Christian Mentzel
Christian Mentzel (* 15. Juni 1622 in Fürstenwalde/Spree; † 27. Januar 1701 in Berlin, latinisiert Christianus Mentzelius) war ein deutscher Arzt, Botaniker und Sinologe.
Leben und Werk
Er war Sohn des Bürgermeisters der Stadt Fürstenwalde und studierte an den Universitäten zu Frankfurt/Oder und Königsberg (Ostpreußen) Medizin und Naturwissenschaften. Anschließend unternahm er eine Reise durch Polen, die Niederlande, Italien und Malta und wurde 1654 in Padua promoviert. Nach seiner Rückkehr ließ er sich als praktischer Arzt in Berlin nieder, wo er 1658 vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm zum Leibarzt und kurfürstlichen Rat ernannt wurde.
Mentzel beschäftigte sich vielfältig mit Botanik. Seine Hauptwerke waren der Catalogus plantarum circa Gedanum sponte nascentium und das Lexicon plantarum polyglottum universale, das erstmals 1682 in Berlin erschien und bis 1815 immer wieder neu aufgelegt wurde. Außerdem beschäftigte er sich im kurfürstlichen Auftrag als Nachfolger des Sinologen Andreas Müller[1] mit der chinesischen Kultur, Geschichte und Sprache und pflegte Kontakte zum Missionar Philippe Couplet[2]. Er gab mit der Sylloge Minutiarum Lexici Latino-Sinico-Characteristici (Nürnberg 1685) das erste chinesische Zeichenlexikon in Europa heraus, 1696 einen umfangreichen Abriss der chinesischen Geschichte unter dem Titel Kurtze Chinesische Chronologia oder Zeit-Register/ Aller Chinesischen Käyser: Von ihrem also vermeinten Anfang der Welt bis hieher zu unsern Zeiten/ des … 1696sten Jahres; In einer richtigen Ordnung von Jahren zu Jahren/ … auch mit zween Chinesischen erklährten Tafeln der vornehmsten Geschichten von ihrem Anbeginn der Welt/ Gezogen aus der Chineser Kinder-Lehre Siao Ul Hio oder Lun genandt, das dem Kaufmann und Reisenden Evers Ysbrants Ides (1660–1708) gewidmet ist.
Auf Bitten des Kurfürsten schuf Mentzel aus den Eckhout-Illustrationen der Niederländisch-Brasilien-Erkundung (1637–1644) das vierbändige Werk Theatrum rerum naturalium Brasiliae, das heute Bestandteil der in der Jagiellonischen Bibliothek verwahrten Libri Picturati ist. Am 18. Februar 1675 wurde er mit dem Beinamen Apollo zum Mitglied der Leopoldina gewählt.
Ehrungen
Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Mentzelia[3] der Pflanzenfamilie der Blumennesselgewächse (Loasaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[4][5]
Literatur
- Wilhelm Heß: Mentzel, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 374.
- Michael Engel: Mentzel, Christian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 94–96 (Digitalisat).
- Rolf Winau: Christian Mentzel, die Leopoldina und der ferne Osten. In: Medizinhistorisches Journal, 1976, Band 11, Heft 1/2, S. 72–91.
- Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 191; Textarchiv – Internet Archive.
- Willi Ule: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während der Jahre 1852–1887. Mit einem Rückblick auf die frühere Zeit ihres Bestehens. In Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig, Halle 1889, Nachträge und Ergänzungen zur Geschichte Neigebaur’s, S. 148 (Textarchiv – Internet Archive).
- Astrid Böger, Wolf D. Hartmann, Stefan Koch, Markus Mollitor, Brigitte Nixdorf, Melanie Scholz & Guido Strohfeldt: Christian Mentzel (1622-1701) Leibarzt des Großen Kurfürsten, Botaniker und Sinologe. Edition Mentzeliana Band 1, Die Mark Brandenburg • Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Berlin 2021, ISBN 978-3-948052-11-9
Weblinks
- Literatur von und über Christian Mentzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Druckschriften von und über Christian Mentzel im VD 17.
- Mitgliedseintrag von Christian Mentzel bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 7. Mai 2017.
Einzelnachweise
- Studien von Zeitfragen, Internet-Ausgabe 2002
- siehe Claudia von Collani: Couplet, Philippe. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 890–893.
- Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 40 f.
- Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 93
- Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 236