Denis Halliday

Denis J. Halliday (* 1941[1]) ist ein ehemaliger irischer UN-Diplomat. Im Auftrag der UNO war er vom 1. September 1997 bis 1998 Humanitärer Koordinator im Irak.

Denis Halliday (2019)

Halliday h​at einen Abschluss i​n Wirtschaftswissenschaften, Geographie u​nd Verwaltungswissenschaften (Trinity College, Dublin).

Berufliche Karriere

Halliday w​ar 34 Jahre seines Berufslebens für d​ie UNO tätig.

Nach e​inem Volontariat v​on 1962 b​is 1963 b​ei Quakern i​n Kenia, w​urde er 1964 b​ei der UN eingestellt u​nd zunächst i​n Teheran eingesetzt. Von 1966 b​is 1972 w​ar er i​m Asia Bureau o​f UNDP Headquarters i​n New York beschäftigt, b​is er 1972 n​ach Malaysia versetzt u​nd ab d​a in verschiedenen Ländern d​es asiatischen Raums eingesetzt wurde. 1987 kehrte e​r nach New York zurück, u​nd zwar i​n das Asia a​nd Pacific Bureau, w​o er b​ei der Organisation d​es ersten "Runden Tischs" d​er UNDP Asien beteiligt war. 1985 w​urde er Deputy Director d​er Personalabteilung.

Seine Aufgabe ab 1997 als humanitärer Koordinator – die höchste Position, die die UN im Zusammenhang mit humanitären Auslandseinsätzen zu vergeben hat – war die Beobachtung und Analyse einer sich steigernden humanitären Notsituation im Irak[2]. Der Irak war nach dem zweiten Golfkrieg von der UNO mit einem Wirtschaftsembargo belegt worden, was erhebliche Auswirkungen auf die irakische Zivilbevölkerung hatte. Nach 34-jähriger Zugehörigkeit zur UN trat Halliday aus Protest gegen das UN-Embargo gegen den Irak zurück, nachdem er Zeuge der Folgen des Embargos für die irakische Zivilbevölkerung geworden war. Das Verhalten der UNO würde seiner Meinung nach den Tatbestand des Völkermordes erfüllen.[3][4][5] Er gab anlässlich seines Rücktritts folgende Erklärung ab:

„Ich wurde oft gefragt, warum ich nach einer dreißigjährigen Karriere bei der UNO zurücktreten wolle, warum ich mich mit all den mächtigen Staaten des UN-Sicherheitsrats angelegt habe und warum mich auch nach 5 Jahren das Wohlergehen des irakischen Volkes interessiert. In Wahrheit hatte ich keine andere Wahl. Hätten sie meinen Posten im Irak innegehabt, hätten sie das gleiche getan. Ich wurde zum Rücktritt getrieben, weil ich mich weigerte die Anordnungen des Sicherheitsrates zu befolgen, der gleiche Sicherheitsrat, der die völkermordverursachenden Sanktionen eingerichtet hat und diese aufrechterhält, die die Unschuldigen im Irak treffen ( ‚… the same Security Council that had imposed and sustained genocidal sanctions on the innocent of Iraq.‘) Ich wollte nicht zum Komplizen werden, ich wollte frei und öffentlich gegen dieses Verbrechen sprechen. Der wichtigste Grund ist, dass mein angeborenes Gerechtigkeitsempfinden entrüstet war und ist über die Gewalttätigkeit der Auswirkungen, die die UN-Sanktionen auf das Leben von Kindern, Familien hatte und hat. Es gibt keine Rechtfertigung für das Töten der jungen, der alten, der kranken, der armen Bevölkerung des Irak. Einige werden ihnen sagen, dass es die Führung ist, die das irakische Volk bestraft. Das ist nicht meine Wahrnehmung oder Erfahrung, die ich vom Leben in Baghdad gemacht habe. Und da wo das der Fall ist, wie soll das die weitere Bestrafung, die de facto eine Kollektivstrafe durch die UNO ist, rechtfertigen? Ich glaube nicht, dass es eine Rechtfertigung gibt (I don’t think so) Und das Völkerrecht hat keine Grundlage für die unverhältnismäßig und mörderische Konsequenzen des seit über 12 Jahren stattfindenden UN-Embargos.“[6]

Sein Nachfolger w​urde der deutsche Diplomat Hans-Christof v​on Sponeck, dieser t​rat 2000 ebenfalls a​us Protest v​on diesem Posten zurück u​nd nannte ähnliche Gründe w​ie Halliday.

Am 25. Oktober 2007 protestierte Halliday i​n einem Brief g​egen die feierliche Einweihung e​iner Statue d​es ehemaligen britischen Premierministers David Lloyd George, d​a dieser für Flächenbombardements i​m Nahen Osten verantwortlich gewesen war.[7]

Auszeichnungen

2003 wurde Denis Halliday mit dem „Gandhi International Peace Award“ für die Anerkennung seiner Verdienste, auf die Notlage der Iraker aufmerksam gemacht zu haben, ausgezeichnet. 2007 übergab er diesen Preis an die Website Media Lens.[8]

Einzelnachweise

  1. Michael Powell: The Deaths He Cannot Sanction; Ex-U.N. Worker Details Harm to Iraqi Children. In: The Washington Post. 17. Dezember 1998. Archiviert vom Original am 26. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.highbeam.com Abgerufen am 16. August 2009.
  2. Archivlink (Memento des Originals vom 14. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unocha.org
  3. Denis Halliday. Biographical information for Denis Halliday, Dezember 1998
  4. Former UN official says sanctions against Iraq amount to 'genocide', Cornell Chronicle, 30. September 1999.
  5. Jennifer Byrne Dennis Halliday - UN Iraq sanctions (Memento des Originals vom 3. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abc.net.au, Australian Broadcasting Corporation. 28. März 2000
  6. Denis Halliday: 2003 Gandhi International Peace Award Acceptance Speech. Abgerufen am 7. November 2008.
  7. "Bad Lloyd George" - Daily Telegraph Brief Unterzeichnet von Halliday, Pinter und Pilger.
  8. David Edwards: HALF A MILLION CHILDREN UNDER FIVE ARE DEAD IN IRAQ – WHO IS RESPONSIBLE?. Media Lens. 2001. Archiviert vom Original am 20. Oktober 2008.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medialens.org Abgerufen am 14. Dezember 2011.
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