. November 2021 auf Arte-Mediathek |
Besetzung | |
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Handlung
Nach der Trennung von seiner Frau ist der Geschichtslehrer Wassyl Holoborodko wieder bei den Eltern eingezogen und unterrichtet an einer Schule in Kiew. Seine Schüler filmen heimlich die Schimpftirade Holoborodkos über die ukrainische Politik und laden diesen Film bei YouTube hoch.[2] Mit einem Crowdfunding finanzieren sie für ihren Lehrer den Wahlkampf. Daraufhin wird der unerfahrene, aber ehrliche Lehrer zum Präsidenten gewählt und tritt zum Kampf gegen die Korruption an. „Dabei stolpert er durch die Abgründe der Kiewer Politik, vom Staatsbankrott über Oligarchenintrigen bis hin zu durchzechten Partynächten mit den IWF-Vertretern.“[4]
In der letzten Staffel kommt Dmytro Surikow an die Macht, der Herrscher über ein „Milchimperium“, und lässt Holoborodko verhaften. Surikow wird durch die Nationalistin Schanna Boryssenko entmachtet. Holoborodko kommt schließlich aus dem Gefängnis frei, wendet die finanzielle Katastrophe der Ukraine ab und eint das Land.[5]
Austrahlung auf Arte
Die 1. Staffel (23 Episoden) von 3 Staffeln ist vom 19. November 2021 bis 18. Mai 2022 kostenlos in den Mediatheken von Arte, ARD und ZDF verfügber. Besprochen wird noch, ob die Serie darüber hinaus gezeigt wird.[6]
Rezeption
Stefan Fischer schlussfolgerte in der Süddeutschen Zeitung: „Wolodimir Selenskij ist eine Satire geglückt, in der das Feinsinnige und das Brachiale bestens nebeneinander existieren. Und die immer und immer wieder den realen Kern trifft.“[7]
Auswirkungen
„Diener des Volkes“ (ukrainisch Sluha narodu) wurde anschließend zum Namen der Partei Sluha narodu von Iwan Bakanow, dem damaligen Leiter der produzierenden Fernsehproduktionsgesellschaft Studio Kwartal 95, und Wolodymyr Selenskyj, der bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine am 21. April 2019 als politisch bisher nicht hervorgetretener Schauspieler zum Präsidenten der Ukraine gewählt wurde.[8]
Wolodymyr Paniotto des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) zufolge könnte sowohl das Image des Filmpräsidenten Holoborodko als auch das von Selenskyj persönlich bei dem Wahlerfolg Selenskyjs eine Rolle gespielt haben – der Traum, dass ein einfacher, ehrlicher, wenn auch nicht qualifizierter Mann Präsident wird. Laut einer Umfrage des KIIS war dies „hilfreich“, jedoch „nicht ausschlaggebend“.[9] Diana Duzyk, Medienexpertin am Ukrainischen Institut für Medien und Kommunikation, ist der Überzeugung, dass die direkte Ausstrahlung der Serie Diener des Volkes im Vorfeld der Wahlen „Teil des Wahlkampfs“ gewesen sei, sich jedoch in einer „Grauzone“ der Gesetzgebung befinde.[9]
Weblinks
- Diener des Volkes in der Internet Movie Database (englisch)
- Diener des Volkes in der Arte-Mediathek
- Diener des Volkes, Staffel 1, Original mit Untertiteln in der ARD Mediathek
Einzelnachweise
- Denis Trubetskoy: Ukraine: Heimspiel der Oligarchen im Fernsehen. In: MDR aktuell. 15. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- Simone Brunner: Ukrainischer Serienstar möglicher Präsidentschaftskandidat. In: Der Standard. 29. Dezember 2018, abgerufen am 21. April 2019.
- Matthias Schwartz: Der »Diener des Volkes«. Wolodymyr Selenskyjs Präsidentschaft in der Ukraine. Abgerufen am 6. März 2022.
- Simone Brunner: Plötzlich Präsident. In: ZEIT Online. 12. März 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- Denis Trubetskoy: Wie eine TV-Figur die Präsidentschaftswahl entschied. In: MDR aktuell. 15. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- t-online: Wolodymyr Selenskyj stößt mit Comedyserie auf steigendes Interesse. In: t-online. 1. März 2022, abgerufen am 6. März 2022.
- Da war doch was in Süddeutsche Zeitung vom 22. November 2021; abgerufen am 5. März 2022.
- Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2019 (Zweiter Wahlgang) auf der Webseite der Zentralen Wahlkommission der Ukraine vom 21. April 2019; abgerufen am 21. April 2019 (ukrainisch)
- Selenskyj: Wahlerfolg dank TV-Serie? auf Deutsche Welle vom 4. April 2019.