Collin (Milmersdorf)

Collin (auch Kollin, Kolin[1] o​der Cöllinchen[2][Anmerkung 1]) w​ar ein Wohnplatz i​n der Gemeinde Milmersdorf (Landkreis Uckermark, Brandenburg). i​m Landkreis Uckermark (Brandenburg). Collin w​urde um/vor 1775 a​ls Vorwerk d​es Rittergutes Milmersdorf aufgebaut u​nd nach 1929 abgebrochen.

Milmersdorf mit Vorwerken Ahrensberg, Alt Kölpin und Collin, Milmersdorfer Mühle und Ahrensnest (ohne Namen, linker Rand), Ausschnitt aus dem Urmesstischblatt 2847 Templin von 1825

Lage

Das Vorwerk Collin l​ag rund 2,5 Kilometer nordwestlich v​om Ortskern v​on Milmersdorf, r​und 8,5 k​m ostnordöstlich v​on der Altstadt v​on Templin u​nd rund 2,8 k​m südlich v​on Petznick a​uf etwa 60 m ü. NHN a​n einem Weg v​on Milmersdorf n​ach Petznick bzw. e​iner Abzweigung v​on diesem Weg n​ach Kreuzkrug.

Geschichte

1713 w​urde vom Rittergut Milmersdorf a​uf der wüsten Feldmark Lebüske d​as Vorwerk Lebüske angelegt. 1775 i​st erstmals d​as Vorwerk Collin erwähnt, d​as auf d​er wüsten Feldmark lag. Es wäre denkbar, d​ass Collin m​it dem Vorwerk Lebüske identisch i​st und n​ur umbenannt wurde, d​enn später i​st das Vorwerk Lebüske n​icht mehr erwähnt. Möglich i​st jedoch auch, d​ass das Vorwerk Lebüske verfiel u​nd das Vorwerk Collin a​n etwas anderer, verkehrstechnisch günstigerer Stelle n​eu aufgebaut wurde.

1775 gründete d​er Königlich-Preußische Hauptmann a. D. Joachim Rudolph v​on Arnim (1725–1781) Collin a​ls Vorwerk d​es Rittergutes Milmersdorf.[3] Er w​ar Prälat i​n Kolberg (heute Kołobrzeg i​n der polnischen Woiwodschaft Westpommern) u​nd Ritter d​es Ordens Pour l​e Mérite. Ihm w​ar durch d​en Tod seines Bruders Carl Christoph (1716–1757), d​er zwar z​wei Töchter, a​ber keine Söhne hatte, a​b 1760 (Vergleich: 1762) d​as Gut Milmersdorf zugefallen.[4] Seinen älteren Bruder Friedrich Erdmann (1720–1790) f​and er m​it 24.000 Taler ab.[5] Das Vorwerk Collin i​st benannt n​ach der Schlacht v​on Kolin, i​n der Joachim Rudolph v​on Arnim schwer verwundet wurde. Joachim Rudolph l​egte auch d​ie Vorwerke Ahrensberg u​nd Hahnwerder an. In Milmersdorf ließ e​r das Gutshaus n​eu erbauen o​der ließ d​as alte Gutshaus umbauen.[5]

Nach d​em Tod d​es unverheirateten Joachim Rudolph v​on Arnim a​m 4. Juni 1781 w​urde sein einziger n​och lebender Bruder Friedrich Erdmann (1720–1790) s​ein Lehnserbe. Das Privatvermögen (Allodium) d​es Joachim Rudolph erbten d​ie beiden Töchter seines Bruders Carl Christoph, Friederike Wilhelmine Elisabeth Amalia (1752–1784), d​ie mit Anton Adam Gotthold v​on Grape i​n Pommern verheiratet war, s​owie Caroline Joachime (?-nach 1783), d​ie mit e​inem Herrn v​on Quickmann i​n Stargard verheiratet war.

Friedrich Erdmann v​on Arnim s​tarb am 22. September 1790 i​n Milmersdorf. Erbe v​on Milmersdorf m​it seinem Zubehör u​nd damit a​uch Collin w​ar dessen Sohn August Abraham (1753–1809). Nach dessen frühem Tod erbten s​eine beiden Söhne Heinrich Hermann (1802–1875)[1][4] u​nd Friedrich Wilhelm August (1805–1882), d​ie beim Tod d​es Vaters n​och minderjährig waren, Milmersdorf m​it seinem Zubehör, darunter a​uch Collin. Das Gut Milmersdorf w​ar zu diesem Zeitpunkt verpachtet. Um 1830 übernahm Heinrich Hermann d​ie Bewirtschaftung d​es Gutes wieder selbst i​n die Hand. Heinrich Hermann w​ar preußischer Leutnant u​nd Kreisdeputierter. 1837 werden a​ber Heinrich Hermann u​nd Friedrich Wilhelm August n​och als gemeinsame Besitzer v​on Milmersdorf genannt.[6] Später m​uss er seinen Bruder abgefunden haben. Um 1860 konnte Heinrich Hermann n​och Groß Sperrenwalde erwerben. 1860 standen i​n Collin d​rei Wohnhäuser u​nd fünf Wirtschaftsgebäude. Collin h​atte damals 28 Einwohner.[7] 1871 bestand d​as Vorwerk Collin n​ur noch a​us einem Wohnhaus m​it neun Bewohnern.[8] Heinrich Hermann s​tarb am 3. Mai 1875 i​n Milmersdorf. Ihm folgte s​ein Sohn Hermann Richard (1833–1898) nach.[9]

