Dambudzo Marechera
Dambudzo Marechera (* 4. Juni 1952 in Vengere Township, Rusape, Rhodesien; † 18. August 1987 in Harare, Simbabwe; geboren als Tambudzai Marechera) war ein simbabwischer Schriftsteller und Dichter, der in englischer Sprache schrieb.
Leben
Dambudzo Marechera wurde als Tambudzai Marechera geboren und auf den Namen Charles William Marechera 1965 anglikanisch getauft. Er wuchs unter erbärmlichen Bedingungen in einem Schwarzenghetto auf und verlor mit 13 Jahren seinen Vater.[1] Nach dem Besuch der St.-Augustine-Missionsschule in Penhalonga bekam er ein Stipendium für die University of Rhodesia (jetzt University of Zimbabwe), wo er ab 1972 Literatur studierte. Wegen seiner Beteiligung an der antikolonialen Bewegung musste er 1973 die Universität verlassen. Durch ein erneutes Stipendium konnte er ab 1974 am New College (Oxford) weiter studieren, wurde allerdings wegen seiner schwierigen Persönlichkeit 1976 zwangsweise exmatrikuliert. Dambudzo Marechera lebte danach von Freunden unterstützt als arbeitsloser freier Schriftsteller ohne festen Wohnsitz in London.
Bereits mit seiner ersten Sammlung von Kurzgeschichten, The House of Hunger (1978 erschienen), in denen er seine Jugend in Rhodesien und Erlebnisse als Afrikaner in Großbritannien beschreibt, erhielt er einen Literaturpreis der Zeitung The Guardian. Es folgte 1980 noch die Erzählung Black Sunlight, danach wurden seine Manuskripte häufig von Verlagen abgelehnt.
1982 kehrte Dambudzo Marechera ins inzwischen unabhängig gewordene Simbabwe zurück, kam aber mit den neuen politischen Verhältnissen unter Robert Mugabe nicht zurecht. Er lebte anfangs auf der Straße oder bei Freunden, bis er 1984 eine eigene Wohnung in Harare bekam. 1987 wurde bei ihm AIDS diagnostiziert. In Verbindung mit einer Lungenentzündung starb er daran am 18. August 1987 in der simbabwischen Hauptstadt.[2]
Flora Veit-Wild und andere veröffentlichten in den 1990er Jahren noch auffindbare Erzählungen, Kurzgeschichten und Gedichte von Dambudzo Marechera.
Werke
- The House of Hunger. Heinemann, London 1978; dass. mit Untertitel A Novella & Short Stories. Pantheon, New York 1979[3] (und weitere)
- Black Sunlight. Heinemann, London 1980 (African Writers Series; 237)
- Mindblast; or, The Definite Buddy (Stücke, Prosa, Gedichte, Tagebuchaufzeichnungen). College Press, Harare 1984
- Die Haut der Zeit (Aus dem Engl. von Wolfgang Gehrmann). Graphium Press, Wuppertal 1989, ISBN 3-927283-00-2[5]
- The Black Insider. Hrsg. von Flora Veit-Wild. Baobab Books, Harare 1990, und Lawrence & Wishart, London 1992
- Postum
- Cemetery of Mind: Collected Poems of Dambudzo Marechera. Hrsg. Flora Veit-Wild. Baobab, Harare 1992, ISBN 0-86543-732-7, ISBN 0-86543-733-5 (paperback)
- Scrapiron Blues. zusammengestellt und hrsg. von Flora Veit-Wild. Baobab, Harare 1994, ISBN 0-908311-70-2
Literatur
- Al Imfeld: Kafka in den Ruinen Zimbabwes, in: ders.: Vision und Waffe. Afrikanische Autoren, Themen, Traditionen. Unionsverlag, Zürich 1981, S. 337–348 (mit Foto von Dambudzo Marechera auf S. 241) ISBN 3-293-00025-8
- Richard Cohen: MARECHERA, Dambudzo 1952-1987, in: Contemporary Authors. Gale, Detroit 1999, S. 236–239 (mit umfangreichen bibliographischen Nachweisen)
- Flora Veit-Wild: Dambudzo Marechera, in: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, 37. Lfg., 1995
- Flora Veit-Wild: Dambudzo Marechera, in: Bernth Lindfors (ed.): Twentieth Century Caribbean and Black African Writers, Ser. 3. Gale, Detroit 1996, S. 181–191 (Ser. Dictionary of Literary Biography), ISBN 0-8103-9352-2
- T.Brü. [Thomas Brückner]: House of Hunger, in: Kindlers Neues Literatur Lexikon Band 22 Supplement L – Z. Kindler, München 1998, S. 104–105
- Anthony Chennels, Flora Veit-Wild (Hrsg.): Emerging perspectives on Dambudzo Marechera. Africa World Press, Trenton NJ 1999, ISBN 0-86543-644-4 (gebunden), ISBN 0-86543-645-2 (Paperback)
- Annie Gagiano: Achebe, Head, Marechera: On Power and Change in Africa. Lynne Rienner Publishers, Boulder/London 2000 (Marechera S. 201–275; A Three Continents Book) ISBN 0-89410-887-5
- Pierre Leroux: Le Prêtre, le traître et le rebelle. Figure christique et messianisme dans les ouvres de Dambudzo Marechera et Tchicaya U Tam'si. Wissenschaftlicher Verlag Trier 2019. ISBN 978-3-86821-808-4
Memoiren
- Flora Veit-Wild: They Called You Dambudzo, Jacana Media Ltd., South Africa, 2020, ISBN 9781431430499
Weblinks
Einzelnachweise
- A. J. Chenells, Flora Veit-Wild: Emerging perspectives on Dambudzo Marechera. Africa World Press, Trenton NJ 1999, ISBN 0865436452, S. 177. Auszüge bei books.google.de
- Obituary of Mr Dambudzo Marechera, in: The Times, London, 20. August 1987.
- Joseph Lelyveld: Out of Africa, in: New York Times, 11. November 1979, BR4
- Neue Zürcher Zeitung Nr. 219 vom 22. September 1990, S. 11 (Rezension).
- Heribert Seifert: Im Kopf die Hölle. „Die Haut der Zeit“ von Dambudzu [!] Marechera, in Die Tageszeitung vom 3. November 1989, S. 16 (Rezension).
- Der Schwarze Tod. Dambudzo Marecheras „Black Insider“, in: NZZ Nr. 271 vom 19. November 1994, S. 99 (Schweizer Ausgabe), dass. am 20. November 1994, S. 47 (int. Ausg.).