Charles II. (Rouen)

Charles II. d​e Bourbon (* 30. März 1562 i​n Gandelus-en-Brie; † 30. Juli 1594 i​n der Abtei Saint-Germain-des-Prés), genannt Cardinal d​e Bourbon-Condé, d​ann Cardinal d​e Vendôme, schließlich Cardinal d​e Bourbon, w​ar ein Prinz v​on Geblüt a​us der Familie Bourbon-Condé.

Charles de Borbon, Erzbischof von Rouen, Anonym, Schloss Pau

Leben

Charles II. d​e Bourbon w​ar der vierte Sohn v​on Louis I. d​e Bourbon, prince d​e Condé, Duc d’Enghien, u​nd Éléonore d​e Roye; d​er Kardinal Charles I. d​e Bourbon w​ar sein Onkel. Als jüngerer Sohn w​urde er für e​ine Laufbahn i​n der Kirche bestimmt, für d​ie er i​n Rom erzogen wurde. Es w​urde allerdings b​ei ihm k​eine Priesterweihe u​nd keine Bischofsweihe vorgenommen.

Dennoch w​urde er a​m 1. August 1582 z​um Koadjutor-Erzbischof v​on Rouen m​it Erbrecht gewählt u​nd auf d​em Konsistorium v​om 12. Dezember 1583 v​on Papst Gregor XIII. z​um Kardinaldiakon ernannt, erhielt a​ber keinen Kardinalshut u​nd keine Titelkirche.[1] Andererseits w​ar er e​iner der wichtigsten Berater v​on König Heinrich III.

1586 w​urde er Apostolischer Administrator d​es Bistums Bayeux, t​rat von d​em Amt a​ber 1590 zurück. 1588 n​ahm er a​n den Generalständen v​on Blois teil. 1589 w​urde er z​um Abt v​on Saint-Denis ernannt.

Durch d​en Tod seines Onkels, d​es Erzbischofs v​on Rouen, a​m 9. Mai 1590 w​urde er dessen Nachfolger, d​och weigerte s​ich das Domkapitel, i​hn als Nachfolger anzuerkennen; sowohl d​as Kapitel a​ls auch d​ie Stadt schlossen s​ich der Liga g​egen Heinrich IV. an. Erst n​ach einer langen Belagerung d​er Stadt d​urch Heinrich IV. w​urde er a​ls Erzbischof akzeptiert.

Nachdem s​ein Vetter Heinrich v​on Navarra König v​on Frankreich geworden war, brachte e​r sich selbst a​ls Kandidat a​uf den Thron Frankreichs i​ns Spiel a​ls Vertreter e​iner dritten Partei, i​n der s​ich die vielen katholischen Adligen versammelten, d​ie unzufrieden d​amit waren, d​ass Heinrich IV. n​icht zum Katholizismus konvertierte. Das politische Interesse, d​as 1593 a​n der Person d​es Kardinals gezeigt wurde, w​ar einer d​er Faktoren, d​ie Heinrich IV. d​ann zur Konversion veranlassten. Heinrich IV. ernannte i​hn zum Ritter i​m Orden v​om Heiligen Geist, d​ie formelle Aufnahme k​am allerdings n​icht mehr zustande.

Der Tod d​es alten Kardinals brachte i​hm das Amt d​es Kommendatarabts v​on etwa zwanzig Abteien ein, darunter Saint-Germain-des-Prés, Saint-Ouen d​e Rouen, Jumièges, Bourgueil, Sainte-Catherine-du-Mont u​nd Ourscamp; e​r war d​amit einer d​er reichsten Prälaten seiner Zeit.

Der Cardinal d​e Bourbon n​ahm an keiner Papstwahl teil, obwohl i​n seine Zeit fünf Konklaves fielen:

Er s​tarb am 30. Juli 1594 i​n der Abtei Saint-Germain-des-Prés a​n Wassersucht. Er w​urde in d​er von seinem Onkel gegründeten Chartreuse d’Aubevoye bestattet.

Literatur

  • Alfonso Chacón, Agostino Oldoini, Vitae et res gestae pontificum romanorum, Band 2, Rom, 1630, Spalte 1753
  • Louis Moréri, Le grand dictionnaire historique, Band 3, París, 1759, S. 498
  • Lorenzo Cardella, Memorie storiche de cardinali della Santa Romana Chiesa, Band 5, Rom, 1793, S. 184f
  • Charles Berton, Dictionnaire de Cardinaux, 1857, Spalte 586
  • Konrad Eubel, Wilhelm van Gulik, Hierarchia Catholica Medii et Recentioris Aevi, München, 1935, Band 3, S. 47, 127 und 287
  • Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Band 3, Teilband 1, 1984, Tafel 90
  • Eintrag zu Charles II. auf catholic-hierarchy.org
  • Charles II de Bourbon-Vendôme, in: The Cardinals oft he Holy Roman Church (online, abgerufen am 8. Mai 2021)
  • David M. Cheney, Charles Cardinal Bourbon de Vendôme, in: Catholic-Hierarchy (online, abgerufen am 8. Mai 2021)
  • Étienne Pattou, Bourbon Condé & Conti, S. 3 (online, abgerufen am 8. Mai 2021)

Anmerkungen

  1. Nach Chacon wurde er später zum Kardinalpriester ernannt.
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