David M. Sabatini
David Marcelo Sabatini (* 27. Januar 1968 in Westchester County, New York) ist ein Molekularbiologe, der durch die Untersuchung der Regulation von Wachstumsprozessen in Säuger-Zellen bekannt ist, speziell der Entdeckung und Untersuchung von mTOR. Er war Professor für Biologie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und am dortigen Whitehead-Institut.
Sabatini studierte Medizin an der Johns Hopkins University mit dem M.D. Abschluss und Ph. D. bei Solomon Snyder 1997. In seiner Gruppe untersuchte er speziell die Wachstumsregulation in Säuger-Zellen über den von ihm und Snyder – sowie gleichzeitig durch Robert Abraham und Stuart L. Schreiber in Harvard – entdeckten mTOR (mammalian Target of Rapamycin) Mechanismus, worüber er schon seine Dissertation schrieb. Verschiedene TOR-Gene als Ansatzpunkt von Rapamycin bei Hefezellen wurden zuvor Anfang der 1990er Jahre von Forschern bei Sandoz in Basel entdeckt (die sie nach einem Stadttor von Basel benannten), mTOR ist spezifisch für Säugerzellen. Er ist nach dem Antibiotikum Rapamycin benannt, das am mTOR-Komplex angreift. Sabatini und Mitarbeiter klärten die Rolle einer Reihe Proteine auf, die bei der Regulation über den mTOR-Komplex eine Rolle spielen. mTOR spielt eine zentrale Rolle in der Wachstumsregulation und daran ansetzende Medikamente wie Rapamycin sind nicht nur als Antibiotika wichtig, sondern auch bei Krebs, Herzkreislauferkrankungen, Transplantationen, Nierenerkrankungen, Altern, Alzheimer, Diabetes u. a.
Sein Labor entwickelt auch die Technik zellbasierter Mikroarrays, die es ermöglicht, die Störung der Funktion tausender Gene in einer Zelle parallel zu untersuchen. Außerdem ist er am Aufbau einer RNA-Interferenz-Bibliothek für menschliche Zelle und Maus-Zellen beteiligt.
2014 erhielt Sabatini den NAS Award in Molecular Biology, 2016 wurde er in die National Academy of Sciences gewählt. Seit 2016 zählt ihn Thomson Reuters aufgrund der Zahl seiner Zitierungen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Thomson Reuters Citation Laureates).[1] Für 2017 erhielt Sabatini den Dickson Prize in Medicine und den Lurie Prize in Biomedical Sciences. 2019 wurde er mit dem Louisa-Gross-Horwitz-Preis und dem BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award ausgezeichnet. Für 2020 wurden ihm der Sjöberg Prize und der Nemmers-Preis für Medizin zugesprochen.
Im August 2021 wurde Sabatini vom Whitehead Institute und vom Howard Hughes Medical Institute entlassen und vom MIT beurlaubt, nachdem eine Untersuchung wegen sexueller Belästigung während seiner Arbeit am Whitehead Institute stattgefunden hatte.[2]
Er ist nicht mit dem argentinisch-US-amerikanischen Zellbiologen David D. Sabatini zu verwechseln.
Schriften (Auswahl)
- mit S. H. Snyder u. a.: RAFT1: a mammalian protein that binds to FKBP12 in a rapamycin-dependent fashion and is homologous to yeast TORs, Cell, Band 78, 1994, S. 35–43
- mit D. H. Kim u. a.: mTOR interacts with raptor to form a nutrient-sensitive complex that signals to the cell growth machinery, Cell, Band 110, 2002, S. 163–175
- mit D. D. Sarbassov u. a.: Rictor, a novel binding partner of mTOR, defines a rapamycin-insensitive and raptor-independent pathway that regulates the cytoskeleton, Current Biology, Band 14, 2004, S. 1296–1302
- mit D. D. Sarbassov, S. M. Ali: Growing roles for the mTOR pathway, Current Opinion in Cell Biology, Band 17, 2005, S. 596–603
- mit D. D. Sarbassov, D. A. Guertin, S. M. Ali: Phosphorylation and regulation of Akt/PKB by the rictor-mTOR complex, Science, Band 307, 2005, S. 1098–1101
- mit A. E. Carpenter u. a.: CellProfiler: image analysis software for identifying and quantifying cell phenotypes, Genome Biology, Band 7, 2006, R100
- mit D. D. Sarbassov u. a.: Prolonged rapamycin treatment inhibits mTORC2 assembly and Akt/PKB, Molecular Cell, Band 22, 2006, S. 159–168
- mit D. A. Guertin: Defining the role of mTOR in cancer, Cancer Cell, Band 12, 2007, S. 9–22
- mit Y. Sancak u. a.: The Rag GTPases bind raptor and mediate amino acid signaling to mTORC1, Science, Band 320, 2008, S. 1496–1501
- mit P. P. Hsu: Cancer cell metabolism: Warburg and beyond, Cell, Band 134, 2008, S. 703–707
- mit M. Laplante: mTOR signaling at a glance, Journal of Cell Science, Band 122, 2009, S. 3589–3594
- mit R. Zoncu, A. Efeyan: mTOR: from growth signal integration to cancer, diabetes and ageing, Nature Reviews Molecular Cell Biology, Band 12, 2011, S. 21–35
- mit M. Laplante: mTOR signaling in growth control and disease, Cell, Band 149, 2012, S. 274–293
- mit T. Wang, J. J. Wei, E. S. Lander: Genetic screens in human cells using the CRISPR-Cas9 system, Science Band 343, 2014, S. 80–84
- mit R. A. Saxton: mTOR signaling in growth, metabolism, and disease, Cell, Band 168, 2017, S. 960–976
Einzelnachweise
- Web of Science Predicts 2016 Nobel Prize Winners. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ipscience.thomsonreuters.com. 21. September 2016, archiviert vom Original am 21. September 2016; abgerufen am 21. September 2016 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Allison DeAngelis: MIT's David Sabatini on Leave Following Sexual Harassment Investigation. In: Business Insider. Abgerufen im 20 August 2021.