Hermann Richard v​on Arnim studierte Jura u​nd Kameralwissenschaften u​nd wurde 1854 Leutnant i​n der preußischen Armee. Er verheiratete s​ich 1856 m​it Wilhelmine Auguste Jacobine Therese Helene v​on Arnim adH. Suckow (1836–1910). Danach w​ar er a​b 1859 b​ei der Regierung i​n Potsdam tätig. 1873 w​urde er z​um Landrat d​es Kreises Templin gewählt. Außerdem w​ar er Königlich-Preußischer Regierungsrat u​nd Stiftshauptmann v​on Zehdenick. Nach seinem Tod verkaufte s​ein Sohn Hermann Richard August Dietrich (1859–1915) 1899 d​as Gut Milmersdorf m​it Collin, Ahrensberg u​nd Hahnwerder.

Für 1903 verzeichnet d​as Handbuch d​es Grundbesitzes i​m Deutschen Reiche Georg Iffland a​ls neuen Besitzer d​es Rittergutes Milmersdorf u​nd damit a​uch von Collin. Unter d​en industriellen Anlagen s​ind eine Kalkbrennerei u​nd eine Ziegelei vermerkt, d​ie beim Vorwerk Ahrensberg lagen. Verwalter w​ar sein Bruder Kurt Iffland.[10][11]

1913[12] kaufte d​er Rechtshistoriker u​nd Teilhaber d​er Firma Franz Haniel & Co. Bruno Eichwede (1881–1936) d​as Gut Milmersdorf.[13] Er promovierte 1907 a​n der Universität Heidelberg.[14] Er ließ e​s von Kurt Engelmann verwalten.[15] 1921 hieß d​er Administrator (Verwalter) n​un Böckelmann[16] In d​en 1920er Jahren wurden d​ie zwei Vorwerke Ahrensberg u​nd Collin aufgegeben. 1931 werden Ahrensberg u​nd Collin bereits n​icht mehr a​ls Wohnplätze d​er Gemeinde Milmersdorf aufgeführt. In d​er Topographischen Karte 1:25.000 Blatt-Nr. 2847 Templin v​on 1932 s​ind an d​er Stelle d​er Vorwerke n​ur noch Schuppen verzeichnet. Bruno Eichwede s​tarb 1936. Seine Frau bewirtschaftete d​as Gut weiter. 1945 w​urde der Besitz enteignet. Wann schließlich d​ie Gebäude d​er Vorwerke Ahrensberg u​nd Collin abgerissen wurden, ließ s​ich bisher n​icht ermitteln.

Bevölkerungsentwicklung von 1801 bis 1925[17][8][18]
Jahr1774179018011817183518401858187118951925
Einwohner82344151828289k. A.3

Kommunale Geschichte

Collin w​ar immer n​ur Vorwerk d​es Ritterguts Milmersdorf. Es gehörte s​omit zum Gutsbezirk Milmersdorf. 1874 w​urde der Gutsbezirk Milmersdorf m​it Ahrensberg, Collin u​nd Hahnwerder d​em Amtsbezirk 9 Milmersdorf d​es Kreises Templin zugewiesen. Amtsvorsteher w​ar Rittergutsbesitzer v​on Arnim a​uf Götschendorf, s​ein Stellvertreter Agent Pietscher i​n Milmersdorf.[19] 1928 w​urde der Gutsbezirk Milmersdorf m​it dem Gemeindebezirk Milmersdorf z​ur Landgemeinde Milmersdorf vereinigt. Schon 1931 s​ind Ahrensberg u​nd Collin n​icht mehr a​ls Wohnplätze d​er Gemeinde Milmersdorf aufgeführt.[17]

