Countdown
Der Countdown (seltener: Count-down) (engl. „herunterzählen“, „das Zurückzählen“) ist die getaktete (kurz vor dem Ende im Sekundentakt) Bekanntgabe der bis zum Eintreten eines bestimmten Ereignisses (z. B. Abschuss einer Rakete oder Jahreswechsel) noch fehlenden Zeitspanne. Formal angegeben wird der Zeitpunkt des Ereignisses bei Raketenstarts z. B. mit T (Startzeitpunkt), die noch fehlende Zeitspanne mit t (z. B. 10 min), sodass Durchsagen wie „T minus 10 Minuten“ entstehen. In der Regel wird der Countdown still durchgeführt und nur während der letzten Sekunden vor dem Start laut angesagt.
Entstehung
Der Countdown wurde erstmals im Science-Fiction-Stummfilm Frau im Mond (1929) von Fritz Lang inszeniert; darin geht es um den Versuch, mit einer Rakete zum Mond zu fliegen, um dort Rohstoffe zu erschließen. Lang stand vor der Frage, wie man die Spannung vor dem Abheben der Mondrakete „Friede“ ohne Spezialeffekte und ohne Geräusche in diesem Stummfilm darstellen könnte.[1]
„Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich: Wenn ich eins, zwei, drei, vier, zehn, fünfzig, hundert zähle, weiß das Publikum nicht, wann es losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle: Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, NULL! – dann verstehen sie.“
Fritz Lang wird aufgrund seines Films 1964 von der NASA zum Space-Science-Seminar im Raketenversuchszentrum von Huntsville (USA) eingeladen. In einem Brief an Lotte Eisner im Dezember 1968 berichtet er von diesem Ereignis wie folgt:
„Die dort in Huntsville versammelten Gelehrten, Ingenieure usw. erklärten mir, sie betrachten mich gewissermaßen als 'the father of the rocket science'. Ich war dort ein paar Tage, man zeigte mir alle hush-hush-secret Erfindungen, die verschiedenen Stadien der dort gebauten Raketen, und sie alle waren der Ansicht, daß das, was ich damals mit der Hilfe von Professor Oberth und Willy Ley gemacht hatte, beinahe absolute Wirklichkeit geworden war. Wie zum Beispiel das Abstoßen der ausgebrannten ersten Rakete so wie es heute gang und gäbe ist. Das Wichtigste aber war, und darüber ist viel geschrieben worden und ist hier erst vor ein paar Wochen am TV wieder erwähnt worden, daß ich den Count Down erfunden hatte.“
Countdown bei Starts in der Raumfahrt
Den Countdown gibt es fast immer bei Raketenstarts, wo vor dem Startvorgang – insbesondere bei Flüssigkeitsraketen – zahlreiche Kontrollen nach einem festgelegten Ablaufplan in einem engen Zeitfenster unterzubringen sind. Die kritischen Prüfungen müssen hier zu einem bestimmten Zeitpunkt vor dem Abheben der Rakete positiv abgeschlossen sein, ansonsten führt dies zum Anhalten oder Abbruch des Countdowns.
Je nach Komplexität des Starts beginnt der Countdown wenige Minuten (Start kleiner ballistischer Raketen) bis 7 Tage (bemannte Starts) vor dem geplanten Startzeitpunkt T.
Tritt ein schwereres Problem auf, wird der Countdown bis zu dessen Behebung unterbrochen. Ist das Problem innerhalb der vorgegebenen Zeit (Startfenster) nicht zu beheben, wird der Countdown abgebrochen und der Start verschoben. Beim Start der Space Shuttles gab es feste Zeiten, an denen der Countdown angehalten wurde, um Arbeiten, die länger als vorgesehen gedauert hatten, abschließen zu können. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen waren, wurde er fortgesetzt, oder wenn dies nicht bis zum Ende des Startfensters möglich war, abgebrochen. Der letzte geplante Halt vor dem Start war bei T -9 Minuten.[4]
Die letzten Sekunden des Countdown werden vielfach laut heruntergezählt: 10 – 9 – 8 … 3 – 2 – 1 – Zero (auch Go oder (Ignition ... and) Lift-off). Auch bei Fernsehübertragungen aus Kontrollzentren ist dies üblich geworden. Bei Starts vom Weltraumzentrum Kourou wird der Countdown in französischer Sprache angesagt (« …trois – deux – unité oder un – top oder feu »), da Kourou in Französisch-Guyana liegt. Hierbei bedeutet der Nullpunkt nicht das Abheben, wie bei US-amerikanischen Starts, sondern die Zündung der Triebwerke.[5]
Das Herunterzählen ist nur typisch für die westliche Welt, russische Raketen starten ohne lautes Herunterzählen.
Sonstige Verwendung
Eine der bekanntesten Anwendung für Herunterzählen einer Zeit sind Kurzzeitwecker, wie sie in fast jedem Haushalt zu finden sind. Ihr Ursprung findet sich jedoch in frühen Formen der Zeitmessung, z. B. der Sanduhr.
Vor großen gesellschaftlichen Ereignissen, wie z. B. der Fußballweltmeisterschaft oder dem Beginn eines neuen Jahres am Silvesterabend, finden sich auch im Internet zahlreiche Countdownzähler, die die Zeit bis zum Beginn herunterzählen. Countdownzähler, die die Zeit bis zu einem persönlichen Ereignis herunterzählen, lassen sich auf verschiedenen Seiten im Internet erstellen.
In vielen Ländern, z. B. in Dänemark, den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und China, sind Verkehrsampeln mit Countdownzählern ausgestattet, die die Restdauer der Rot- bzw. Grünphase anzeigen. Derartige Ampeln werden derzeit in Hamburg und Berlin getestet.[6] Als erste Stadt in der Schweiz nahm Bern im August 2021 eine Countdown-Ampel auf dem Bahnhofsplatz in Betrieb.[7]
Manche Armbanduhren, vor allem Digitaluhren, enthalten einen Nullzählalarm. Dabei wird nach dem Ablauf des eingestellten Zeitraumes ein Alarm ausgelöst.
Weblinks
Einzelnachweise
- Was verdankt die Raumfahrt dem Stummfilm "Die Frau im Mond" (1929) von Fritz Lang? Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 28. Oktober 2009.
- Audi Magazin, 04/2015, S. 39
- Cornelius Schnauber: Fritz Lang in Hollywood (1986), S. 68
- Countdown 101. NASA, abgerufen am 28. Oktober 2009 (englisch).
- Ariane 5 – Launch operations. Arianespace, abgerufen am 30. Oktober 2009 (englisch).
- Berlin testet "Count-Down"-Ampeln. Berlin. In: Der Tagesspiegel. 20. September 2013, abgerufen am 24. Juni 2015.
- Stadt Bern: Pilotversuch mit Countdown-Ampel beim Bahnhofplatz. 24. August 2021, abgerufen am 4. Januar 2022.