Düsseldorfer Radschläger
Der Düsseldorfer Radschläger ist ein Wahrzeichen der Stadt. Das Radschlagen der Kinder gilt als die älteste Tradition von Düsseldorf. Das Symbol des Radschlägers findet sich auf vielen Souvenirs und in verschiedenen Düsseldorfer Namensgebungen wieder.
Entstehungslegenden und Geschichte
Die Entstehung des Brauchs kann nicht an einem einzigen historischen Ereignis festgemacht werden, vielmehr ranken sich mehrere Geschichten um den Beginn der Düsseldorfer Radschläger.
Die wohl bekannteste Variante ist die um die Schlacht von Worringen. Graf Adolf hatte in der Schlacht 1288 den Kölner Erzbischof vernichtend geschlagen. Als eine Folge des Sieges erhielt Düsseldorf die Stadtrechte. Die Einwohner und vor allem die Kinder sind vor Freude auf die Straßen gelaufen und haben Räder geschlagen.
Eine andere Erzählart handelt von einem Hochzeitszug, bei dem an der Hochzeitskutsche ein Rad gebrochen sei. Um das drohende Unglück abzuwehren, sei ein Junge zur Kutsche gesprungen, habe das Rad festgehalten und sei somit zum lebenden Kutschrad geworden. Ob es sich hierbei um die Hochzeit von Jan Wellem und Anna Maria Luisa de’ Medici oder um die Hochzeit der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm I. gehandelt habe, ist umstritten.
Eine weitere Abwandlung nimmt ebendiese Hochzeit von 1585 der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm auf. Sie soll über ihre Heirat sehr unglücklich gewesen sein, aber die Radschläger, die neben ihrer Kutsche ihr Können zeigten, haben sie der Erzählung nach zum Lächeln bringen können.
Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Reisende durch große Ausstellungen – den Vorläufern der heutigen Messen – in die Stadt gelockt. Dabei entdeckten die Kinder, dass Radschlagen eine einträgliche Einnahmequelle war. Das Bürgertum nahm augenzwinkernd dies als lokalpatriotische Symbolhandlung wahr. Riefen die Knirpse anfangs noch „för eene Penning“ (für einen Pfennig) „schlage ich das Rad“, wird heute als Gage natürlich schon mehr gewünscht.
Die Wiege der Kinder, die ihre Radschlägerkünste vorführten, lag zwischen dem ehemaligen Theresienhospital, dem damaligen Douven'schem Haus und dem Düsselschlösschen, dort wo die Düssel in den Rhein mündet.
Als 1945 nach dem Krieg das evakuierte Jan-Wellem-Denkmal zurück in die Stadt geholt wurde, begleiteten neben Fackeln und Fanfaren auch radschlagende Knaben den Festzug.
Radschläger im Stadtbild
Der Radschläger findet sich an mehreren Brunnen im Stadtgebiet. Am bekanntesten ist der Radschlägerbrunnen am Burgplatz mit Hans Müller-Schlössers Inschrift „Radschläger wolle mer blieve, wie jeck et de Minschen och drieve“ (Radschläger wollen wir bleiben, wie verrückt es die Menschen auch treiben), der 1954 von Alfred Zschorsch geschaffen und vom Heimatverein Düsseldorfer Jonges gestiftet wurde. Aber auch Gullydeckel und der Türklopfer der Lambertuskirche, gestaltet vom Goldschmied Friedrich Becker – der auch den Radschläger vor den Schadow-Arkaden schuf –, sind damit verziert. Außerdem zeigt eine um 1927 von Willi Hoselmann gestaltete Schmuckvase auf der Uferschutzmauer am Rheinpark Golzheim das Radschläger-Motiv.
Lebendig geblieben ist das Brauchtum insbesondere durch die Alde Düsseldorfer Bürgergesellschaft von 1920 e. V., die am 17. Oktober 1937 den ersten Radschlägerwettbewerb durchführte. Seit 1971 wird dieser jährlich im Juni zusammen mit der Stadtsparkasse auf der Königsallee, seit 2006 auf dem Rheinwerft unterhalb der Altstadt ausgetragen und ist zum festen Bestandteil im Düsseldorfer Veranstaltungsprogramm geworden. Regelmäßig nehmen über 500 Jungen und seit 1971 auch Mädchen daran teil.[1]
Die im Volksmund Radschläger genannte Plastik, der mit einer Höhe von 36 Metern und 30 Tonnen schwere „Pylon“ aus V2A-Stahl von Max Kratz, steht heute vor dem Flughafen Düsseldorf.[2] Die beiden auseinanderstrebenden Spitzen der Skulptur stilisieren die Beine des Düsseldorfer Radschlägers.
2001 wurde das Projekt Radschläger-Kunst gestartet, bei dem über 100 Radschläger-Skulpturen von Künstlern und Hobby-Künstlern gestaltet wurden. Die Skulpturen, bei denen als Ausgangsmodell der Türklopfer an der Lambertuskirche diente, sind zwei Meter hoch und breit und haben eine Tiefe von 30 Zentimetern. Sie wurden verteilt im Stadtgebiet aufgestellt und nur ein Teil wurde am Ende des Jahres von Privatleuten oder Firmen ersteigert.
Um die Urheberrechte an der Form des von Professor Friedrich Becker geschaffenen Radschlägers gab es immer wieder Auseinandersetzungen, die regelmäßig durch Abmahnungen zu Ungunsten der Nachahmer beendet wurden. Durch die Erbin war ein erneuter Rechtsstreit entstanden, der bis vor das Landgericht Düsseldorf ging. Ihre Klage wurde abschlägig beschieden. Das Gericht befand im Juli 2020, dass die von der Beklagten geschaffene, angebliche Kopie sich doch ausreichend genug vom Radschläger des Becker-Werks unterschied.[3][4] Auch das OLG Düsseldorf bestätigte mit Urteil vom 24. Februar 2022 die Sichtweise von Rechtsanwältin Maren Jackwerth, dass der von ihr verwendete Radschläger weiter genutzt werden darf.[5]
Sonstiges
Das Motiv der Radschläger wird vermarktet, etwa in Form von Souvenirs und Süßigkeiten. Auch ein in Düsseldorf beheimateter Flohmarkt, der Radschlägermarkt, ist nach ihnen benannt. Mit dem Düsseldorfer Siegel wird auf das Rheinische Stifterforum als Charityplattform und ardea-ALBA.de, sozialer Buchhandel aufmerksam gemacht.
Weblinks
Einzelnachweise
- Radschlägerwettbewerb Abgerufen am 13. November 2021.
- Kulturamt Düsseldorf Titel: Messezeichen, Objektnummer: KA.SB413
- Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht: Wem gehört der Radschläger? Westdeutsche Zeitung, 18. Februar 2020. Abgerufen am 28. Juli 2020.
- Peter Kurz: Urteil im Urheberrechtsprozess - Beide Radschläger dürfen sich drehen. Westdeutsche Zeitung, 15. Juli 2020. Abgerufen am 28. Juli 2020.
- „wuk“: Erbin scheitert mit Klage wegen der Radschläger-Figur - Das Motiv darf weiterhin als Logo genutzt werden. In: Rheinische Post, 25. Februar 2022, S. C2.