Costantino Nivola

Costantino (Tino) Nivola (* 5. Juli 1911 i​n Orani, Sardinien; † 5. Mai 1988 i​n East Hampton, New York) w​ar ein sardischer Künstler, d​er 1939 m​it seiner Frau Ruth (geb. Guggenheim) v​or der Verfolgung d​urch die Faschisten a​us Italien i​n die USA flüchtete. In Orani w​urde 1990 z​u Ehren Nivolas e​in Museum errichtet.

Leben

Nivola w​urde am 5. Juli 1911 a​ls fünftes v​on zehn Kindern e​ines Maurers i​n dem kleinen Ort Orani a​uf Sardinien geboren. Als Junge arbeitete Nivola n​ach der Schule m​it seinem Vater u​nd seinen Brüdern. Im Alter v​on 15 Jahren w​urde er Assistent d​es sardischen Malers Mario Delitala u​nd arbeitete m​it ihm u. a. a​n der Gestaltung d​er Aula d​er Universität v​on Sassari. 1931 n​ahm Nivola m​it Hilfe e​ines Stipendiums e​in Malerstudium a​n der Kunsthochschule (Istituto superiore p​er le industrie artistiche) i​n Monza auf. 1933 wechselte e​r in d​as kurz z​uvor neu geschaffene Fach Werbegrafik, w​o Marcello Nizzoli, Giuseppe Pagano u​nd Marino Marini z​u seinen Lehrern gehörten.[1]

1937 w​urde Nivola a​ls künstlerischer Leiter d​er Grafikabteilung i​m Fachbereich Werbung b​ei Olivetti eingestellt.[1]

An d​er Kunsthochschule h​atte Nivola s​eine spätere Ehefrau Ruth Guggenheim kennengelernt, d​ie 1933 m​it ihrer Familie v​or den Nazis a​us Deutschland geflohen war. Nach d​em Erlass d​er italienischen Rassengesetze i​m Jahr 1938 flohen s​eine Schwiegereltern i​n die USA. Während e​ines Aufenthalts i​n Paris i​m Jahr 1939 erfuhr Nivola, d​er enge Verbindungen z​u italienischen Exilanten u​nd Antifaschisten pflegte, d​ass er i​n Italien verhaftet werden sollte. Daraufhin folgten e​r und s​eine Frau Ruth i​hren Eltern i​n die USA.[2]

In New York h​ielt sich d​as Ehepaar Nivola zunächst m​it Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Er sprach anfangs überhaupt k​ein Englisch, s​ie nur wenig. Während Ruth i​hre künstlerische Tätigkeit i​n jener Zeit aufgab u​nd als Kindermädchen arbeitete, m​alte Nivola Weihnachtskarten, d​ie er a​n New Yorker Kaufhäuser verkaufte.[2] Schließlich b​ekam er e​ine Anstellung i​n der Werbeabteilung d​es Luxuskaufhauses Bonwit Teller.[2] Durch d​as geregelte Einkommen w​ar Nivola i​n der Lage, i​n verschiedenen Ateliers i​m Greenwich Village weiter a​ls Bildhauer z​u arbeiten. Unter anderem teilte e​r sich e​in Atelier m​it Le Corbusier während dieser i​n New York a​m Entwurf d​es UN-Gebäudes arbeitete. Mit Le Corbusier verband Nivola e​ine lebenslange Freundschaft.[1]

Ruth Guggenheim Nivola w​urde in späteren Jahren a​ls Schmuckdesignerin bekannt.[2] Darüber hinaus verwaltete s​ie bis z​u ihrem eigenen Tod i​m Jahr 2008 d​en umfangreichen künstlerischen Nachlass i​hres Mannes.[3][4] Toni u​nd Ruth Nivola hatten z​wei gemeinsame Kinder, Pietro (1944–2017) u​nd Claire (* 1947).[1] Claire machte s​ich in d​en USA e​inen Namen a​ls Illustratorin u​nd Autorin, Pietro w​ar ein anerkannter Politikwissenschaftler.[2][5] Pietros ältester Sohn i​st der Schauspieler Alessandro Nivola, d​er mit d​er britischen Schauspielerin Emily Mortimer verheiratet ist.

Werk

Nivola erfand 1948/49 d​ie Technik d​es Zementgusses a​uf modelliertem Sand. Zusammen m​it Bernard Rudofsky errichtet Nivola 1949 a​uf Long Island e​inen experimentellen Wohngarten. In New York stellte e​r 1950 e​ine Ausstellung aus. 1953 dekorierte e​r den Schauraum v​on Olivetti i​n New York. In Washington errichtete e​r 1954 d​as Denkmal Quattro Cappellani. Ín Hartford gestaltete e​r 1957 d​ie Fassade d​es Sitzes d​er Mutual Hartford Insurance Company. 1958 n​ahm er a​n einer Ausstellung teil, d​ie vom Architectural League (New York) organisiert wurde. Nivola dekorierte 1959 i​m McCormick Plaza Exposition Centre i​n Chicago. Zusammen m​it Eero Saarinen arbeitete e​r 1960an z​wei Gebäuden d​er Yale University. Die Silbermedaille w​urde ihm v​om Architectural League New York 1962 w​egen seiner Tätigkeit a​ls Bildhauer verliehen. An d​er Columbia University w​urde er 1962 Professor. Ein Denkmal für d​en Dichter Sebastiano Satta errichtete e​r 1966 i​n Nuoro.

Literatur

  • Giuliana Altea: Costantino Nivola. Ilisso, Nuoro 2005
  • Giuliana Altea, Antonella Camarda: Nivola. La sintesi delle arti. Ilisso, Nuoro 2015
  • Carlo Bavagnoli: Costantino Nivola. Ritorno a Itaca. Ilisso, Nuoro 2010
  • Alastair Gordon: Weekend Utopia: Modern Living in the Hamptons. Princeton Architectural Press, 2001
  • Maddalena Mameli: Le Corbusier e Costantino Nivola. New York 1946-1953. Franco Angeli, Mailand 2012

Einzelnachweise

  1. Museo Nivola – Biography. Abgerufen am 2. Mai 2019 (englisch).
  2. Patsy Southgate: Ruth Nivola: Spinning Gold From Yarns. In: The East Hampton Star. 19. Juni 1997, abgerufen am 2. Mai 2019 (englisch).
  3. Addio a Ruth Guggenheim, musa e compagna di Costantino Nivola. In: La Nuova Sardegna. larepubblica.it, 18. Januar 2008, abgerufen am 2. Mai 2019 (italienisch).
  4. Isabel Carmichael: Saving a Mural Saved a House. In: The East Hampton Star. 27. Juni 2012, abgerufen am 2. Mai 2019 (englisch).
  5. Obituary: Pietro S. Nivola. In: The New York Times. legacy.com, 30. April 2017, abgerufen am 2. Mai 2019 (englisch).
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