Daniel Roi
Daniel Roi (* 23. Dezember 1987 in Wolfen[1]) ist ein deutscher Politiker (AfD). Er gehört seit 2016 dem Landtag von Sachsen-Anhalt an und war von März bis November 2016 parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion.
Leben
Ausbildung
Roi studierte Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Politik/Wirtschaft,[2] sein Studium schloss er mit einem Bachelor of Engineering (B.E.) ab.[3] Während seines Studiums arbeitete Roi zeitweise in einer Schweinezuchtanlage und in einem Milchviehbetrieb. Ebenso war er für das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt in Dessau-Roßlau tätig.[4] Roi ist ehrenamtlich für die Bitterfeld-Wolfener Feuerwehr aktiv.[2][3]
Privat
Roi ist verheiratet.[5] Er war mit der AfD-Landtagsabgeordneten Sarah Sauermann liiert.[6][7] Er lebt in Thalheim, einem Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen.[8]
Politische Karriere
Roi trat der Partei Alternative für Deutschland im März 2013 bei.[1] Er kandidierte bereits bei der Bundestagswahl im September 2013 für den Bundestagswahlkreis 71 (Anhalt) und erreichte 4,6 Prozent der Erststimmen. Als Kandidat der AfD für das Amt des Landrates im Kreis Anhalt-Bitterfeld holte er 25. Mai 2014 11,3 % der Stimmen. Seit der Kommunalwahl 2014 ist Roi Mitglied im Kreistag von Anhalt-Bitterfeld und im Stadtrat seiner Heimatstadt Bitterfeld-Wolfen. Er war dort Vorsitzender der Stadtratsfraktion sowie Mitglied im Hauptausschuss und im Ausschuss für Recht, Ordnung, Verkehr und Bürgeranfragen (ROVB).[9] Seit 2019 ist er Vorsitzender des Ausschusses ROVB im Stadtrat. Im Kreistag führte die AfD-Fraktion an und bis 2019 Mitglied im Vergabeausschuss sowie im Ausschuss für Landwirtschaft und Umwelt. Aktuell ist er im Mitglied Kreis- und Finanzausschuss,
Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2016, bei der Roi den Wahlkampf für die Alternative für Deutschland leitete,[10][11] zog er mit 31,0 Prozent der Erststimmen als Direktkandidat seiner Partei im Wahlkreis Wolfen (Wahlkreis 28) in den Landtag Sachsen-Anhalt ein.[12] Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021 zog er über die Landesliste der AfD ins Parlament ein.[13]
Roi ist zudem seit der Gründung am 18. September 2013 Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Anhalt-Bitterfeld. Er wurde 2015, 2017 und 2019 wieder gewählt.[14]
Auf der konstituierenden Sitzung der AfD-Landtagsfraktion an einem geheim gehaltenen Ort wurde Roi zum parlamentarischen Geschäftsführer gewählt.[15] Das Amt verlor er jedoch bereits im November 2016 wieder; Roi galt als „Widersacher“ des Fraktionsvorsitzenden André Poggenburg. In einer Kampfabstimmung setzte sich sein Fraktionskollege Robert Farle mit 13 zu 12 Stimmen durch.[16]
Im Landtag ist er aktuell der Sprecher für Kommunalpolitik der AfD-Fraktion[17] und Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft, Forsten und Ernährung sowie im Untersuchungsausschuss zum Stendaler Wahlbetrug.[18]
Kontroversen
Provokanter Tweet über Wolfgang Schäuble, Claudia Roth und Karamba Diaby
Am 31. Oktober 2017 veröffentlichte Roi einen Tweet mit dem Wortlaut: „Neues Präsidium im Bundestag: Ein Rollstuhlfahrer, Claudia Roth von den Grünen und ein Afrikaner der SPD. Perfektes Abbild der BRD 2017.“[19] Gemeint waren damit neben Roth der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby, der jedoch gar nicht im Bundestagspräsidium ist, sondern bei der konstituierenden Sitzung am 24. Oktober 2017 nur Beisitzer für die Wahlen zu den Bundestagsvizepräsidenten war. Obwohl derartige Provokationen auf Kosten von anderen Menschen, insbesondere jener mit Migrationshintergrund, innerhalb der AfD gängige Praxis sind,[20][21] distanzierten sich in diesem Fall vier AfD-Bundestagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt von Roi, dessen Aussagen sie als „dumpfe Hetze“ bezeichneten. Nach Aufkeimen von Kritik bezeichnet Roi den Tweet als „missverständlich“ und löschte den Beitrag.[22][23]
Teilnahme an rechtsextremer Kundgebung
Im Juni 2019 wurden Fotos öffentlich, die Roi 2009 bei einem von der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) organisierten „Trauermarsch“ zur Bombardierung von Dresden im Zweiten Weltkrieg zeigen. Die Fotos zeigen Roi in der dritten Reihe hinter einem Banner einer Gruppe mit dem Namen „Freie Nationalisten aus Anhalt-Bitterfeld / Dessau-Aken“, die nach Angaben der Mitteldeutschen Zeitung damals vom Verfassungsschutz als gewaltbereit eingestuft wurde.[24] In unmittelbarer Nähe zu Roi sind auf den Fotos außerdem die NPD-Funktionärin Carola Holz[25] zu sehen. Roi bestätigte seine Teilnahme an der Kundgebung und schrieb zu der Foto-Aufnahme auf Facebook: „Ich habe in meiner Jugend neben der Veranstaltung der parteiunabhängigen JLO in Dresden auch Veranstaltungen des linken Spektrums aufgesucht.“ Und weiter: „Für mein damaliges Vorhaben Politik mit Schwerpunkt Extremismus studieren zu wollen, war es für mich von Interesse, mir vor Ort ein eigenes Bild von solchen Großveranstaltungen zu machen“.[25] Vertreter anderer Parteien, wie Sebastian Striegel von den Grünen, beurteilten Rois Äußerungen als unglaubwürdig: „Auf den Fotos ist keine soziologische Feldstudie zu sehen, sondern ein Demonstrant. Roi ist auch bis heute nicht aus der Szene ausgestiegen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion.[24]
Weblinks
- Kurzbiografie beim Landtag von Sachsen-Anhalt.
