Christof Dörge
Christof Dörge (* 16. Juli 1932 in Berlin) ist ein deutscher Architekt und lebt in Wetzlar. Er baute unter anderem mehrere Einfamilienhäuser und Gemeindehäuser evangelischer Kirchen. In seinen Entwürfen orientierte er sich an Hans Scharoun und Alvar Aalto sowie an der dänischen Architektur der Nachkriegszeit.
Biographie
Christof Dörge ist der Sohn des Architekten Gerhard Dörge und der Architektin Hildegard Dörge-Schröder. Christof Dörge studierte Architektur von 1953 bis 1955 an der Technischen Universität Darmstadt, wo er im Studium Generale Eugen Kogon hörte. Anschließend studierte er an der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg bei Hans Scharoun und legte dort die Diplomhauptprüfung 1960 ab. In Scharouns Seminarraum kam er mit den Architekten Peter Pfankuch, Sergius Ruegenberg und Manfred Manleitner[1] in Kontakt.
Nach dem Studium arbeitete Dörge als angestellter Architekt u. a. im Büro von Walter Schwagenscheidt, später in mehreren Architektenbüros in Berlin, dort vor allem bei Heinz Schudnagies. Bei ihm übernahm er die Bauausführung mit Bauleitung für das Einfamilienhaus des Chefredakteurs der Bauwelt Ulrich Conrads. Seit 1965 war er als angestellter Büroleiter seines Bruders Architekt Michael Dörge in dessen Zweigbüro Leihgestern tätig. Von 1967 bis 1999 war Dörge selbstständiger freiberuflicher Architekt, seit den achtziger Jahren in Wetzlar. Schwerpunkt seiner Tätigkeiten waren zunächst Kirchenrenovierungen in Hessen. Nach dem ersten Preis im Wettbewerb für das Ev. Gemeindezentrum Hüttenberg mit anschließender Bauausführung folgten weitere Wettbewerbe und Bauten von evangelischen Gemeindehäusern im Raum Wetzlar, sowie von Einfamilienhäuser in Hessen. Dörge war Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA).
Dörges Bauten weisen sich durch materialgerechtes Bauen aus. Bei der Materialauswahl stellte Dörge den Bezug zur regionalen, historischen Bebauung her. Er orientierte sich in seinen Entwürfen an Hans Scharouns in den Vorlesungen an der TU-Berlin-Charlottenburg vermitteltem Grundsatz: "Die Baugestalt finden und nicht setzen". Die Rechtwinkligkeit war deshalb in seinen Bauten nicht zwingend und bestimmte oft auch nicht die Baukörpergliederung. Dies erlaubte eine spannungsreiche Raumzuordnung. Die Gestaltung blieb, seinem Vorbild Scharoun folgend, immer ausgerichtet auf die Bauaufgabe und kein Selbstzweck. Bei seinem eigenen Haus in Garbenteich sind wie in einigen anderen seiner Bauten außen und innen der Backstein und Sichtbeton vorherrschend. Für die Raumgliederung sind neben den äußeren Sichtbezügen die Raumbedürfnisse der Bewohner prägend. „Wichtig war ein strapazierfähiger Bau: der nicht nicht gleich zum Slum wird, wenn eine Ecke abplatzt, wo die Kindertische auch mal als Hobelbank benutzt werden können, jedes Kind seine Tür, wenn nötig, hinter sich zuknallen kann. Wichtig auch die Beziehung: der Blick von der Küche zur Kirche, in den Bauerngarten der Nachbarin, um nicht zu verpassen, wenn sie frische Eier rüberreichen will, von der Dachterrasse über den Gartenhof zum Friedhof. Auch im Garten hinter dem 'Gestrüpp' die Möglichkeit sich 'verkrümeln' zu können.“[2] Die Kinderzimmer sind um einen gemeinsamen Kinder-Wohn-Spiel-Raum angeordnet, erweitert bis zum Essplatz der ganzen Familie. Für die Erwachsenen ist eine Wohnecke und ein Atelier im Obergeschoss vorgesehen.[3]
Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Architekt betätigte sich Dörge als Maler. In dieser Zeit entstanden viele Skizzenbücher, in denen vor allem die historischen Stadtzentren („centri storici“) Italiens dargestellt wurden. Diese Skizzen übertrug er dann in Acrylmalerei größeren Formates, die zunehmend ungegenständlich wurde.[4]
Christof Dörge war mit Ute Dörge (geb. Schönhagen, *10. Dezember 1935, † 25. April 2015) verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter (†).
