Esperantist
Esperantist bezeichnet einerseits „einen Kenner des Esperanto“,[1] aber auch einen „Anhänger des Esperanto“.[2]
Geschichte und Definition
Schon sehr bald nach der Veröffentlichung der Plansprache Esperanto durch Ludwik Lejzer Zamenhof im Jahr 1887 fingen ihre Anhänger an, sich Esperantisten zu nennen. So hieß die erste, ab 1889 erscheinende Esperanto-Zeitschrift La Esperantisto (deutsch Der Esperantist). In einer auf dem 1. Esperanto-Weltkongress 1905 in Boulogne-sur-Mer beschlossenen „Erklärung über das Wesen des Esperantismus“ („Deklaracio pri la Esenco de la Esperantismo“) wird das Wort im fünften Absatz wie folgt definiert:
„Esperantist wird jeder Mensch genannt, der die Sprache Esperanto beherrscht und anwendet, ganz gleich für welche Zwecke er sie anwendet. Die Zugehörigkeit zu irgendeiner aktiven Gesellschaft von Esperantisten ist jedem Esperantisten zu empfehlen, aber nicht verpflichtend.“[3]
Die Endung -ist lässt vermuten, es handele sich um einen Anhänger einer bestimmten Ideologie, einer bestimmten kultur- oder sprachpolitischen Bestrebung. In diesem Fall nimmt „Esperantist“ Bezug auf den „Esperantismus“, der im Titel der Erklärung von Boulogne (1905) auftaucht und im ersten Absatz definiert wird:
„Der Esperantismus ist das Bemühen, auf der ganzen Welt die Verwendung einer neutralen menschlichen Sprache zu verbreiten, die, ‚ohne sich in das innere Leben der Völker hineinzudrängen und in keiner Weise mit dem Ziel, die bestehenden nationalen Sprache herauszudrängen‘, den Menschen verschiedener Nationen die Möglichkeit gäbe, sich untereinander zu verständigen.“[4]
Daher ist der alternative Begriff „Esperanto-Sprecher“ (Esperanto-parolanto) aufgekommen, der diese Konnotation vermeidet und mit dem ausdrücklich lediglich die Zugehörigkeit zur Esperanto-Sprachgemeinschaft bezeichnet wird. Die Bezeichnung Esperantismus ist heute unüblich; man spricht eher von der Esperanto-Bewegung.
„Interna ideo“ (innere Idee)
Der Sprachgründer Zamenhof hat mit Esperanto auch eine „innere Idee“ (interna ideo) verbunden. Dazu sagte er auf dem 8. Esperanto-Weltkongress 1912 in Krakau:
„Die innere Idee von Esperanto – die für den einzelnen Esperantisten in keiner Weise verpflichtend ist, die aber, wie Sie wissen, auf Esperanto-Kongressen herrscht und immer herrschen muss – ist: auf neutraler sprachlicher Basis die Mauern zwischen den Völkern niederzureißen und die Menschen daran zu gewöhnen, dass jeder von ihnen seinen Nächsten als Menschen und Bruder ansehen möge.“[5]
Die geschichtliche Entwicklung der interna ideo hat Alessandra Madella dargestellt.[6]
Weblinks
- Esperanto-Weltbund UEA – größter Weltdachverband der Esperanto-Sprecher
Einzelnachweise
- Das Fremdwörterbuch (= Duden. Band 5). 10., aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Mannheim u. a. 2010, ISBN 978-3-411-04060-5, S. 308 f. „Jemand, der sich wissenschaftlich mit Esperanto befasst, heißt im Unterschied dazu ‚Esperantologe‘.“
- Esperantist. Duden; zuletzt eingesehen am 12. Febr. 2019
- „Esperantisto estas nomata ĉiu persono, kiu scias kaj uzas la lingvon Esperanto tute egale por kiaj celoj li ĝin uzas. Apartenado al ia aktiva societo Esperantista por ĉiu Esperantisto estas rekomendinda, sed ne deviga.“ Bulonja „Deklaracio pri la Esenco de la Esperantismo“, Absatz Nr. 5, auf Wikisource
- „La Esperantismo estas penado disvastigi en la tuta mondo la uzadon de lingvo neŭtrale homa, kiu ‚ne entrudante sin en la internan vivon de la popoloj kaj neniom celante elpuŝi la ekzistantajn lingvojn naciajn‘, donus al la homoj de malsamaj nacioj la eblon kompreniĝadi inter si“. Erklärung von Boulogne, 1905, Absatz Nr. 1, (Wikisource).
- „La interna ideo de Esperanto, kiu havas absolute nenian devigon por ĉiu esperantisto aparta, sed kiu, kiel vi scias, plene regas kaj ĉiam devas regi en la esperantaj kongresoj, estas: sur neŭtrala lingva fundamento forigi la murojn inter la gentoj kaj alkutimigadi la homojn, ke ĉiu el ili vidu en sia proksimulo nur homon kaj fraton.“ Parolado antaŭ la Oka Kongreso Esperantista en Krakow en la 11a de aŭgusto 1912
- Alessandra Madella: ‘The Light Cloak of the Saint:’ The Changing Rhetorical Situations of Esperanto’s “Internal Idea” and its Relevance to Contemporary Problems. Poroi 14, Iss. 2 (2019): Article 4. https://doi.org/10.13008/2151-2957.1278