Der Wolf und das Lamm
Das Lamm und der Wolf (altgriech.: Λύκος καὶ ἀρήν) ist eine Fabel, die dem altgriechischen Fabeldichter Äsop (Perry-Index Nr. 155) zugeschrieben wird und vom römischen Dichter Phaedrus (Lupus et agnus, Fabeln 1, 1) in Versform gebracht wurde. Die Redewendung „Kein Wässerchen trüben können“ bezieht sich auf diese Fabel. Der französische Schriftsteller Jean de La Fontaine griff diese Erzählung in „Der Wolf und das Lamm“ auf.[1]
Inhalt
Der Wolf sieht, wie ein Lamm aus einem Bach trinkt. Er sucht einen Anlass, um es zu fressen. Deshalb stellt er sich weiter oben an das Ufer und wirft dem Lamm vor, dass es das Wasser trübe mache. Das Lamm entgegnet, dass es am Ufer stehe und trinke und es auch nicht möglich sei, dass jemand, der weiter unten stehe, das Wasser oberhalb dieser Stelle trübe mache. „Durch die Kraft der Wahrheit zurückgewiesen“* wirft der Wolf dem Lamm daraufhin vor, im vorigen Jahr seinen Vater beleidigt zu haben. Das Lamm antwortet, es sei noch nicht einmal ein Jahr alt. Der Wolf wirft daraufhin dem Lamm vor, dass dessen ganze Sippschaft ihn hasse und verfolge und frisst das Lamm auf.
Botschaft
Phaedrus schreibt zum Schluss: Haec propter illos scripta est homines fabula, qui fictis causis innocentes opprimunt. (Diese Fabel ist wegen der Menschen geschrieben, die aus erfundenen Gründen Unschuldigen Gewalt antun.)[2]
La Fontaine fasst zusammen: „Der Starke hat immer recht.“ Der Stärkere findet immer eine Begründung, wenn er Unrecht begeht.[3]
Martin Luther formulierte als Lehre aus der Fabel: „So ist der Lauf der Welt. Wer fromm sein will, muss leiden, wenn einer Streit sucht. Denn Gewalt steht über dem Recht. Wenn man dem Hund übel will, hat er das Leder gefressen. Wenn der Wolf es so will, ist das Lamm im Unrecht.“[4]
Weblinks
- Aesop: Das Lamm und der Wolf bei Gutenberg-DE
- Jean de La Fontaine: Der Wolf und das Lamm bei Gutenberg-DE
- Aisopos: Vom Wolff und Lemlin (Deutsch von Martin Luther, S. 58) bei DSpace at University of Tartu
- wolves.de (derzeit offline, 25. August 2017)
- Enache, Balder, Gsöllpointner, Müller: Wolf und Lamm. Ein Dialog über eine äsopische Fabel (= Phaedrus 1, 1), in: RursuSpicae 2018
- Kommentar zu dieser Fabel
Referenzen
- Vgl. Jean de La Fontaine: „Der Wolf und das Lamm“ (Gutenberg-DE) bzw. der französische Text: „Le Loup & l’Agneau“ (Wikisource).
- Phaedrus, Fabula 1.1: Lupus et agnus / Wolf und Lamm (Memento vom 28. Dezember 2012 im Internet Archive), Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, Seminar für klassische Philologie, Universität Basel
- https://www.blueprints.de/artikel/einstellung-verhalten/der-wolf-und-das-lamm-von-jean-de-la-fontaine.html
- http://digitale-schule-bayern.de/dsdaten/450/110/index.html