Chen Jitong

Chen Jitong (chinesisch 陳季同, Pinyin Chén Jìtòng, W.-G. Tcheng Kitong, Tcheng Ki-tong, französisch Tcheng-Ki-tong; Großjährigkeitsname Jingru 敬如; * 1851; † März 1907, Nanjing, China) w​ar ein chinesischer Diplomat u​nd Schriftsteller. Er w​ar von 1884 b​is 1891 a​uf seinem Posten i​n Frankreich u​nd schrieb i​n dieser Zeit einige Werke a​uf Französisch. Damit w​ar er d​er erste Chinese, d​er Bücher i​n französischer Sprache veröffentlichte u​nd der v​iel dazu beitrug, d​ie chinesische Kultur bekannt z​u machen.

Chen Jitong in seiner Amtskleidung. Fotografie von Nadar.

Leben

Chen Jitong w​urde 1851 i​n Houguan, e​inem Ort i​m heutigen Fuzhou, geboren. 1869 begann e​r Französisch z​u lernen, w​eil es damals b​ei dem Arsenal d​es Freihafens v​on Fuzhou e​ine von Franzosen geführte Schule gab. Er studierte b​ei Prosper Giquel u​nd freundete s​ich mit seinem Lehrer an.[1]

1876 nahm er an der Gesandtschaft nach Europa von Shen Baozhen teil. Nach seiner Rückkehr nach China im folgenden Jahr verfasste er einen Bericht seiner Eindrücke in Europa und erhielt einen wichtigen Posten als Ratgeber für die Außenpolitik der Qing-Dynastie. In den 1880er Jahren wurde er zum Militärattaché der Botschaft des Kaiserreichs China in Paris ernannt. 1884 veröffentlichte er das erste Buch Les Chinois vus par eux-mêmes (dt. Die Chinesen, von ihnen selbst gesehen), das zunächst in der Revue des Deux Mondes veröffentlichte und dann als Sammelband bei Calmann-Lévy herausgegeben wurde. Das Buch wurde ein großer Erfolg mit zehn Ausgaben in zwei Jahren und großer öffentlicher Beachtung. Auch seine folgenden Werke waren erfolgreich. Gleichzeitig wurde er zu einer gesellschaftlichen Größe in Tout-Paris (der Pariser Elite). Er trat in Salons und bei Festen auf und kleidete sich immer in wertvollen chinesischen Gewändern. In diesem Aufzug wurde er auch oft fotografiert, zum Beispiel von Nadar.

Im April 1890 heiratete e​r eine Französin, Marie Adèle Lardanchet, i​n der Gemeinde Desnes (Jura). Durch e​inen Pressebericht w​urde bekannt, d​ass er i​n Peking bereits verheiratet war.[2]

Im Jahr 1891 fiel er in Ungnade. Er hatte sich durch sein gesellschaftliches Leben in Paris stark verschuldet[3] und rettete sich dadurch, dass er sich nach China absetzte.[4] Li Hung Chang trat als sein Beschützer auf und sorgte dafür, dass seine Schulden beglichen wurden.[5] Nachdem er sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, ließ er sich in Shanghai nieder. Die kurzlebige Republik Formosa berief ihn 1895 noch einmal als Minister für auswärtige Beziehungen. Um 1898 kehrte er nach Fuzhou zurück, wo er zum Marschall ernannt wurde und für einige Monate zum Gesprächspartner von Paul Claudel, der von ihm Berichte über die Arbeiten von Prosper Giquel am Arsenal de Fuzhou erhielt.[6]

Er s​tarb in Nanjing i​m März 1907.[5]

22. Tafel des Panorama le Tout-Paris von Charles Castellani, das bei der Weltausstellung 1889 gezeigt wurde. Tcheng-Ki-Tong ist als der Chinese rechts im Bild erkennbar.

Werke

  • Les Chinois peints par eux-mêmes. (Die Chinesen von sich selbst gemalt) 3. ed. Paris: Calmann-Lévy, 1884.
  • Contes chinois (Übersetzungen aus dem Liaozhai zhiyi)[7], Paris, Calmann Lévy, 1884.
  • Comment on devient Parisien. (Wie man ein Pariser wird) Le Figaro, 1885.[1]
  • Le théâtre des Chinois: étude de mœurs comparées. (Das Theater der Chinesen) 3. éd. Paris: Calmann Lévy, 1886.
  • L’économie sociale de la Chine, (Sozioökonomie von China) Conférence du 12 août 1889 publiée dans les actes du 18e colloque de l’Association Française pour l’Avancement des Sciences, S. 422.
  • L’écolier chinois dans les numéros 70 et 71 du journal Le Petit Français illustré, Armand Colin, 1890,
  • Les Plaisirs en Chine (Die Freuden Chinas) Charpentier, Paris, 1890, III+308 pages.
  • Le Roman de l’Homme Jaune, Mœurs chinoises. (Der Roman des gelben Mannes) Charpentier, 1891.
  • Les Parisiens peints par un Chinois, (Pariser von einem Chinesen gemalt) Charpentier, 1891.
  • Mon pays, la Chine d’aujourd’hui, (Mein Land, das China von heute) Charpentier et Fasquelle, Paris, 1892.
  • L’Amour héroïque, (Heldenliebe) Shanghaï, Dongfang Chubanshe. 1904.

Literatur

  • Yinde Zhang, Pour une archéologie de la francophonie chinoise: le cas de Tcheng Ki-tong, Revue de littérature comparée 2011/3 (n°339)
  • Yinde Zhang, La francophonie chinoise d’aujourd’hui et l’héritage du général Tcheng Ki-Tong, dans Traits chinois / lignes francophones, sous la direction de Rosalind Silvester et Guillaume Thouroude, Les Presses de l’Université de Montréal, 2012. ISBN 978-2-7606-2292-0
Commons: Chen Jitong – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Auteur:Tcheng Kitong – Quellen und Volltexte (französisch)

Einzelnachweise

  1. Editorial de René Viénet, Monde chinois n°11: Information & désinformation sur la Chine de François Guizot à François Jullien. ISBN 978-2-916722-07-8 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Le Matin le 17/04/1890. T'oung Pao. In: Archives pour servir à l’étude de l’histoire, des langues, de la géographie et de l’ethnographie de l’Asie orientale. vol. 1. Schlegel et Cordier, éd. Leide. E.J. Bril, 1890, S. 160; Textarchiv – Internet Archive.
  3. La Presse, 23. April 1891, S. 3
  4. La Presse, 29. Juni 1891, S. 3
  5. Larousse mensuel illustré, n° 2, April 1907, S. 30. Notice biographique
  6. L’Arsenal de Fou-Tchéou: œuvres consulaires: Chine 1895–1905, Paul Claudel, S. 212 (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. La réécriture de l’amour charnel dans les premières traductions françaises du Liaozhai zhiyi (Memento des Originals vom 28. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/publications.univ-provence.fr
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