Chemins de fer Prince Henri
Die Chemins de fer Prince Henri (deutsch: Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft) war eine private Eisenbahngesellschaft in Luxemburg. Der 1869 gegründeten Gesellschaft wurden 1877 alle Konzessionen entzogen. Die Strecken und die Fahrzeuge gingen noch im selben Jahr an die Luxemburgische Prinz-Heinrich-Eisenbahn- und Erzgrubengesellschaft S. A. über.
Name
Die Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft ist nach dem Statthalter des niederländischen Königs (Wilhelm III., Großherzog von Luxemburg 1849–1890) benannt[1] (1890 wurde die Personalunion mit den Niederlanden aufgelöst).
Geschichte
Mit der Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahngesellschaft war 1857 eine Bahngesellschaft in Luxemburg gegründet worden. Mitte der 1860er Jahre wollte man ein davon unabhängiges Eisenbahnnetz schaffen.
1868/69 wurde von Belgien und Luxemburg ein entsprechendes Gesetz zur Gesellschaftsgründung unterzeichnet. Geplant waren fünf Strecken:
- Bettemburg–Remich[2]
- Bettemburg–Athus mit Abzweig nach Esch
- Diekirch–Wasserbillig
- Petingen–Ettelbrück
- Remich–Ötringen[2]
Als staatliche Unterstützung für alle Strecken sollte die Gesellschaft 5 km² Eisenerzlager zur eigenen Ausbeutung erhalten. Die Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft konstituierte sich im April 1869, das Aktienkapital in Höhe von 12,5 Millionen Franken wurde fast vollständig von der belgischen Bahngesellschaft Société des Bassins Houillers du Hainaut gezeichnet. Die erste Konzession wurde am 15. Juli 1871 erteilt und durch den Staatsvertrag mit Belgien erhielt die Prinz-Heinrich-Gesellschaft die Genehmigung, zum Bau der Grenzstrecke Küntzig-Autell-Bas und durfte gemäß Gesetz vom 26. Oktober 1872 an das belgische Bahnnetz anschließen (von Belgien am 23. April 1873 genehmigt). Die Strecke wurde am 3. Juni 1874 in Betrieb genommen.[3]
Allerdings gab es bei der Konzessionserteilung Richtung Preußen und Frankreich Probleme, vorerst erhielt die Gesellschaft nur für die luxemburgischen Strecken sowie die Verbindung nach Belgien Konzessionen.[4] Am 1. August 1873 wurden die ersten Streckenteile eröffnet:
- Esch an der Alzette – Petingen,
- Petingen-Hagen-Kleinbettingen bis Steinfort,[1]
drei weitere folgten 1874, ein letztes 1875. Noch bevor die erste Strecke eröffnet wurde, legte die Gesellschaft einen neuen Plan für ein weitergehendes Streckennetz vor, dafür sollte Luxemburg weitere 3,5 km² Eisenerzlager an die Gesellschaft abtreten.
Allerdings geriet 1875 die Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten, da das Konsortium von Simon Philippart, zu welchem auch der Hauptaktionär gehörte, zusammenbrach. Die weiteren vereinbarten Konzessionen sollte daher die Gesellschaft erst nach Hinterlegung einer Kaution erhalten.
Da verschiedenen Sanierungspläne fehlschlugen und sich die Notlage weiter verschärfte, wurde der Gesellschaft 1877 die Zulassung entzogen und sie wurde unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. Im April 1877 löste sich die Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft auf. Insgesamt wurden etwa 100 km Bahnstrecke fertiggestellt, weitere 50 km befanden sich bereits im Bau.[5]
Als Nachfolgegesellschaft wurde noch 1877 die Anonyme Luxemburgische Prinz-Heinrich-Eisenbahn- und Erzgrubengesellschaft gegründet, welche die Bahnstrecken und den Fahrzeugpark komplett übernahm.
Hauptnutzer der Bahnlinie ab Steinfort war das Steinforter Hüttenwerk.[3] 1876 wurden 8000 Waggons Minette, 2700 Waggons Koks und 2400 Waggons mit Gusseisen transportiert (insgesamt 13.100 Waggons zu je ca. 10 Tonnen). Die Transportkosten betrugen für eine Tonne Minette 1,95 Franc, wobei dieser Betrag vom Hüttenwerk als zu hoch eingestuft wurde.[6] Als diese 1932 die Tätigkeit einstellten, begann der Niedergang der Eisenbahnlinie. Am 29. Mai 1967 wurde der Personenverkehr und am 19. Mai 1969 auch der Güterverkehr eingestellt. Die nicht mehr genutzten Geleise wurden im Sommer 1971 abgetragen.[3]
Literatur
- Ed Federmeyer: Eisenbahnen in Luxemburg – Band 1, Wolfgang Herdam Fotoverlag, Gernrode 2007, ISBN 978-3-933178-21-3
- Erny Drouet: „Schmelz“ Steinfort, Die Familie Collart, Steinfort 2013, Centre d’initiative et de gestion local Steinfort, ISBN 978-99959-0-007-6.
Weblinks
- Prinz Heinrich Eisenbahn bei rail.lu
Fußnoten
- Erny Drouet: „Schmelz“ Steinfort, S. 141.
- Erst nach Erteilung einer Konzession für die Fortführung bis an die Bahnstrecke Saarbrücken–Trier durch Preußen.
- Erny Drouet: „Schmelz“ Steinfort, S. 149.
- Ed Federmeyer: Eisenbahnen in Luxemburg – Band 1, S. 43
- Ed Federmeyer: Eisenbahnen in Luxemburg – Band 1, S. 50
- Erny Drouet: „Schmelz“ Steinfort, S. 152.