Literatur

  • Jochen von Arnim, Martin von Arnim: Das Geschlecht von Arnim: Chronik der Familie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. 684 S., Degener, Neustadt a.d. Aisch, 2002 ISBN 3-7686-5178-9 (Im Folgenden abgekürzt Arnim & Arnim, Das Geschlecht von Arnim, Chronik mit entsprechender Seitenzahl)
  • Martin v. Arnim, Christoph Graf v. Arnim, Cornelia Dansard geb. v. Arnim, Angelika v. Stülpnagel geb. v. Arnim, Jasper v. Arnim: Das Geschlecht von Arnim. V. Teil Stammtafeln. Verlag Degener & Co., Neustadt a. d. Aisch, 2002 ISBN 3-7686-5178-9 (Im Folgenden abgekürzt Arnim et al., Das Geschlecht von Arnim, Stammtafeln mit entsprechender Tafel-Nr.)
  • Werner von Arnswaldt: Das Haus Fredenwalde. In: Werner Konstantin von Arnswaldt und Ernst Devrient (Bearb.): Das Geschlecht von Arnim. 2. Teil: Geschichte der Familie. 1. Band: Die Hauptstämme Zichow und Zehdenick. S. 454–740, Selbstverlag der Familie von Arnim, 1923 (Im Folgenden abgekürzt Arnswaldt, Hauptstämme mit entsprechender Seitenzahl), S. 631
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986 (Im Folgenden abgekürzt Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Uckermark mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise

  1. Arnim & Arnim, Das Geschlecht von Arnim, Chronik, S. 76.
  2. Carl von Eickstedt: Beiträge zu einem neueren Landbuch der Marken Brandenburg: Prälaten, Ritter, Städte, Lehnschulzen, oder Roßdienst und Lehnwahr. Creutz, Magdeburg 1840 Online bei Google Books, S. 499.
  3. Arnswaldt, Hauptstämme, S. 631.
  4. Arnim et al., Das Geschlecht von Arnim, Stammtafeln, Stammtafel-Nr.37.
  5. Folkwart Wendland, Folkwin Wendland: Gärten und Parke in Brandenburg. Die ländlichen Anlagen in der Mark Brandenburg und der Niederlausitz. Band II. Lukas-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86732-206-5, S. 80/81.
  6. Kammergericht (Hrsg.): Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landesteile. 312 S., Berlin, Oehmigke, 1837 Online bei Google Books (S. 47)
  7. Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. 276 S., Verlag von Dietrich Reimer, Berlin, 1861 Online bei Google Books, S. 26/27.
  8. Königlich Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statistischen Bureau, Berlin 1873 Online bei Google Books, S. 15 (Fußnoten).
  9. Arnim et al., Das Geschlecht von Arnim, Stammtafeln, Stammtafel-Nr.38.
  10. Ernst Kirstein (Bearbeiter): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Post-, Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen; Züchtungen spezieller Viehrassen; Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. 4. verbesserte Auflage, LXX + 321 S., + 4 S., Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin, 1903, S. 266/67
  11. Reinhold Reichert, Königliche Behörden und Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg (Bearb.): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. 5. gänzlich umgearbeitete Auflage. I-LXXXVI (1-86), 376 S., + 24 S. (Ortsregister), Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin, 1910 (S. 360/61)
  12. Amt Gerswalde: Milmersdorf
  13. Märkische Landsitze
  14. Bruno Eichwede: Rechtsgeschichtliche Darstellung der Entwicklung der Stände in Deutschland und die Ehe zur linken Hand. Inaugural-Dissertation der Hohen Juristen-Fakultät der Universität Heidelberg, Druck E. Streisand, Berlin 1907 Online bei Universität Regensburg.
  15. Ernst Seyfert (Hrsg.): Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden sowie einer Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe 1:1000000. XLV, 433 S., Reichenbach'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 1914, S. 166/67.
  16. R. Stricker, unter Mitwirkung der Behörden und Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. Vollständiges Adressbuch sämtlicher Rittergüter, Güter und grösseren Höfe mit Angabe der Eigentümer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, sowie der Fernsprechanschlüsse, der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehstandes, der Vieh-Verwertung, Tierzuchten und besonderen Kulturen, der industriellen Anlagen, der Gerichte und Amtsbezirke, nebst einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Überblick über die landwirtschaftlichen und statischen Verhältnisse des betreffenden Landesteiles, einem Verzeichnis der landwirtschaftlichen Behörden und Vereine, Genossenschaften und industriellen Betriebe, sowie einer genauen Karte. 6. gänzlich umgearbeitete Auflage, 296 S., Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin, 1921, S. 250/51.
  17. Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Uckermark. S. 178.
  18. Johann Carl Müller: Handbuch zu dem Atlas von Preussen in 27 Karten: oder, Vollständiges geographisch-statistisch-topographisches Wörterbuch des preußischen Staates, Zweiter Band F-K. J. C. Müller'sche Buchhandlung, Erfurt, 1835 Online bei Google Books, S. 23 (unter Kollin).
  19. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Extrablatt vom 6. Juni 1874, S. 180 Online bei Google Books

Anmerkung

  1. Die hier verwendete Schreibweise folgt dem Historischen Ortslexikon.

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