Deutsch-Französische Union

Die Deutsch-Französische Union / Union franco-allemande (DFU/UFA) w​ar eine Initiative d​er Emigrantenzeitschrift Die Zukunft (Willi Münzenberg). Diese veröffentlichte a​m 28. April[1] u​nd am 19. Mai 1939[2] a​uf ihrer Titelseite z​wei Aufrufe z​ur Gründung dieser Union (der zweite i​n deutscher u​nd französischer Sprache), unterzeichnet v​on zahlreichen Intellektuellen a​us beiden Ländern s​owie Österreich, darunter René Schickele, Fritz v​on Unruh, Franz Werfel, Georges Duhamel u​nd Emmanuel Mounier. Ab d​em 26. Mai t​rug Die Zukunft d​en offiziellen zweisprachigen Untertitel: Organe d​e l’Union franco-allemande – Organ d​er deutsch-französischen Union.[3] Bis z​um 14. Juli 1939 traten weitere Mitglieder bei, darunter Thomas Mann, Erika Mann u​nd Bruno Frank.[4]

Hans-Manfred Bock h​ebt die Bedeutung dieser Institution a​ls letztes wichtiges Verständigungsnetzwerk d​er Zwischenkriegszeit hervor. Das Ziel w​ar u. a., i​m Exil d​as bessere, d​as „andere“ Deutschland z​u vertreten.[5] Sie schrieb s​ich den Begriff d​er „Freiheit“ a​uf ihre Fahnen, d​en sie d​er „Tyrannis“ Nazideutschlands entgegensetzte. Dieser w​urde im Sinne d​er bürgerlich-liberalen, linkskatholischen u​nd sozialistischen Mitglieder d​er DFU/UFA definiert.[6]

Tatsächlich diente d​ie DFU/UFA a​uch als Sprachrohr für Willi Münzenbergs Bruch m​it dem Stalinismus u​nd prangerte d​en Hitler-Stalin-Pakt an, erstmals i​n der Ausgabe d​er Zukunft v​om 28. August 1939 an: „Wir stehen i​n der Friedensfront für Freiheit u​nd Demokratie“, und: „Klare Fronten“.[7]

Sie spiegelte d​ie verschiedenen Netzwerke wider, d​ie auch z​ur Zukunft beitrugen: Pazifisten, Christdemokraten, Vertreter d​er deutsch-französischen Verständigung a​us der Zeit d​er Weimarer Republik, Mitglieder d​er von Willi Münzenberg i​n den Jahren z​uvor im Auftrag d​er Komintern gegründeten Organisationen, insbesondere d​es Lutetia-Kreises u​nd des Rassemblement universel p​our la paix (Internationale Friedenskampagne, Lord Robert Cecil), allerdings u​nter Ausschluss d​er Kommunisten, d​ie nicht m​ehr mit Münzenberg zusammenarbeiteten.[8]

Die Mitglieder d​er DFU/UFA spielten n​ach 1945 e​ine wichtige Rolle i​n den Anfängen d​er deutsch-französischen Verständigung, u. a. Edmond Vermeil u​nd Emmanuel Mounier.[9]

Einzelnachweise

  1. Die Zukunft: Deutschland-Frankreich. Nr. 17. Sebastian Brant, Paris 28. April 1939, S. 1.
  2. Die Zukunft: Deutsch-französische Union. Nr. 20. Sebastian Brant, Paris 19. Mai 1939, S. 1.
  3. Die Zukunft. Nr. 22. Sebastian Brant, Paris 26. Mai 1939, S. 1.
  4. Die Zukunft: Neue Anschlüsse an die Deutsch-Französische Union. Nr. 28. Sebastian Brant, Paris 14. Juli 1939, S. 11.
  5. Hans-Manfred Bock: Versöhnung oder Subversion? Deutsch-französische Verständigungs-Organisationen und -Netzwerke der Zwischenkriegszeit. Narr-Verlag, Tübingen 2014, ISBN 978-3-8233-6728-4, S. 405485.
  6. Hans-Manfred Bock: Versöhnung oder Subversion? Narr-Verlag, Tübingen 2014, ISBN 978-3-8233-6728-4, S. 472473.
  7. Die Zukunft. Nr. 35. Sebastian Brant, Paris 28. August 1939, S. 1;3.
  8. Annette Grohmann-Nogarède: l'hebdomadaire Die Zukunft (1938-40) et ses auteurs (1899-1979): penser l’Europe et le monde au XXe siècle. Peter Lang, Berlin/Bern/Bruxelles/New York 2021, ISBN 978-3-631-83638-5, S. 115123.
  9. Annette Grohmann-Nogarède: L'hebdomadaire Die Zukunft (1938-40) et ses auteurs (1899-1979): penser l’Europe et le monde au XXe siècle. Peter Lang, Berlin/Bern/Bruxelles/New York 2021, S. 511513.
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