Curt von Hagen
Curt von Hagen (* 12. September 1859 in Schippenbeil, Ostpreußen; † 13. August 1897 nahe Yomba in Deutsch-Neuguinea) war ein preußischer Offizier, zeitweise als Tabakpflanzer unternehmerisch in Sumatra tätig, und schließlich Kolonist im neuerschlossenen Neuguinea, wo er für die deutsche Kolonialverwaltung zuletzt als Landeshauptmann tätig war.
Familie
Curt von Hagen war der Sohn des preußischen Generalleutnants Heinrich von Hagen (1831–1905) und Enkel des Novellisten und ersten Professors für Ästhetik und Kunstgeschichte an der Königsberger Universität Albertina, Ernst August Hagen (1797–1880).[1] Sein Urgroßvater war der Hofapotheker, Universalgelehrte sowie Freund und Diskutant Immanuel Kants, Karl Gottfried Hagen (1749–1829).
Im Jahre 1881 heiratete er die Fabrikantentochter Helene Winkler. Aus dieser Ehe ging als einziges Kind 1886 die Tochter Else hervor.
Lebensweg
Curt von Hagen folgte beruflich seinem Vater und trat 1878 als Feldartillerie-Offizier in die preußische Armee ein. Er musste nach einem Reitunfall 1886 aus dem Heer ausscheiden. Als Neuanfang versuchte er sich als selbständiger Tabakpflanzer. Die in Deli (Sumatra) gegründete Aktiengesellschaft ging jedoch bald in Konkurs. Ab 1893 war er Hauptverwalter der Pflanzung Jomba für die Astrolabe-Compagnie nahe Friedrich-Wilhelms-Hafen (heute Madang) in Deutsch-Neuguinea.
Bereits drei Jahre später war Hagen, der als fähiger Verwalter galt, Generaldirektor für die Neuguinea-Kompagnie. Er gab deren Station in Friedrich-Wilhelmshafen (heute Madang) im selben Jahr auf und verlegte sie nach Stephansort, wo er eine neue Hafenanlage und die Station Erima anlegen ließ. Damit war der Umzug sämtlicher Beamter verbunden. All dies fiel in seine Verantwortung, da er zum 22. September kommissarischer Landeshauptmann geworden war.
Auf einer Dienstreise im Mai 1897 nach Herbertshöhe (Kokopo) erfuhr Hagen durch Albert Hahl von der 1895 erfolgten Ermordung des Reiseschriftstellers Otto Ehlers und einiger diesen begleitenden Polizeisoldaten. Im Juli 1897 konnten die beiden Rädelsführer Ranga und Opia auf Initiative Hagens verhaftet und in Stephansort eingesperrt werden. Doch den beiden gelang die Flucht. Bei einem Raubmord an einem chinesischen Händler erbeuteten sie Gewehre. Anfang August organisierte Hagen mit anderen Kolonisten eine Verfolgung. Die Gruppe brach am 13. August morgens nahe Yomba in das Landesinnere auf. Wenige Stunden später wurde Hagen von einem Schuss Rangas tödlich getroffen. Nachdem die Kaiserliche Marine mit dem Kleinen Kreuzer Falke die Insel bombardiert hatte,[2] töteten die Einheimischen fünf Tage später die beiden Mörder und stellten ihre Köpfe am 19. August nach Übergabe an die Kolonialverwaltung zur Abschreckung in Stephansort auf.[3][4][5]
Hagens Witwe hatte 1899 Schwierigkeiten, eine Rente zu erhalten, da sich die Neuguinea-Kompagnie auf den Standpunkt stellte, Hagen sei an seinem Tod selbst schuld, da es nicht seine Aufgabe gewesen sei, Strafexpeditionen durchzuführen. Es wurden dann doch 600 Mark für die Witwe und 150 Mark für die Tochter bewilligt.
Für den Ermordeten wurde ein Ehrenmal mit Bronzeadler errichtet (5°28′S 145°45′O). Dieser Adler wurde 1956 abmontiert und im nach ihm benannten Mount Hagen (5°52′S 144°13′O), heute Hauptstadt der Provinz Western Highlands, auf ein neues Denkmal gesetzt. Seit ca. 1990 befindet sich eine unpräzise Nachbildung des Reichsadlers auf diesem Denkmal.[6] Ebenso ist der 3363 m hohe Vulkanberg Mount Hagen (5,75° S, 144,33° O) nach Hagen benannt.
Literatur
- W. Apitzsch: Curt v. Hagen: Ein ostpreußischer Kulturpionier in der Südsee. In: Kol. Blätter, 1897
- Die Bestrafung der Mörder des Landeshauptmanns von Hagen. In: Berliner Lokal-Anzeiger, 12. Dezember 1897
Weblinks
Einzelnachweise
- Fritz Gause: Hagen, Ernst August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 470 f. (Digitalisat).
- Traugott Farnbacher, Gemeinde Verantworten „Anfänge, Entwicklungen und Perspektiven von Gemeinde und Ämtern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea“, Kapitel Landeshauptmann v. Hagens Tötung als Evidenz der Unverhältnismäßigkeit, Münster 1999, Seite 112
- Thomas Morlang: Askari und Fitafita. „Farbige“ Söldner in den deutschen Kolonien. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 3-86153-476-2. S. 99.
- Simon Haberberger: Kolonialismus und Kannibalismus. Fälle aus Deutsch-Neuguinea und Britisch-Neuguinea 1884–1914. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 3-447-05578-2. S. 93.
- Photo in: Herrmann Hiery: Die deutsche Südsee. Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3.
- Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea. 2. Auflage. Fassberg, 2002, S. 126