Deutsche Handelsbank AG
Die Deutsche Handelsbank AG ist eine auf die Finanzierung von Wachstumsunternehmen und Zahlungsdienstleistungen spezialisierte Bank mit Sitz in München.[3] Das Institut hat unter anderem Onlineunternehmen wie den Brillenhändler Mr. Spex oder den Versicherungsmakler Clark finanziert.[4][5] Mit einer Bilanzsumme von rund 825 Mio. Euro zum Jahresende 2019[6] ist die Deutsche Handelsbank AG eine kleine Bank und ein Less Significant Institute im Sinne des Europäischen Bankenaufsichtsmechanismus (SSM)[7] bzw. im Sinne der BaFin-Kriterien.[8] Das Kreditinstitut ist nicht durch den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken geschützt, so dass Einlagen nur bis zu 100.000 Euro geschützt sind.[9] Im Zuge einer Restrukturierung und einem strategischen Kurswechsel hat die Bank ihr Geschäftsmodell von einst vier auf zwei Geschäftsfelder reduziert.[10]
Deutsche Handelsbank AG | |
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Staat | Deutschland |
Sitz | München |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Bankleitzahl | 700 111 00[1] |
BIC | DEKT DE7G XXX[1] |
Gründung | 2009 |
Website | www.handelsbank.com |
Geschäftsdaten 2019[2] | |
Bilanzsumme | 824,98 Mio. Euro |
Einlagen | 716,4 Mio. Euro |
Kundenkredite | 207,8 Mio. Euro |
Mitarbeiter | 70 |
Leitung | |
Vorstand | Frank Schlaberg Gerhard Grebe |
Aufsichtsrat | Thomas Emde (Vors.) |
Die Finanzierung junger, digitaler Wachstumsunternehmen über Venture Debt und Zahlungsdienstleistungen sind der Fokus der Geschäftstätigkeit.[11][12]
Geschichte
Die Deutsche Handelsbank AG (DHB) wurde 2009 von der Investmentgesellschaft Reimann Investors gegründet, hinter der Mitglieder des Familienzweigs um Günter Reimann-Dubbers der Unternehmerfamilie Reimann[13] stehen, die sich Ende der 1990er-Jahre von ihrer Beteiligung am früheren Familienunternehmen getrennt hatten. Diese Mitglieder der Familie verfolgten mit der Gründung das Ziel, das Anlagekonzept ihres Family Offices Reimann Investors auch Dritten zugänglich zu machen. 2010 kooperierte die DHB als Banking Service Partner mit dem Online-Zahlungsanbieter Sofort AG (heute Sofort GmbH/Klarna). Aus dieser Kooperation entstand eine Online-Bank mit Fokus auf die Bedürfnisse von E-Commerce-Unternehmen. Mit der fortschreitenden Etablierung als Dienstleister für B2B Zahlungsverkehr entstand 2012 der Ansatz, Startups und digitale Wachstumsunternehmen durch eine so genannte Working-Capital-Finanzierung zu unterstützen.[14] Vor allem der Kreditbereich wurde in den Folgejahren ausgebaut. 2018 erfolgte die Abspaltung der Reimann Investors Vermögensbetreuung GmbH, zuvor Deutsche Kontor Privatbank AG, sowie die Umfirmierung der Bank zur Deutsche Handelsbank AG.[14] Heute konzentriert sich die DHB auf die Finanzierung von Startups und digitalen Wachstumsunternehmen sowie auf Dienstleistungen rund um den Zahlungsverkehr. Die Aktiengesellschaft ist nicht börsennotiert. Seit Herbst 2019 wird die Deutsche Handelsbank von Frank Schlaberg und Jens Munk als Co-CEOs geführt.[15]
Anfang 2020 hat die Bank die Erhöhung des Grundkapitals um 2.542.373,00 EUR auf 11.842.373,00 EUR beschlossen.[16]
Am 2. November 2020 hat die BaFin gegenüber der Deutschen Handelsbank AG auf Grundlage des § 51 Abs. 2 Satz 1 des Geldwäschegesetzes angeordnet, angemessene interne Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen und allgemeine Sorgfaltspflichten einzuhalten.[17] Die Geldwäsche-Compliance wird bei der Deutsche Handelsbank AG seit Februar 2020 von Gerhard Grebe verantwortet, der im Februar 2020 Michael Eberhardt als CFO abgelöst hat.[16] Der 67-jährige Grebe hat dafür seinen Ruhestand unterbrochen, in dem er seit Beendigung seines Vorstandsmandats bei Julius Bär im Jahr 2018 weilte.
