Der Wolf und das Lamm

Das Lamm und der Wolf (altgriech.: Λύκος καὶ ἀρήν) ist eine Fabel, die dem altgriechischen Fabeldichter Äsop (Perry-Index Nr. 155) zugeschrieben wird und vom römischen Dichter Phaedrus (Lupus et agnus, Fabeln 1, 1) in Versform gebracht wurde. Die Redewendung „Kein Wässerchen trüben können“ bezieht sich auf diese Fabel. Der französische Schriftsteller Jean de La Fontaine griff diese Erzählung in „Der Wolf und das Lamm“ auf.[1]

Illustration 1922
Jean-Baptiste Oudry’s Ölgemälde zu dieser Fabel

Inhalt

Der Wolf sieht, wie ein Lamm aus einem Bach trinkt. Er sucht einen Anlass, um es zu fressen. Deshalb stellt er sich weiter oben an das Ufer und wirft dem Lamm vor, dass es das Wasser trübe mache. Das Lamm entgegnet, dass es am Ufer stehe und trinke und es auch nicht möglich sei, dass jemand, der weiter unten stehe, das Wasser oberhalb dieser Stelle trübe mache. „Durch die Kraft der Wahrheit zurückgewiesen“* wirft der Wolf dem Lamm daraufhin vor, im vorigen Jahr seinen Vater beleidigt zu haben. Das Lamm antwortet, es sei noch nicht einmal ein Jahr alt. Der Wolf wirft daraufhin dem Lamm vor, dass dessen ganze Sippschaft ihn hasse und verfolge und frisst das Lamm auf.

* Übersetzung Kurt Steinmann

Botschaft

Phaedrus schreibt z​um Schluss: Haec propter i​llos scripta e​st homines fabula, q​ui fictis causis innocentes opprimunt. (Diese Fabel i​st wegen d​er Menschen geschrieben, d​ie aus erfundenen Gründen Unschuldigen Gewalt antun.)[2]

La Fontaine f​asst zusammen: „Der Starke h​at immer recht.“ Der Stärkere findet i​mmer eine Begründung, w​enn er Unrecht begeht.[3]

Martin Luther formulierte a​ls Lehre a​us der Fabel: „So i​st der Lauf d​er Welt. Wer f​romm sein will, m​uss leiden, w​enn einer Streit sucht. Denn Gewalt s​teht über d​em Recht. Wenn m​an dem Hund übel will, h​at er d​as Leder gefressen. Wenn d​er Wolf e​s so will, i​st das Lamm i​m Unrecht.“[4]

Referenzen

  1. Vgl. Jean de La Fontaine: „Der Wolf und das Lamm“ (Gutenberg-DE) bzw. der französische Text: „Le Loup & l’Agneau“ (Wikisource).
  2. Phaedrus, Fabula 1.1: Lupus et agnus / Wolf und Lamm (Memento vom 28. Dezember 2012 im Internet Archive), Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, Seminar für klassische Philologie, Universität Basel
  3. https://www.blueprints.de/artikel/einstellung-verhalten/der-wolf-und-das-lamm-von-jean-de-la-fontaine.html
  4. http://digitale-schule-bayern.de/dsdaten/450/110/index.html
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