Cottbuser Parkeisenbahn
Die Parkeisenbahn Cottbus ist eine schmalspurige Parkeisenbahn in Cottbus.
Parkeisenbahn Cottbus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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rot: Streckenverlauf; hellblau: Betriebsgebäude | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 3,20 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 600 mm (Schmalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 20 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Bahn wurde am 1. Juni 1954 als Pioniereisenbahn (PE) Cottbus eröffnet. Am Anfang betrug die Streckenlänge 1,1 km vom Bahnhof Freundschaft (jetzt Stadion der Freundschaft) zum Bahnhof Tierpark (jetzt Zoo). Vier Jahre später kam ein weiterer Kilometer Strecke zum Bahnhof Friedenseiche (jetzt Park & Schloss Branitz) hinzu. Der erste große Umbau erfolgte zum Start des Aufbaus der Bundesgartenschau (Buga) 1995. Es wurden neue Gleise, Brücken und der Bahn- und Betriebshof „Sandower Dreieck“ errichtet. Im Frühjahr 2011 wurden am Bahnhof Zoo mit einem Aufwand von 42.000 Euro die über 40 Jahre alten Gleisanlagen erneuert.
Am Bahnhof Zoo besteht direkter Zugang zum Fürst-Pückler-Park Branitz, und der Bahnhof Messe liegt direkt neben dem Stadion der Freundschaft von Energie Cottbus. In ihrer über 50-jährigen Betriebszeit beförderte die Bahn mehr als fünf Millionen Fahrgäste. Betreiber der Parkeisenbahn ist zum einen der Verein zur Förderung der Cottbuser Parkeisenbahn e.V., welcher etwa 84 Mitglieder (Stand 2010), davon etwa 35 Kinder und Jugendliche, umfasst; zum anderen bis Ende März 2011 die Congress, Messe und Touristik (CMT) Cottbus, seit dem 1. April 2011 die Cottbusverkehr GmbH.
Fahrzeuge
Im Fuhrpark der Parkeisenbahn Cottbus befinden sich zwei Dampflokomotiven, vier Diesellokomotiven und ein modernerer Dieseltriebzug (ICE).
99 0001 (Brigadelok) – Lok 01
Im Ersten Weltkrieg wurden für die Heeresfeldbahnen mehr als 2500 vierachsige Brigadelokomotiven mit 600 mm Spurweite gebaut. Weil der Krieg bei Auslieferung der Lok bereits zu Ende war, kam sie in ein Demobilisierungslager, da das weitere Bestehen von Eisenbahntruppen durch den Versailler Vertrag untersagt war. Die dort gesammelten Lokomotiven wurden allesamt an Fabriken, in die Landwirtschaft oder an andere Eisenbahnverwaltungen verkauft.
Die Lok mit der Nr. 2257 wurde im Jahr 1918 durch die Linke-Hofmann-Werke (LHW) in Breslau unter der Fabriknummer 1739 hergestellt. Im Jahr 1948 war die Lok im Bestand des Braunkohlenwerkes „Frieden“ in Halbendorf bei Weißwasser verzeichnet.
Bereits Anfang des Jahres 1954 kam sie in das RAW Cottbus, in dem sie in freiwilligen Arbeitsstunden für ihren Einsatz bei der entstehenden Pioniereisenbahn vorbereitet wurde. Hier fuhr sie dann unter der fiktiven Betriebsnummer 99 0001 (angelehnt an das DR-Nummernschema), später als Lok 01.
Sie zog am 1. Juni 1954 den Eröffnungszug der Pioniereisenbahn und ist seither bei der Parkeisenbahn Cottbus im Einsatz. Die letzte Hauptuntersuchung (mit Einbau eines neuen Kessels) wurde im März 2016 abgeschlossen.
99 3301 „Graf Arnim“ – Lok 04
Die 1895 bei Krauss & Co. in München gebaute Lok 04 war ehemals bei der Gräflich von Arnimschen Kleinbahn in Muskau als Graf Arnim im Einsatz. Ab 1951 gehörte sie unter der Nummer 99 3301 zum Bestand der Deutschen Reichsbahn. Als Besonderheit verfügt sie seit den 1920er-Jahren über einen Schlepptender.
Seit Mai 1970 steht sie im Dienst der Pioniereisenbahn, der jetzigen Parkeisenbahn Cottbus. Sie wechselte ihre Farbgebung Mitte der 1990er-Jahre von schwarz (aus Reichsbahn- und Pioniereisenbahnzeiten) zu einer grünen Lackierung (mit dem Stadtwappen der Stadt Cottbus am Führerstand).
Von November 1988 bis zur Reaktivierung wegen der Bundesgartenschau 1995 war die Lok aufgrund eines Kesselschadens abgestellt. Seit Ende 2008 ist die Lok aufgrund gerissener Stehbolzen und Verschleiß am Fahrwerk nicht in Betrieb. Am 23. April 2019 wurde die Lok zur Aufarbeitung in die 1. Koliner Lokomotivfabrik ins tschechische Žamberk gebracht. Damit soll die älteste deutsche Dampflok auf 600 Millimetern Spurweite in Cottbus beheimatet werden.