Entwürfe (Auswahl)
- 1971–1974: „Am Petersweiher“ Teilbebauungsplanentwurf für Gießen-Petersweiher[5]
- 1977: 2. Preis im Architektenwettbewerb eines Gemeinde- und Jugendhauses mit Pfarrhaus in Werdorf
- 1992: Entwurfszeichnung für eine Dachgeschoßwohnung in Corniglia
- 1995: Ferienreihenhausgruppen für die „Finca El Cabrito“ auf La Gomera
- 1995: 2. Preis im Architektenwettbewerb „Gemeindehaus“ Tiefenbach bei Braunfels
Werk (Auswahl)
- 1966–1967: Eigenes Haus in Garbenteich, Römerstr. 16 (Siehe Abbildungen)
- 1967–1987: Kirchenrenovierungen in Hessen
- 1970–1971: Haus in Linden-Leihgestern (Siehe Abbildung)
- 1972: Haus mit Einliegerwohnung in Pohlheim-Hausen, Parkstr.17[6] (Siehe Abbildung)
- 1973: Bebauungsplan für die Stadt Linden[7]
- 1974–1975: Haus im Hunsrück (Siehe Abbildung)
- 1973–1974: Ev.Gemeindezentrum Hüttenberg in Hüttenberg, Hauptstr. 110 (Siehe Abbildungen)
- 1976–1977: Ev.Gemeindehaus in Wetzlar-Blasbach (Siehe Abbildung)
- 1976–1977: Haus mit Praxis in Pohlheim-Watzenborn-Steinberg, Hubertusstraße 12
- 1978–1979: Haus in Pohlheim-Hausen, Danziger Str. 26
- 1984–1985: Eigenes Haus mit Architektenbüro in Wetzlar, Sixt v. Arnim Str. 41, unter Mitarbeit seiner Ehefrau Ute Dörge (Siehe Abbildung)
- 1986–1988: Evangelisches Rentamt Wetzlar, Turmstr. 34
- 1987–1988: Ev.Gemeindehaus in Aßlar-Oberlemp (Siehe Abbildung)
- 1990–1991: Ev.Gemeindehaus in Hüttenberg-Volpertshausen
- 1991–1994: Ev.Gemeindehaus in Wetzlar-Garbenheim unter Mitarbeit von Ute Dörge (Siehe Abbildungen)
- Eigenes Haus in Garbenteich
- Eigenes Haus in Wetzlar
- Gemeindehaus in Blasbach
- Gemeindehaus in Wetzlar-Garbenheim
- Gemeindehaus in Wetzlar-Garbenheim
- Gemeindehaus in Oberlemp
- Ev. Rentamt Wetzlar
Veröffentlichungen
- Einfamilienhäuser, in: Bauwelt 19, 19. Mai 1978
- Neun Einfamilienhäuser, in: Bauwelt 5, 30. Januar 1981
- Von Architekten erdacht, von Architekten gemacht, (Hrsg.) Architektenkammer Hessen, o. J.
Einzelnachweise
- Manleitner war an der Ausführungsplanung von Scharouns Philharmonie beteiligt. Von 1975–1994 war er Professor für Tragwerkslehre an der Universität der Künste Berlin.
- Einfamilienhaus in Pohlheim-Garbenteich. Heimisch zwischen Scheunen, Kirche und Friedhofsmauer., in: Bauwelt 19, 1978.
- Das Haus wurde nach Eigentümerwechsel 1985 stark verändert.
- Bauentwürfe und Bauten, Zeichnungen und Acrylmalerei als Fotos (Auswahl) sind im Archiv des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt und im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar archiviert.
- Teilbebauungsplan (Entwurf) „Am Petersweiher“, Protokoll (Bau-)Dezernat IV der Stadt Gießen vom 16. Oktober 1970.
- Haus Bayer, Pohlheim, Parkstraße 17 – Von innen nach außen., in: Bauwelt 5, 1981.
- Bebauungsplan Südöstlicher Ortsrand N. 5, Gemarkung Leihgestern, Aufstellungsbeschluss vom 2. Oktober 1971.