Deutscher Fernschachbund
Der Deutsche Fernschachbund e. V. (BdF) ist der nationale Fernschachverband in Deutschland. Er organisiert den Spielbetrieb im deutschen Fernschach und ist der Herausgeber der Fernschachzeitschrift Fernschachpost.
Deutscher Fernschachbund e. V. | |
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Gegründet | 25. August 1946 |
Gründungsort | Frankfurt am Main |
Präsident | Manfred Scheiba |
Mitglieder | 1.500 |
Verbandssitz | Hamburg |
Homepage | www.bdf-fernschachbund.de |
Spielbetrieb
Aufstiegsturniere
Die wichtigsten Turniere für Einzelspieler sind die Aufstiegsturniere, die zur Teilnahme an der Endrunde der deutschen Fernschachmeisterschaft berechtigen können. Für folgende Klassen ist eine Auf- und Abstiegsregelung vorgegeben:
- Offene Klasse
- Hauptturnierklasse
- Meisterklasse
In jeder Klasse werden Turniere mit sieben oder mit elf Teilnehmern (Großturnier) veranstaltet.
Platz 1 unterhalb der Meisterklasse berechtigt zum Aufstieg in die nächsthöhere Klasse. Bei einem geteilten ersten Platz steigen beide auf, wenn sie mindestens 75 Prozent der möglichen Punkte erzielt haben. Bei weniger als 75 Prozent erwerben beide Spieler eine Halbqualifikation. Zwei Halbqualifikationen berechtigen auch zum Aufstieg.
Wer weniger als ein Drittel der möglichen Punkte erreicht, muss in die tiefere Klasse absteigen. Gleiches gilt für alle Letztplatzierten in Turnieren, die ab dem 1. Januar 2007 gestartet werden.
Wer sich erstmals zu einem Aufstiegsturnier meldet, startet grundsätzlich in der Eingangsklasse, der Offenen Klasse. Wer besondere Schacherfolge nachweist – etwa Internationaler Meister im Nahschach – kann beantragen, in einer höheren Klasse einzusteigen.
Deutsche Meisterschaft
Gewinnt man in der Meisterklasse ein Großturnier oder ein Turnier mit sieben Teilnehmern, dann ist man berechtigt, an der Vorrunde zu einer deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Außerdem kann man an der Vorrunde teilnehmen, wenn man mindestens eine Fernschach-Wertzahl (FWZ) von 2225 oder eine ICCF-Elo-Zahl von 2350 hat. Der Sieger einer Vorrundengruppe ist für eine Endrunde qualifiziert und erhält, analog den früher bestehenden Nationalen Meistertiteln im Nahschach, den Titel Deutscher Meister.
Die bisherigen Gewinner der Meisterschaften sind in der Liste der Deutschen Meister im Fernschach aufgeführt.
Sonder- und Mannschaftsturniere
Neben den Aufstiegsturnieren bietet der Deutsche Fernschachbund noch weitere Turniere an:
- Allgemeine Turniere – Hier treffen sich Spieler jeder Spielstärke „just for fun“, Auf- und Abstieg ist nicht möglich.
- Thematurniere – Ein oder mehrere Eröffnungszüge sind zwingend vorgeschrieben.
- Pokalturniere
- Gedenkturniere
- Seniorenturniere
- Jugend- und Juniorenturniere
- Damenmeisterschaften
- Pyramidenspiel
- Länderkämpfe gegen andere Nationen
- Turniere mit Engine-Verbot
- Mannschaftsturniere – Hier wurden Mitte der 1990er Jahre mehrere Spielklassen eingeführt, wobei die 1. Fernschach-Bundesliga die höchste Klasse ist
- Turniere und Meisterschaften in Chess960.
Internationale Aufstiegsturniere
Eine ähnliche Klassenstruktur bietet der Weltfernschachverband ICCF an. Er veranstaltet Aufstiegsturniere auf Weltebene. Während der Spieler früher zwischen nationalen und internationalen Turnieren wechseln konnte, ist dies nach einer Turnierreform auf internationaler Ebene nicht mehr ohne weiteres möglich. Wer bis zur Reform zum Beispiel beim Deutschen Fernschachbund für die Hauptturnierklasse spielberechtigt war, der durfte auch in der Hauptturnierklasse auf Weltebene antreten – und umgekehrt. Auf Weltebene erfolgt die Zuordnung inzwischen aber nach der Elo-Zahl im Fernschach. Auf Europaebene sind die Turniere nach der Klassenstruktur durch eine in Runden ausgetragene Europameisterschaft ersetzt worden.