Technische Daten siehe: WEM Graf Arnim
Lok 199-2, Typ DG 20
Sie ersetzte die ausgefallene Kö 0409 und wurde ebenfalls von der Waldeisenbahn Muskau übernommen. Sie gehört zur Typenreihe DG 20 und wurde 1934 von Henschel & Sohn unter der Fabriknummer D-1056 für die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn (M.P.S.B) gebaut, wo sie in einer Kiesgrube bei Friedland rangierte. 1949 gelangte die Lok als Kö 0403 in den Bestand der Deutschen Reichsbahn und wurde 1952 zur Waldeisenbahn Muskau umbeheimatet. Nach einem Aufenthalt im Raw Dessau konnte die Maschine 1958 von der Pioniereisenbahn Cottbus übernommen werden.
Eigentlich war sie für eine geplante Kindereisenbahn in Dessau bestimmt. Dazu kam es aber nicht und so gelangte das Fahrzeug nach Cottbus. Hier wurde ein neuer Zweizylindermotor mit einer Leistung von 40 PS eingebaut. Sie steht noch heute betriebsfähig zur Verfügung und wurde in Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 1995 im AW Cottbus noch einmal generalüberholt. Es erfolgte eine Modernisierung des Führerhauses und der Elektrik. Außerdem wurde die Lok in rot/beige lackiert, wechselte aber 2002 zu blau/beige.
Im Winter 2008/2009 wurde der Motor einer gründlichen Überholung unterzogen. Seitdem steht Lok 199 02 wieder dem Fahrbetrieb zur Verfügung.
Technische Daten
- Hersteller: Henschel & Sohn, Kassel
- Baujahr: 1934
- Fabriknummer: D 1056
- Achsanzahl: 2
- Antriebsart: Dieselmotor, Kettenrad
- Länge über Puffer: 4,5 m
- Breite: 2,9 m
- Gesamtgewicht: 6,5 t
- Bremsmasse: 4,5 t
- Geschwindigkeit: 20 km/h
- Leistung: 40 PS
- bei der PE seit: 1965
- Letzte Revision: 2008
Lok 199-3
Die Lok wurde 1956 mit der Fabriknummer 248448 beim Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg (LKM) gebaut, wobei sie noch im selben Jahr vermutlich im RAW Dessau umgebaut wurde. Sie erhielt eine antriebslose Achse, die fest im Rahmen gelagert wurde, man spricht hier von einer Achsfolge 1B. Dazu musste u. a. der Rahmen der dieselmechanischen Lokomotive verlängert werden.
Die Lok fuhr zuerst bei der Pioniereisenbahn Berlin als Nr. 04 002 und gelangte 1972 zur Cottbuser Pioniereisenbahn.
Mit 57 PS ist sie die stärkste Diesellokomotive der Parkeisenbahn Cottbus. Die Lokomotive wird durch ein mechanisches Getriebe über Kuppelstangen auf zwei Achsen angetrieben. Für die nötige Leistung stehen drei Gänge zur Verfügung. Die Lok hat aktuell eine Wurfhebelbremse. Die Druckluftbremsanlage wurde im Ausbesserungswerk Cottbus in den 1990er-Jahren entfernt, da die Wagen der Parkeisenbahn keine Bremseinrichtung hatten. Aktuell ist die Lok in rot-beige lackiert. Eine weitere baugleiche Lokomotive existiert heute nicht mehr.
Technische Daten:
- Hersteller: LKM Babelsberg
- Baujahr: 1956
- ehemalige Betriebsnummer: 04 002
- Antriebsart: Dieselmotor, Stangenantrieb
- Länge über Puffer: 4,5 m
- Achsanzahl: 3, davon 2 angetrieben
- Breite: 2,8 m
- Höhe: 2,75 m
- Gesamtgewicht: 7,0 t
- Geschwindigkeit: 20 km/h
- Leistung: 57 PS
- Zugkraft: 5,8 t
- Bremsgewicht: 5,0 t
- bei der PE seit: 1973 (v. PE Berlin)
- Letzte Revision: 2008
Lok 199-5
Diese 30-PS-Feldbahndiesellok vom Typ Ns 2 f (LKM Fabriknummer 248668 / 1955) stammt aus dem ehemaligen Feuerfestwerk Rietschen bei Weißwasser. Mit der Betriebsnummer 4 war sie bis 1990 auf der fünf Kilometer langen Tonbahn zwischen dem Tontagebau bei Teicha und der Brennerei für hitzebeständige Spezialziegel in Rietschen im Einsatz. Der harte Betrieb in den Tongruben hatte sehr an der Substanz des Fahrzeuges gezehrt, dennoch erwarb die Waldeisenbahn Muskau die kleine Lokomotive nach Schließung des Werkes.
