Charles Cornu

Charles Cornu (* 1888 i​n Genf; † 23. September 1966 i​n Genf) w​ar ein Schweizer Jurist.

Leben

Cornu studierte Jura a​n der Universität Genf. 1917 w​urde er stellvertretender Staatsanwalt. 1921 w​urde er Richter a​m Zivilgericht erster Instanz. 1932 w​urde er a​ls Genfer Generalstaatsanwalt gewählt. Diese Stellung behielt e​r bis 1960. Sein Vorgänger i​m Amt w​ar Georges Foëx, s​ein Nachfolger Jean Eger. Danach w​ar er b​is zu seinem Tod Präsident d​es Genfer Kassationsgerichts.

Er zählt, n​eben Bernard Bertossa, Bernard Corboz, Raymond Foëx u​nd Jean Eger z​u den bedeutendsten Staatsanwälten Genfs.[1]

Cornu w​ar auch Präsident d​er Fondations d​es émissions d​e Radio-Genfer (Stiftung d​er Sendungen v​on Radio-Genève) u​nd Präsident d​er Société d​e Radio-diffusion e​t télévision romande.

Fall Jaccoud

Cornu w​ar als Ankläger i​n der „Affäre Jaccoud“ massgeblich beteiligt a​n der Verurteilung v​on Pierre Jaccoud, w​ie aus e​inem zeitgenössischen Artikel v​on Ursula v​on Kardorff hervorgeht:[2]

Generalstaatsanwalt Cornu schleuderte seine Anklagerede von der Höhe seines Sitzes herunter. Sein bulliges, zerfurchtes Gesicht mit den bitter herabgezogenen Mundwinkeln glich einer antiken Tragödienmaske. Seine Worte klangen erfüllt von Haß. Und dabei haben diese beiden Männer, der dort oben und der hier unten im Krankenstuhl, sich früher beim ‚Du‘ genannt. Es ist, als zöge sich ihr Haß wie ein giftgrüner Faden durch den ganzen Prozeß. Es war der letzte, den der siebzigjährige Staatsanwalt führte, ehe er in Pension geht. Warum aber führte er gerade noch diesen?
Seine Anklage stützte sich auf Indizien. Glied um Glied der Kette griffen ineinander. Oder gab es doch winzige Lücken, die die Kette auseinanderfallen lassen? In jedem Falle: Cornu verkörperte die Tugend der calvinistischen Stadt. Und es klang wie J’accuse, wenn er Jaccoud sagte. Aber wie verachtungsvoll schleuderte er das Wort heraus: ‚Ich habe sein Liebesnest gesehen, c’etait moche et mal meublé.‘
Kein Mensch gab Pierre Jaccoud noch eine Chance nach diesem Plädoyer. Aber wer weiß, ob dies alles wirklich geschah, wie Cornu es so eindrucksvoll ausmalte? Hat der brave, alte Charles Zumbach den späten Besucher Jaccoud arglos in das Studio seines abwesenden Sohnes geführt? Und was spielte sich dann ab? Suchte Jaccoud nach den belastenden Briefen und Photos und wurde dabei überrascht? Erschoss er deshalb den Mann und stach er ihm – in ungeheurer Erregung – noch bestialisch mit dem Dolch in den ausblutenden Leib?

Schriften

  • Du partage de la législation entre la confedération et les cantons en matière de droit pénal. Genf (1943).
  • Le pourvoi en nullité et l’institution du jury. RPS 59 (1945)
  • Projets de lois de procédure pénale, Konferenz der Société genevoise de droit et de législation, 1955.[3]
  • Nachruf in: Journal de Genève, 24. September 1966

Einzelnachweise

  1. geneve.ch (Memento des Originals vom 10. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geneve.ch Archive der Zeitung
  2. Ursula von Kardorff: Mordsache Jaccoud – der „Prozeß des Jahres“. In: Die Zeit, Nr. 7/1960.
  3. semainejudiciaire.ch (Memento des Originals vom 10. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sgdl.ch
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.