Cheung Chau Bun Festival
Das Cheung Chau Bun Festival (chinesisch 包山節, auch: Cheung Chau Da Jiu Festival, chinesisch 長洲太平清醮, dt. "Brötchenfest", "Fest der hungrigen Geister"[1]) ist ein traditionelles chinesisches Festival auf der Insel Cheung Chau in Hongkong. Das Festival findet jährlich statt und ist wahrscheinlich das bekannteste der "Da Jiu Festivals". 醮 - Jiu ist die Bezeichnung für daoistische Opferzeremonien. Vergleichbare Veranstaltungen gibt es in vielen ländlichen Gebieten Hongkongs, aber auch in Taiwan, Sichuan, Fujian und Guangdong. Nicht immer findet das Festival jährlich statt. Die Intervalle zwischen den Festen können zwischen jährlicher Abfolge und einer einzigen Wiederholung innerhalb 60 Jahren betragen (gemäß der Jahreszählung des Chinesischen Kalenders).
Bräuche und Sitten
Das Bun Festival auf Cheung Chau zieht jedes Jahr zehntausende Schaulustige aus Hongkong und Übersee an. Es findet immer am achten Tag des Vierten Monats statt und fällt vor Ort zusammen mit dem Fest zu Buddhas Geburt. Das Festival dauert eine Woche. An drei Tagen während dieser Zeit stellt die ganze Insel die Ernährung auf vegetarisches Essen um und es gibt in den Restaurants und selbst bei McDonalds nur noch vegetarische Speisen. Das Festival war ursprünglich ein Ritual, dass den Fischern göttlichen Beistand gegen die Übergriffe von Piraten und Gefahren auf See bringen sollte. Heute steht der religiöse Zusammenhang weitgehend im Hintergrund und das Festival ist vor allem eine Zurschaustellung von Folklore.
Parade der Helden
Neben dem traditionellen Löwentanz und Drachentanz gehören zur Prozession die Schwebenden Kinder, eine Zurschaustellung verschiedener legendarischer oder moderner Helden, die auf Schwertspitzen und Fächern (飄色) durch die Straßen getragen werden. Es handelt sich dabei um Kinder der Einheimischen, die herausgeputzt werden und auf Stahlrahmen getragen werden, so dass es scheint, als glitten sie durch die Luft. Die Eltern halten es für eine große Ehre, wenn ihre Kinder an der Prozession teilnehmen. Die Prozession wird begleitet von lärmenden Instrumenten wie Trommeln und Gongs, die böse Geister vertreiben sollen. Angeführt wird die Prozession von der Statue von Pak Tai, dem God des Wassers und Geist des Nordens, dem auch der Yuk Hui Gung (玉虛宮 baoxu gong; Temple of the Jade Vacuity) geweiht ist.
Die Firma Kwok Kam Kee (郭錦記餅店, guojinji bingdian) ist der offizielle Lieferant für die Bun. Die Firma entstand vor über 40 Jahren und liefert heute mehr als 60.000 Bun für die Veranstaltung.[2]
Verbrennung von Papiermodellen
Eine Viertelstunde vor Mitternacht wird ein Papiermodell des König der Geister verbrannt, es werden riesige Räucherwerke entzündet und die Bun werden geerntet und an die Zuschauer verteilt. Das Fest zieht sich danach bis spät in die Nacht.
Bun-Haschen - 搶包山
Die Hauptattraktion des Fests findet am Yuk Hui Tempel statt, wo die "包山" (Baoshan, Bun Mountains) stehen. Drei 60-feet hohe (18,3 m) Bambustürme mit chinesischen Ping On Bun (bao, Teigbällchen) geben dem Festival seinen Namen. Früher rannten junge Männer an den Türmen hoch um ein Bun zu erhaschen. Je höher sie kamen, desto mehr Glück erhofften sich die Teilnehmer für sich und ihre Familien. Der Wettbewerb wurde als 搶包山 (qiang bao shan - bun snatching) bezeichnet.[3] 1978 brach einer der Türme zusammen, wodurch mehr als 100 Personen verletzt wurden. In den folgenden Jahren durften nur noch drei ausgewählte Kletterer jeweils an ihrem Turm die obersten Bun erhaschen und danach absteigend die weiteren Bun herunterwerfen.
Wiederbelebung der Bräuche
Aufgrund des Unglücks von 1978 wurde das Ritual von der Regierung verboten. Dagegen stand der Willen der Bevölkerung, die Tradition zu ehren und zu erhalten. Neben dem enormen Druck der Bevölkerung sorgte vor allem der Zeichentrickfilm My life as McDull für nostalgische Gefühle. Aufgrund der großen Popularität wurde das Ritual dann am 15. Mai 2005 wiedereingeführt. Dafür wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Heute sind nur noch zwölf trainierte Athleten zugelassen, die sich in vorausgehenden Wettbewerben qualifizieren müssen und anstatt des Bambus wird das Gerüst des "Bun Mountain" aus Stahl hergestellt. Der erfolgreichste Wettkämpfer in neuerer Zeit ist Kwok Ka-Ming (郭嘉明), ein Trainer der örtlichen Feuerwehr. Die drei "Bun Mountains" werden weiterhin vor dem Tempel errichtet und mit traditionellen Bambusgerüsten gesichert. 2005 wurde ein Turmklettern im benachbarten Sportgelände eingeführt. Dieser Wettbewerb wurde mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel Kletterausrüstung und professionellen Trainings, ausgestattet und nun nehmen auch Frauen am Wettbewerb teil. Seit 2006 gibt es zudem ein Teamwork-Event. Bei diesen Türmen, wie auch beim traditionellen "Bun-Haschen" werden die Bun um Mitternacht entfernt.