Zur Bundesgartenschau 1995 wurde die dieselmechanische Lokomotive vom Förderverein in Weißwasser, als Zeichen der Verbundenheit beider Vereine, mustergültig wieder hergerichtet und steht seit diesem Zeitpunkt ununterbrochen in Cottbus im Einsatz und hat sich zu einem wichtigen Zugfahrzeug etabliert.
Diese Lokomotive verfügt über einen Außenrahmen und wird mittels Blindwelle und Kuppelstangen auf beide Achsen angetrieben. Für die maximale Geschwindigkeit von 20 km/h sorgen ein Motor eines Famulus-Traktors und ein Getriebe mit drei Gängen.
In den Jahren nach 1995 änderte die Lokomotive öfters ihr Farbkleid. Von grün über rot und gelb erstrahlt sie heute in einem blau-beigen Anstrich. 2006 wurden einige Fahrwerkskomponenten getauscht und der Motor wurde in einer Fachwerkstatt bei Königswartha überholt. Heute steht die kleine Lokomotive wieder im Betriebsdienst der Parkeisenbahn Cottbus.
Technische Daten:
- Hersteller: LKM Babelsberg
- Baujahr: 1955
- ehemalige Betriebsnummer: Nr. 4
- Antrieb: Dieselmotor, Kuppelstangen
- Länge über Puffer: 3,8 m
- Breite: 2,4 m
- Gewicht: 5,8 t
- Leistung: 25 PS
- Geschwindigkeit: 20 km/h
- bei der PE seit: 1995
- letzte Revision: März 2009
TW 299-010 und TW 299-011 „ICE“
Seit der Bundesgartenschau 1995 sind zwei Triebköpfe und fünf Wagen aus Essen in Cottbus im Einsatz.
Von 1966 bis 1992 verkehrten sie als Grugabahn im Grugapark Essen. Dort verkehrte ein Triebkopf mit fünf weiteren Wagen als Einrichtungszug auf einem Rundkurs. Beide Triebköpfe bilden mit zwei Mittelwagen den Triebzug für die Parkeisenbahn Cottbus.
Nach der Umstellung der Bahn in Essen auf elektrischen Antrieb konnten zwei Triebköpfe und fünf Mittelwagen an die Parkeisenbahn Cottbus abgegeben werden. Zur Bundesgartenschau 1995 konnte so ein Dreizugverkehr realisiert werden. Zuvor wurden die Fahrzeuge in der LAUBAG-Hauptwerkstatt Schwarze Pumpe und im AW Cottbus einer Modernisierung unterzogen. Dabei wurden neue VW-Motoren eingebaut und die Lackierung in ein hellgrün geändert.
Die Triebköpfe haben ein 5-Gang-Wechselgetriebe und erreichen damit eine Höchstgeschwindigkeit von rund 40 km/h. Der Antrieb erfolgte in den ersten Betriebsjahren auf alle vier Achsen, nun ist nur noch das erste Drehgestell angetrieben. Der führende Triebkopf ist generell das arbeitende Fahrzeug, der hintere Triebkopf wird leer mitgeführt. Als einziges Fahrzeug im Fuhrpark verfügt der Triebzug über eine Druckluftbremse, die nur auf die Bremsanlage der Triebköpfe wirkt und die Mittelwagen ungebremst lässt. Vor allem an den verkehrsschwachen Wochentagen ist der Triebzug eine rationelle Alternative zu einem lokbespannten Zug.
Die Fahrzeuge werden untereinander mit einer Albertkupplung verbunden, was einen Einsatz mit den übrigen Fahrzeugen der Parkeisenbahn ausschließt. Allein die Lok 05 verfügt zusätzlich über das gleiche Kupplungssystem.
Wagenpark
Im Einsatz, Stand 2021:
- sechs offene vierachsige Drehgestellwagen
- fünf geschlossene vierachsige Drehgestellwagen
- sechs geschlossene vierachsige Mittelwagen der TW 299-10 / 299-11
- ein vierachsiger Salonwagen
- ein vierachsiger geschlossener Packwagen
- ein vierachsiger Arbeitswagen (Plattenwagen)
- mehrere zweiachsige Wagen (Loren)
Untergebracht sind die Wagen, wie auch die Lokomotiven, in der großen Lok- und Wagenhalle im Bahnbetriebswerk der Parkeisenbahn Cottbus am Bahnhof Sandower Dreieck.
Literatur
- Gerhard und Ursula Arndt: Liliputbahnen in Parks und Gärten. transpress Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-71072-2, S. 87–91.
- Rudi Buchweitz: Pioniereisenbahnen in der DDR. In: Wolf-Dietger Machel: Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland. (Loseblatt). GeraMond Verlag, München 2010 (86. Ergänzungsausgabe), ISSN 0949-2143, S. 17–22.
- Erich Preuß: Die Parkbahn in Cottbus. In: Klaus Jünemann, Erich Preuß: Alles über Schmalspurbahnen zwischen Spree und Neiße. transpress Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-71416-8, S. 100–110.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100128 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Website der Parkeisenbahn Cottbus
Einzelnachweise
- Zum Streckenverlauf und zur Kilometrierung: Private Webseite zur Parkeisenbahn Cottbus. (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)