Dachausbau des Hauses Falkestraße 6
Der Dachausbau der Falkestraße 6 in Wien, Österreich, ist ein Architekturprojekt von Coop Himmelb(l)au. Es ist eines der ersten dekonstruktiven Bauwerke.[1] Der Umbau ist ein Dachaufbau auf einem 1902 von Carl Mayer[2] erbauten Haus. Die Rechtsanwälte Schuppich, Sporn und Winischhofer brauchten mehr Platz, für den Coop Himmelblau auf ungewöhnliche Weise sorgte. Der Umbauentwurf begann 1983, der endgültige Bau wurde Ende 1988 fertiggestellt.[3]
Das Bauwerk
Die Dacherweiterung selbst ist eine insektoide Struktur, die das bestehende Gebäude chaotisch verzerrt und gewaltsam zerschneidet. Sie besteht aus einem 90 m² großen Konferenzraum unterhalb des Hauptflügels, sowie weiteren Büros und einem Empfangsraum in der Dachebene. Das Ganze liegt unter einem raumschaffenden Bogen, einem Blitz,[4] einem Flügel oder einer visualisierten Energielinie über dem Dachgeschoß.[1][5] Beim Betreten scheint die Konstruktion über einem zusammen zu brechen. Durch ein raffiniertes Lichtsystem funkelt das Dach in der Nacht wie ein Kristall.[3] „Wir haben gerade eine neue Ecklösung interpretiert… es war eine der ersten dekonstruktivistischen Architekturen der Welt“ – Wolf D. Prix. Der „Umbau dieses Daches war besonders schwierig, weil wir Material und Dachneigung nicht verändern durften. Also zeigten wir das Modell dem Bürgermeister von Wien, Helmut Zilk[6] und fragten ihn, ob er das für Architektur hielt. Er sagte: Sieht für mich eher nach Kunst aus. Und wir sagten Danke Ihnen sehr, denn Kunst unterliegt nicht den Regeln der Bauordnung“ – Wolf D. Prix.[7] Heute, nach über drei Jahrzehnten, zeigen die teilweise improvisierten Details Spuren der Abnutzung (Silikon altert und Stahl kann rosten), dies wird aber auch als „Patina“ wahrgenommen.[3]
Rezeption
Die Dacherweiterung wurde vom Architekturtheoretiker Charles Jencks als „eine wilde Mischung aus verdrehten und verzogenen Formen, die einem toten Flugsaurier ähnelt, der auf dem Dach abgestürzt ist“, beschrieben.[8] Die Dacherweiterung Falkestraße wurde 1988 in die Ausstellung Dekonstruktivistische Architektur im MOMA (kuratiert von Philip Johnson und Mark Wigley) aufgenommen.[9] Wigley schreibt: „Ein dekonstruktiver Architekt ist deshalb nicht jemand, der Gebäude demontiert, sondern jemand, der den Gebäuden inhärente Probleme lokalisiert.“[10]
Literatur
- Valentin E. Wille, Barbara Pilz: Architekturguide Wien. 20. & 21. Jahrhundert, Metroverlag, Wien 2009, ISBN 978-3-902517-83-8.
- Frank Werner: Covering + Exposing. Die Architektur von Coop Himmelb(l)au, Birkhäuser Verlag AG, Basel 2000, ISBN 3-7643-6079-8.
Einzelnachweise
- Dachausbau Falkestraße, Wien. 1988. In: oe1.orf.at. 8. August 2018, abgerufen am 22. November 2021.
- Buchinger, Günther und Christa, Farka (Mitwirkende): Wien, 1. Bezirk – innere Stadt (Dehio Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs). Hrsg.: Eckart Vancsa. Band 1. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-366-6, S. 1095, 680.
- J. E.: Falkestraße, Wien, 1983 / 1987–88. Dachausbau. In: db-bauzeitung.de. 1. März 2006, abgerufen am 22. November 2021.
- Dachausbau – Falkestrasse. Coop Himmelb(l)au – Wien (A) – 1988. In: nextroom.at. 14. September 2003, abgerufen am 22. November 2021.
- Dachausbau Wien – Coop Himmelb(l)au. In: art.stein.schule. Abgerufen am 22. November 2021.
- Wiener Bürgermeister – Lebens- und Funktionsdaten (seit 1282). Zilk Helmut. In: wien.gv.at. Abgerufen am 8. Januar 2022.
- Martina Kandeler-Fritsch, Thomas Kramer: Wolf D. Prix. Coop Himmelb(l)au. Get off of my cloud. Texte 1968–2005. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2005, ISBN 978-3-7757-1648-2, S. 541 (englisch).
- Coop Himmelb(l)au. In: prezi.com. Abgerufen am 22. November 2021 (englisch).
- Jubiläumsbauvisite 22: Dachausbau Falkestraße (1986). Architektur: Coop Himmelb(l)au, Bauvisite. In: oegfa.at. 3. März 2006, abgerufen am 22. November 2021.
- Dekonstruktivismus. Abgerufen am 22. November 2021.