Codrington Plantations
Die Codrington Plantations waren zwei historische Plantagen für Zuckerrohranbau auf der Insel Barbados, die im 17. Jahrhundert von Christopher Codrington († 1698) und seinem gleichnamigen Vater gegründet wurden. Wie viele der Zuckerplantagen in der Karibik wurden sie vor allem durch Sklavenarbeit bewirtschaftet. Dennoch waren sie 1710 Teil eines Vermächtnisses mit dem Ziel der Wohltätigkeit, als der dritte Christopher Codrington starb und die Plantagen der Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts (SPG) vermachte.
Die Geschichte der Plantagen illustriert sowohl die Abhängigkeit der Church of England von Spenden jeglicher Art für die christliche Mission in den West Indies, als auch das Erstarken des Abolitionismus, und darüber hinaus auch die Scheu der Institutionen sich mit Themen im Umfeld der Sklaverei zu beschäftigen.
Geographie
Die beiden Anwesen, Codrington’s und Consett’s befanden sich in der „Parochie“ St. John auf der Ostseite von Barbados und hatten eine Fläche von 763 acre (309 ha), auf denen Zuckerrohr angebaut wurde. Codringtons Testament von 1702 erwähnt auch drei Windmühlen mit Einrichtungen zur Zuckergewinnung. Dazu gehörten außerdem 315 „indentured slaves“ und 100 Rinder.[1]
Codrington Bequest und die Gründung von Codrington College
Nach dem Tod von Christopher Codrington 1710 wurden die beiden Anwesen der Society for the Propagation of the Gospel überlassen um Mittel zur Errichtung eines Colleges in Barbados bereitzustellen. Codrington wollte, dass „die Plantagen im Ganzen unterhalten werden und immer mindestens 300 Negros dort gehalten werden, und eine ausreichende Zahl von Professoren und Gelehrten dadurch unterhalten werden“.[2] Codrington verfügte auch, dass ein Teil seiner Stiftung zur Bildung der Sklaven von Barbados genutzt werden sollte, doch versuche, diese Geste zu verwirklichen, wurde von anderen Plantagenbesitzern erfolgreich unterbunden.[3]
Obwohl auch bald darauf der monastische Charakter des Colleges aufgegeben wurde, entstand in der Zeit von 1714 bis 1742 doch eine Bildungseinrichtung. Die Gebäude des Colleges dienen heute als Seminar für die Church in the Province of the West Indies, eine Mitgliedskirche der Anglican Communion.
Durch sein Vermächtnis wurde Codrington zudem ein bedeutender Unterstützer des All Souls College, Oxford. Er stiftete Bücher im Wert von £6.000 und weitere £10.000 für die Errichtung der Codrington Library.[4]
Lebensbedingungen auf den Plantagen
Die Plantagen wurden für die SPG von Managern geführt und deren Geschäftsführung nominell von einem Board of Trustees der SPG, unter Vorsitz des Erzbischofs von Canterbury und einem Committee von Bischöfen der Church of England überwacht. Die Plantagen waren auf regelmäßigen Nachschub von Sklaven aus Westafrika angewiesen; aufgrund verschiedener Krankheiten[5] und schlechter Behandlung starben vier von zehn Sklaven innerhalb von drei Jahren, wie aus einem Bericht von 1740 hervorgeht.
Anfangs bekamen die Sklaven sogar noch ein Brandzeichen mit dem Schriftzug "Society" auf die Brust.[6] Milton Meltzer erklärt, dass auf den Zuckerplantagen üblich war, dass die Sklaven, die bereits von ihrem Händler ein Brandzeichen erhalten hatten, von ihren „Eigentümern“ nochmals gebrandmarkt wurden.[7] Über die Vorgehensweise in Codrington schreibt Hochschild: „Über ein Jahrzehnt lang bemühten sich die Leiter von Codrington, das Entlaufen von Sklaven dadurch zu verringern, dass alle Sklaven auf der Brust eine Brandmarke erhielten. Am Ende war jedoch das hauptsächliche Druckmittel die Peitsche war, und zeitweise auch Eisenhalsband und Zwangsjacke.“[8] Brandmarkung, der Brauch speziell eines Aufsehers und nicht durchgehend der Brauch verschiedener Manager, wurde jedoch nach etwa zehn Jahren abgeschafft, nachdem die Kirche die Plantage übernommen hatte.