2007 wurde bekanntgegeben, dass die Bun am Kletterturm in Zukunft aus Plastik sein werden.[4]
My life as McDull und das Festival
My life as McDull war ein überraschender Erfolg an Weihnachten 2001. Dieser Zeichentrickfilm war an und für sich für Kinder ausgelegt. Neben den süßen Charakteren zeigte der Film jedoch auch viele Charaktereigenschaften, die in Hong Kong geschätzt werden: hartarbeitende, pflegeleichte Menschen, die niemals aufgeben. Der "Hong Kong dream", der im Film dargestellt wurde, riss die Zuschauer mit sich. Die Animation wurde auf computergenerierten Hintergründen hergestellt, behielt aber den Eindruck einer handgezeichneten Geschichte. In einem Abschnitt des Films entscheidet sich das Schweinchen McDull, hart zu trainieren, damit er an der Olympiade teilnehmen kann, genau wie der Hongkonger Olympionike Lee Lai-shan. Allerdings macht er den Fehler, Cheung Chau bun-snatching zu trainieren. Als er feststellt, dass diese Disziplin gar keine olympische ist, schreibt seine Mutter einen Brief an den Vorsitzenden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und bittet darum, dass er das Sportereignis in seine Liste mit aufnimmt.
Wahrscheinlich beeinflusste der Erfolg dieses Films das Hong Kong Tourism Board, so dass das Ritual wiederbelebt werden durfte. Es sorgte jedoch für Spott, als der Secretary for Home Affair, Patrick Ho Chi-ping, bekanntgab, er würde das IOC kontaktieren um den "Sport" anzuerkennen.
Ursprung
Eine Legende berichtet, dass im 18. Jahrhundert die Insel durch eine Epidemie heimgesucht wurde und von Piraten verwüstet, bis die Fischer vor Ort eine Statue des Gottes Pak Tai auf die Insel brachten. Indem die Statue durch die Gassen getragen wurde, vertrieb sie die bösen Geister. Auch die Dorfbewohner verkleideten sich als Gottheiten und wanderten über die Insel um böse Geister zu vertreiben.
Gottheiten
- Pak Tai
Pak Tai (北帝 beidi; 黑帝 heidi), der Gott des Wassers und Geist des Nordens, ist im Yuk Hui Tempel beheimatet. Als Wassergottheit spielte er früher eine wichtige Rolle für die Fischer und Seeleute. Seine Verehrung soll gute Seefahrtbedingungen und gute Fänge für die Fischer einbringen. Seine Verehrer bezeichnen ihn als "Pei Fang Chen Wu Hsuan T'ien Shang Ti" (Wahren Kämpfer und Obersten Gott des Tiefen Himmels des Nordens - True Soldier and Superior Divinity of the Deep Heaven of the North).[5]
- Tin Hau (Lin Mo Niang)
Die zweite wichtige Gottheit ist die Meeresgöttin Tin Hau, die Beschützerin aller Seefahrer. Sie wird verehrt, damit sie Warnungen vor Stürmen schickt und in Seenot geratene Fischer beschützt.
- Hung Hsing
Hung Hsing ist der schreckliche Gott des Südens mit bedrohlichen Kopfputz, unfreundlichem Gesicht, buschigem schwarzen Bart und Stab, mit dem er die Feinde erschlägt.
- Kuan Yin
Zur Parade gehört auch die buddhistische Guanyin, die Bodhisattva des Mitgefühls mit ruhigem und mitfühlendem Gesicht.
Einzelnachweise
- Franz-Josef Krücker: APA Guide, 1998. S. 223
- Sophia Yan: Why one Hong Kong bakery makes 10,000 buns a day. In: CNN Money. 26. Mai 2015.
- TVB show 1st quarter of 2008: 賞識人間道, exclusive on the bun race.
- HK government: Bun Festival upholding both tradition and safety
- Franz-Josef Krücker: APA Guide, 1998. S. 222
Weblinks
- Cheung Chau Bun Festival bei discoverhongkong.com (Memento vom 9. Dezember 2004 im Internet Archive)
- Bilder des Cheung Chau Bun Festival 2008 (Memento vom 5. Mai 2009 im Internet Archive)
Literatur
- Franz-Josef Krücker: APA Guide, Hongkong * Macau * Kanton. Polyglott, Langenscheidt, Berlin & München 1998. S. 223 ISBN 3-8268-2356-7