Der Weltfriedensvertrag
Die Veröffentlichung Der Weltfriedensvertrag enthält vier Briefe, die im Zusammenhang mit der Zentralorganisation für einen dauerhaften Frieden in Den Haag stehen und von Abdul-Baha, dem Schriftgelehrten der Bahai-Religion, verfasst wurden. Den Lehrbrief an diese Organisation vom 17. Dezember 1919 bezeichnet Shoghi Effendi, der Hüter der Bahai-Religion, in seinem Buch Gott geht vorüber „von weittragender Bedeutung“. Der Weltfriedensvertrag enthält außerdem den Brief, der dem Lehrbrief beigefügt war, einen Brief an Ahmad Yazdání, den Überbringer dieses Lehrbriefes und einen weiteren wesentlich kürzeren Brief an die Zentralorganisation vom 17. Juli 1920. Außerdem enthält der Weltfriedensvertrag historische Hintergrundinformationen.
Lehrbrief an die Zentralorganisation für einen dauerhaften Frieden vom 17. Dezember 1919
Der iranische Bahai und Esperantist Ahmad Yazdání hatte von der Gründung der „Zentralorganisation für einen dauernden Frieden“ erfahren und in seinem Schreiben an diese Organisation die Prinzipien der Bahai-Religion dargelegt und auf Abdul-Baha verwiesen. Die Zentralorganisation schrieb daraufhin am 11. Februar 1916 einen Brief an Abdul-Baha. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg erhielt Abdul-Baha diese Anfrage erst 1919. Briefe früheren Datums, auf die in diesem Schreiben Bezug genommen wurden, erreichten Abdul-Baha nicht. Seine Antwort wurde von der Hand der Sache Mírzá Alí-Muhammad Ibn-i-Asdaq und Ahmad Yazdání in Den Haag überreicht.
In dem Brief, der teilweise auch im Kapitel 227 der Briefe und Botschaften wiedergegeben wird, macht Abdul-Baha unter anderem darauf aufmerksam, dass eine einzelne Sache wie der Friede die menschliche Wirklichkeit nicht so beeinflussen kann, wie es sein müsste und sollte. „Denn ehe die Gesinnung der Menschen nicht geeinigt wird, kann keine wichtige Angelegenheit durchgeführt werden.“ Der Weltfrieden ist wichtig, „aber die Einheit des Bewusstseins ist wesentlich, damit so die Grundlage dieser Angelegenheit fest, ihre Errichtung gesichert und ihr Gebäude stark sein möge“. Abdul-Baha erläuterte die ethischen Grundsätze des Bahai-Glaubens, um diese Einheit zu erreichen, warnte den Ausschuss, dass andere aus dem Osten kommen und diese Lehren als ihre eigenen darbieten könnten und schrieb dann zur Friedensfrage:„...Der Völkerbund ist zwar geschaffen worden, aber er ist nicht fähig, den Weltfrieden zu verwirklichen. Der von Baha’u’llah beschriebene Höchste Gerichtshof aber wird diese heilige Aufgabe mit größter Macht und Kraft erfüllen.“ Abdul-Baha beschreibt detailliert wie dieser Gerichtshof zu bilden ist.
Diesem Lehrbrief war ein weiterer Brief von Abdul-Baha beigefügt, den dieser während des Ersten Weltkrieges niedergeschrieben hatte. Diesen Brief über die Lehren Baha’u’llahs kann man auch im Kapitel 1 der Briefe und Botschaften nachlesen.
Brief an Ahmad Yazdání
In diesem Brief, der auch im Kapitel 228 der Briefe und Botschaften wiedergegeben wird, schreibt Abdul-Baha unter anderem: „Es ist klar, dass dieses Treffen nicht das ist, wofür es gehalten wird, ist es doch außerstande, die Angelegenheiten so zu ordnen, wie es richtig und nötig wäre. Wie dem auch sei: Die Sache, um die man sich bemüht, ist von höchster Wichtigkeit.“ Abdul-Baha bittet Ahmad Yazdani den weiter unten beschriebenen Brief der Organisation auszuhändigen und gibt die Empfehlung den versammelten Mitgliedern auf die Haager Friedenskonferenzen hinzuweisen, deren Mitglieder vom höchsten Rang waren und deren Präsident der Zar von Russland war und dass diese trotzdem den Ersten Weltkrieg nicht verhindern konnten. Abdul-Baha prophezeit einen noch schrecklicheren Krieg. Außerdem gibt Abdul-Baha Ratschläge zur Verbreitung des Bahai-Glaubens unter den Esperantisten.
Brief an die Zentralorganisation für einen dauerhaften Frieden vom 17. Juni 1920
Ibn-i-Asdaq und Ahmad Yazdání erhielten in Den Haag ein Schreiben mit Datum vom 12. Juni 1920, das sie an Abdul-Baha weiterleiteten. Dieser antwortete am 17. Juli 1920 wiederum durch persönliche Übermittlung von Ibn-i-Asdaq und Ahmad Yazdání. Der Brief ist in Englisch wiedergegeben und stammt aus dem amerikanischen Bahai-Magazin „Star of the West“.
In diesem Brief weist Abdul-Baha darauf hin, dass die Vorteile des Friedens den Menschen wohlbekannt sind. Jedoch ist Wissen allein nicht ausreichend. Es ist offensichtlich, dass diese größte Bestrebung (Frieden) auch nicht durch gewöhnliche Emotionen erreicht werden kann. Daher schreibt Abdul-Baha, dass die ausführende Kraft für dieses große Problem (Erlangung des Friedens) die Macht des Gotteswortes und die Bestätigungen des Heiligen Geistes sind.
Literatur
- Abdu’l-Bahá: Der Weltfriedensvertrag. Bahai-Verlag, Hofheim-Langenhain 1988, ISBN 978-3-87037-211-8 (Online).
- Abdu’l-Bahá: Briefe und Botschaften. Bahai-Verlag, Hofheim 1992, ISBN 3-87037-280-X, S. 7–10 (Kapitel 1), 346–360 (Kapitel 227 und 228) (Online).
- Abdu’l-Bahá: Star of the West. Hrsg.: Bahai News Service. Chicago 1921, S. 288–289.
- The National Spiritual Assembly of the Bahais of Iran: The Bahai World Vol. XVII. Hrsg.: The Universal House of Justice. Haifa 1981, ISBN 0-85398-130-2, S. 438–440.