Man hat darauf hingewiesen, dass ganz bewußt „Tod durch Arbeit“ (work to death policy) herbeigeführt wurde, so wie es auf den Plantagen in Südamerika üblich war.[9] Neben der harten Behandlung durch die Manager waren außerdem die Strapazen der Überführung, der Schock, sich an die neue Umgebung anpassen zu müssen und die Umstellung auf ungewohnte Nahrung, und Umstände und Krankheiten wichtige Faktoren, die dazu beitrugen, dass ein Drittel der Sklaven innerhalb von drei Jahren nach der Ankunft verstarb.[10]
Abschaffung der Sklaverei (Abolition)
Die Situation auf den West Indies und speziell auf den Codrington Plantations der SPG, die Bischof Beilby Porteus dazu veranlassten, anlässlich einer Jubiläumspredigt 1783 in St Mary-le-Bow, Cheapside, London die Church of England aufzurufen, ihre Verbindungen mit dem Sklavenhandel zu beenden. Die Situation drängte auch dazu, die Bedingungen der Afro-Caribbeans in Barbados zu verbessern. Zu gleicher Zeit nutzten die Sklavenhalter jedoch auch Rechtfertigungen mit biblischen Argumenten.[11]
Die Kirche löste ihre Sklavenhaltung jedoch erst mit dem Slavery Abolition Act von 1833. Wenn die Lossprechung der Sklaven erfolgte, zahlte die Regierung gemäß dem Emancipation Act Entschädigungen an die Halter. Die Church of England erhielt für die 411 Sklaven der Codrington Plantations £8.823. 8s. 9d.[12] Diese Summe wurde dem Codrington College gutgeschrieben.
Einzelnachweise
- Schomburgk 1848: 112.
- "Desire to have the Plantations Continued Entire and three hundred negros at Least always Kept there on, and a Convenient Number of Professors and Scholars maintain'd." Wilder 2013: 83.
- Wilder 2013: 87.
- James Walvin: Slavery and the Building of Britain. In: BBC History – British History in depth. 17. Februar 2011. Abgerufen am 7. September 2015.
- Wilder 2013: 84.
- Church apologises for slave trade. In: BBC NEWS. 8. Februar 2006. Abgerufen am 7. September 2015.
- "Already branded once by the trader, the slaves were branded a second time with their new owner’s initials." Hochschild 2006: 65
- "For nearly a decade, Codrington officials tried to reduce escapes by branding all slaves on their chests. In the end, though, the chief deterrent was the lash, plus, at times, an iron collar and a straitjacket."
- Ben Fenton: Church’s slavery apology ‘is not enough’. In: The Telegraph. 11. Februar 2006. Abgerufen am 7. September 2015.
- "in 1746 one third of Africans died within three years of arrival in West Indies, from the ordeal of the middle passage, and the shock of adjusting to the new life, foods, and diseases." Hochschild goes on to say, "At Codrington, as throughout the Caribbean, new slaves from Africa were first “seasoned” for three years, receiving extra food and light work assignments. Slaves were vulnerable during this early traumatic period when they were most likely to die of disease, to run away… or to commit suicide. If you survived those three years, you were regarded as ready for the hardest labour." Hochschild provides further detail about the policies of the SPG's managers, saying that by 1826, "As a result of changes, the Church of England’s Codrington plantation, for example, had improved food, housing, clothing, and working conditions, and built a small hospital for sick and pregnant slaves." Hochschild 2006: 63.
- Haynes 2002. passim.
- Bennett, Hitchcock 1958: 131
Literatur
- J. Harry Bennett, William Robertson Hitchcock: Bondsmen and Bishops: Slavery and Apprenticeship on the Codrington Plantations of Barbados, 1710–1838. University of California Press, 1958.
- Stephen R. Haynes: Noah’s Curse : The Biblical Justification of American Slavery: The Biblical Justification of American Slavery. Oxford University Press, USA, 2002, ISBN 978-0-19-803260-1.
- Adam Hochschild: Bury the Chains: Prophets and Rebels in the Fight to Free an Empire’s Slaves. Houghton Mifflin Harcourt, 2006, ISBN 0-547-52695-4.
- Robert Hermann Schomburgk: The History of Barbados. Longman, Brown, Green and Longmans, London 1848.
- Craig Steven Wilder: Ebony and Ivy: Race, Slavery, and the Troubled History of America’s Universities. Bloomsbury USA, 2013, ISBN 978-1-59691-681-4.