Einzelnachweise
- Daniel Roi (AfD). In: Bitterfelder Spatz. 13. September 2013, abgerufen am 14. März 2016.
- Lisa Garn: Daniel Roi: Region vor Partei. In: MZ-web.de. 16. Mai 2014, abgerufen am 16. März 2016.
- Daniel Roi (AfD). In: Volksstimme.de. 26. August 2013, abgerufen am 16. März 2016.
- Tilman Steffen: Grundsätze? Nicht so wichtig. In: Zeit Online. 16. März 2016, abgerufen am 16. März 2013.
- Vita, auf daniel-roi.de
- Hagen Eichler: Poggenburgs Polit-Einsteiger. volksstimme.de. 19. März 2016. Abgerufen am 23. März 2016.
- Austritt aus AfD-Fraktion Poggenburg fordert Mandatsaufgabe von Sauermann , auf mz-web.de
- Landtag von Sachsen-Anhalt: Landtag von Sachsen-Anhalt - Biografien. Abgerufen am 2. April 2021.
- Herr Daniel Roi (AfD). Stadt Bitterfeld-Wolfen, abgerufen am 14. März 2016.
- Rainer Roeser: Verankert im AfD-Rechtsaußenmilieu. In: bnr.de. 5. Februar 2016, abgerufen am 14. März 2016.
- AfD hält an Poggenburg fest. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net). 1. Februar 2016, abgerufen am 14. März 2016.
- tagesschau.de
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt. Wahl des Landtages von Sachsen-Anhalt am 06. Juni 2021. Landeswahlleiterin Sachsen-Anhalt, Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
- AfD feuert Funktionär wegen Hetze. In: n-tv.de. 16. Oktober 2015, abgerufen am 14. März 2016.
- Jan Schumann: Geheim-Treffen der AfD: Poggenburg führt Fraktion im Landtag an. In: Mitteldeutsche Zeitung, 20. März 2016. Abgerufen am 21. Juni 2021.
- Poggenburg bleibt AfD-Fraktionschef. (Nicht mehr online verfügbar.) MDR Sachsen-Anhalt, 30. November 2016, archiviert vom Original am 6. Dezember 2016; abgerufen am 6. Dezember 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Daniel Roi. In: AfD Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 2. April 2021 (deutsch).
- Abgeordnetenwatch: Mitgliedschaften. In: Abgeordnetenwatch. Abgerufen am 2. April 2021.
- AfD-Politiker hetzte in Tweet gegen Behinderte und Ausländer - jetzt will die Partei ihn loswerden, auf huffingtonpost.de, abgerufen am 3. November 2017.
- Provozieren, relativieren, dementieren, auf zeit.de, abgerufen am 3. November 2017.
- WIRBEL UM GAULAND-ÄUSSERUNG „Es ist erbärmlich, wie er sich da präsentiert“, auf handelsblatt.de, abgerufen am 3. November 2017.
- Futter für den AfD-Machtkampf Parteifreunde werfen Daniel Roi Hetze und Rassismus vor, auf mz-web.de, abgerufen am 3. November 2017.
- Michael Bock: Bundestagsabgeordnete attackieren Roi. Abgerufen am 9. November 2017.
- Hagen Eichler: Seite an Seite mit Extremisten: AfD-Politiker Daniel Roi im Kreis von Neonazis. 27. Juni 2019, abgerufen am 28. Juni 2019 (deutsch).
- Andreas Speit: NPD-Verbindungen in der AfD: Zwei Aufnahmen, ein Problem. In: Die Tageszeitung: taz. 27. Juni 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. Juni 2019]).