Im April 2021 durchsuchte die Staatsanwaltschaft München die Bank im Zusammenhang mit dem gegen sie geführten Ermittlungsverfahren wegen Geldwäsche.[18]
Ebenfalls im April 2021 investierte die Deutsche Handelsbank zusammen mit Nordwind Capital und der KfW insgesamt 20 Millionen US-Dollar in das Berliner E-Commerce-Unternehmen Productsup – davon 10 Millionen US-Dollar als Venture Debt.[19][20]
Im Mai 2021 wurde Thomas Emde neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutsche Handelsbank. Er folgte auf Ulrich Bergmoser, der aus dem Aufsichtsrat ausschied.[21]
Deutsche Kontor Privatbank AG
Die Deutsche Kontor Privatbank AG ist seit dem Jahr 2014 Inhaberin der Marke Deutsche Handelsbank, unter der sie spezialisierte Produkte und Dienstleistungen für E-Commerce-Unternehmen und Startups anbietet.[22] Seit dem Jahr 2018 firmiert sie unter Deutsche Handelsbank AG.
Weblinks
- Deutsche Handelsbank AG in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Website der Deutschen Handelsbank
Einzelnachweise
- Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
- Jahresabschluss zum 31. Dezember 2019 im Bundesanzeiger, Recherche unter http://www.bundesanzeiger.de/
- Handelsregisterauszug von Deutsche Kontor Privatbank AG (HRB 183219). 29. Oktober 2015, abgerufen am 7. April 2019.
- Deutsche Handelsbank: Start-up-Bank verdient wieder Geld. Abgerufen am 30. März 2021.
- Deutsche Handelsbank wird zum InsurTech-Finanzierer. Abgerufen am 30. März 2021 (englisch).
- Startseite – Bundesanzeiger. Abgerufen am 30. März 2021.
- "Small Banking Box". Abgerufen am 15. Mai 2020.
- Kreditinstitute unter BaFin - bzw. EZB-Aufsicht. Abgerufen am 14. Mai 2020.
- Einlagensicherungsfonds - Deutsche Handelsbank AG. Abgerufen am 14. Mai 2020.
- Handelsbank „heute viel stabiler“. Abgerufen am 30. März 2021 (deutsch).
- Pressemeldung vom 8. Oktober 2019. Deutsche Handelsbank, abgerufen am 14. Mai 2020.
- Deutsche Handelsbank holt Tech-Banker Jens Munk. Abgerufen am 30. März 2021.
- Reimann Investors Home. Abgerufen am 30. März 2021.
- Ausgliederung und Umfirmierung: Reimann Investors bündelt Vermögensbetreuung unter einer Marke. Abgerufen am 30. März 2021.
- https://www.finance-magazin.de/banking-berater/banking/deutsche-handelsbank-holt-tech-banker-jens-munk-2046681/
- Registerportal. Abgerufen am 9. Dezember 2020.
- Deutsche Handelsbank AG: Anordnung zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Abgerufen am 9. Dezember 2020.
- Felix Holtermann: Geldwäsche-Verdacht und Strategieprobleme – Die Bank der Industriellenfamilie Reimann steckt in der Krise. In: handelsblatt.com. 1. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2021.
- https://www.deutsche-startups.de/2021/03/31/dealmonitor-31-03-2021/
- https://www.prweb.com/releases/productsup_announces_closing_of_20_million_in_funding_led_by_nordwind_capital_and_deutsche_handelsbank/prweb17831795.htm
- https://www.boersen-zeitung.de/personen/deutsche-handelsbank-macht-emde-zum-chefaufseher-a799bc6c-ae5e-11eb-9346-2ff9f87e4cd9
- Finanz-Anzeiger.de: Archivierte Kopie (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)