Geschichte
Die Gründung erfolgte am 25. August 1946 in Frankfurt am Main unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft deutscher Fernschachfreunde. Der erste Präsident war Edmund Adam. 1947 trat man dem Weltfernschachbund ICCF (der damals noch IFSB hieß) bei. Im Juli 1951 erschien erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder die monatliche Zeitschrift Fernschach, die ab 1992 Fernschach International heißt.
Ab 1952 nennt sich die Organisation Bund deutscher Fernschachfreunde (BdF). Bis 1959 veranstaltete man gesamtdeutsche Turniere, danach spalteten sich die Fernschachspieler der DDR ab. Nach der Wiedervereinigung wurden die DDR-Spieler wieder in den BdF integriert.
Am 1. September 1991 erfolgte abermals eine Umbenennung in Deutscher Fernschachbund (BdF). Am 1. September 2006 trat der Deutsche Fernschachbund dem Deutschen Schachbund bei.
Im Oktober 2007 wurde der Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragen (Registernummer VR 19586). Seitdem trägt er den Namenszusatz „e. V.“.
Mitglieder
Die höchste Mitgliederzahl erreichte der Deutsche Fernschachbund 1991 mit mehr als 8.000. Seitdem war diese Zahl rückläufig, sie sank über 3.000 zum Ende des Jahres 2005 bis auf circa 1.500 zum Ende des Jahres 2020. Zu den Gründen zählten Demotivation durch Computereinsatz und Konkurrenzveranstaltungen durch andere Verbände, aber besonders auch das Ausbleiben notwendiger eigener Reformen. Nach deren Umsetzung wurde der Mitgliederrückgang gestoppt und deren Zahl stieg wieder. Spezielle Turniere, in denen der Einsatz von Computern verboten ist, fangen das Problem der Demotivation durch Computereinsatz auf.
Fernschachserver
Der Deutsche Fernschachbund e. V. betreibt einen eigenen Fernschachserver, den BdF-Schachserver.
Internationale Erfolge
Der Deutsche Fernschachbund e. V. war besonders bei Olympiaden erfolgreich. Zuletzt wurde das Olympiateam des Deutschen Fernschachbundes e. V. Sieger im Finale der 18. Fernschach-Olympiade und damit Mannschafts-Weltmeister.
Das beste Ergebnis im 18. Finale für das deutsche Gold-Team erzielte der amtierende Vizeweltmeister Matthias Kribben, der Führende in der Deutschen Elo-Rangliste und Vierte der Weltrangliste. Kribben gewann vier Partien und erhöhte den Score in seinen nun 44 Olympia-Einsätzen für Deutschland auf 18 Siege bei 26 Remisen und Null Niederlagen. Drei Siege gelangen dem Neuling im Team, dem mehrfachen Weltcup-Gewinner Reinhard Moll. Zwei Gewinnpartien trug der Schachverleger Arno Nickel zum Olympiasieg bei und jeweils ein Sieg gelang Maximilian Voss und Hans-Dieter Wunderlich. Peter Hertel remisierte alle Partien und somit blieb das deutsche Team in allen 72 Partien ungeschlagen, ein Novum in einem Olympia-Finale.
Nach der legendären 10. Olympiade, in der die DDR noch 1994 die Bronzemedaille gewann, hat das (dann vereinte) Deutsche Olympia-Team mit zunächst Achim Soltau und dann Matthias Kribben an der Spitze in den letzten 20 Jahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben:
- 11. bis 14. Olympiade: jeweils Gold[1][2][3][4]
- 15. und 16. Olympiade: jeweils Silber[5][6]
- 17. und 18. Olympiade: jeweils Gold[7][8]
Mit der sechsten Goldmedaille hat der Deutsche Fernschachbund e. V. im ewigen Medaillenspiegel nun sogar Russland (bzw. Sowjetunion) überholt, die bereits nach 10 Olympiaden sechs Goldmedaillen auf dem Konto hatten, aber bei den Silbermedaillen (1 zu 4) klar unterlegen sind.
Im Jahr 1998 gewann Juliane Hund mit (+7 =1 −0) die 1. Frauen-Fernschach-Europameisterschaft, welche (Vor- plus Endrunde) mehr als 11 Jahre dauerte.
Präsidenten
- 1946–1956: Edmund Adam
- 1956–1989: Hermann Heemsoth
- 1989–1993: Achim Soltau
- 1993–2010: Fritz Baumbach
- 2011–2017: Uwe Staroske
- 2017–2019: Stephan Busemann
- 2020: Uwe Staroske
- seit 2021: Manfred Scheiba