Centre for Humanitarian Action
Das Centre for Humanitarian Action (CHA) ist eine 2018 in Berlin gegründete[1] Denkfabrik (Selbstbezeichnung: Think Tank) zu Fragen deutscher und internationaler humanitärer Hilfe.[2] Das CHA ist Teil der Maecenata Stiftung, wird aber zum Ende seiner Startphase am 30. Juni 2021 eine eigenständige Institution und Rechtsträgerin. Die Gründungsfeier zum CHA e.V. fand im Januar 2021 statt.[3] Institutionelle Träger sind die deutschen humanitären NGOs Ärzte ohne Grenzen, Caritas International und Diakonie Katastrophenhilfe. Unterstützer sind zudem die Hilfsorganisationen Islamic Relief, Help und Aktion gegen den Hunger.[4]
Centre for Humanitarian Action | |
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Rechtsform | Rechtsträger des CHA ist die Maecenata Stiftung |
Gründung | 2018 |
Sitz | Berlin |
Zweck | Denkfabrik für Analyse und Kritik humanitärer Hilfe |
Geschäftsführung | Ralf Südhoff |
Website | chaberlin.org |
Geschichte und Aufgabenfelder
Das 2018 gegründete CHA gilt als der erste deutsche Thinktank für humanitäre Hilfe und ist eine Initiative (s. o.) verschiedener deutscher NGOs, um sich für Analyse und Kritik im Sinne der vier humanitären Prinzipien Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität einzusetzen.[5][6] Diese Prinzipien seien bedroht, der Bedarf an humanitärer Hilfe habe weltweit rapide zugenommen, die deutsche Zivilgesellschaft müsse sich stärker an den grundsätzlichen Debatten beteiligen, „und damit einen Beitrag zur Wahrnehmung von Deutschlands Verantwortung in der Welt leisten“, sagte der Vorsitzende der Maecenata Stiftung, Rupert Graf Strachwitz 2018 bei der Berufung des CHA-Gründungsdirektors.[7] Deutschland ist weltweit eines der größten Geberländer humanitärer Hilfe, steht hinsichtlich der Ausrichtung seines Engagements, der Professionalität seiner humanitären Strukturen und der fachlichen Expertise des Personals aber auch in der Kritik.[8][9]
Das Centre arbeitet zu den Themenfeldern (Stand: 2021) Humanitarian-Development-Peace Nexus (Triple Nexus)[10][11], Shrinking Humanitarian Space[12][13] und Strategie- und Policyfähigkeit deutscher humanitärer Organisationen[14][15], mit den Schwerpunkten Analyse und Reflexion, Debatte und policy engagement und Vermittlung.[4]
Das CHA wendet sich mit eigenen Publikationen[16][17][18] und externen Medienbeiträgen[8][19] sowohl an eine wissenschaftliche und Fach- als auch an die allgemeine Öffentlichkeit.[20][1][19][21] Zudem werden Veranstaltungen, etwa zu Themen wie Grand Bargain[22] oder den humanitären Krisen im Jemen und Syrien[23] ausgerichtet. Zusammen mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und humanitäres Völkerrecht (IFHV) betreibt das CHA The Humanitarian Blog.[24] Das CHA ist auch mit Politiker des Deutschen Bundestages zu Fragen der humanitären Hilfe beratend im Gespräch.[25]
Das CHA beschäftigt im Jahre 2021 zehn Mitarbeiter.[26] Gründungsdirektor und Leiter des CHA ist der ehemalige WFP-Deutschland-Chef und WHO-Pressesprecher Ralf Südhoff.[27][28][29][19] Die Organisation plant eine eigenständige Rechtsträgerschaft und hat dafür Anfang 2021 einen Trägerverein gegründet.[30]
Rezeption, Kontroversen, Kritik und Beteiligung an öffentlichen und Fachdebatten
„Mit der Rolle als „Global Player“ geraten Deutschland und das federführende Auswärtige Amt (AA) unter Druck, sich besser aufzustellen: Es krankt in der Organisation, die Mittelvergabe ist undurchsichtig. Die Berichterstatterin der Grünen im Bundestag, Margarete Bause, fordert mehr „Klarheit, was man erreichen will“. Auch der Leiter des neuen Centre for Humanitarian Action (CHA), Ralf Südhoff, warnt vor einem „Weiter so“. Die Erwartungen an eine strategisch geleitete und wirkungsvolle deutsche humanitäre Hilfe „können bislang weder die Bundesregierung noch deutsche Hilfsorganisationen umfassend erfüllen“, sagt er.“
„Die Aufgabe des deutschen Think Tanks ist es, humanitäre Hilfe zu analysieren und kritisch zu diskutieren“
„Mit der Bereitschaft zur Finanzierung und Unterstützung könnten namhafte deutsche Organisationen... [wie das Centre for Humanitarian Action].... darin geschult werden, ihrerseits Orientierungshilfe für die Kontrolle und Untersuchung von vorsätzlichem Aushungern und der dazugehörigen Berichterstattung zu geben. Dies könnte zur Förderung der Achtung des Völkerrechts beitragen und so die deutsche wie auch internationale humanitäre Arbeit stärken...“
„Die deutsche Außenpolitik sieht sich als einen von "Werten und Verantwortungsbewusstsein", von Prinzipien statt Interessen geleiteten "Global Player". Misst man Berlin jedoch an den eigenen Maßstäben, wird nicht nur in Covid-19-Tagen deutlich, wie weit es hinter selbige zurückfällt. Dies zeigt plastisch ein Außenminister, der in all den außenpolitischen Corona-Fragen - deren ultimative Horrorszenarien nun in Flüchtlingscamps in Griechenland, in Syrien oder unter den mehr als eine Milliarde Slumbewohnern weltweit drohen - vorrangig ein Thema setzt: Rückholaktionen für Deutsche.“
„Andrea Steinke, a research fellow at Berlin’s Centre for Humanitarian Action (CHA), said: “I think an extremely militarised context like Mali makes the discussion about the triple nexus kind of impossible. You have so many different, different actors. You have MINUSMA, which is supposed to be a peacekeeping mission but it is not a factor of stability… it's a target itself.”“
Weblinks
Einzelnachweise
- Christian Böhme: „Die Not ist größer denn je“. In: tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 29. September 2020, abgerufen am 4. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action (CHA) | ALNAP. Abgerufen am 4. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action: Der nächste Schritt: CHA wird ein eigenständiger Verein. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 2. Juni 2021 (deutsch).
- admin: Über uns. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- Die deutsche Sektion von Ärzte ohne Grenzen über das CHA, abgerufen am 4. April 2021
- Centre for Humanitarian Action: Über uns. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- Gründungsdirektor des Centre for Humanitarian Action berufen | Sozial.de - Das Nachrichtenportal. Abgerufen am 5. April 2021.
- Sonja Hövelmann: Das internationale humanitäre System. Eine Einführung | APuZ. Abgerufen am 5. April 2021.
- Kritik an humanitärer Hilfe Deutschlands | Welt-Sichten. Abgerufen am 5. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action: Triple Nexus Forschung des Centre for Humanitarian Action (CHA). In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- SIPRI: Connecting the dots on the triple nexus | SIPRI. Abgerufen am 4. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action: Shrinking Humanitarian Space. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- Shrinking Humanitarian Space? Trends and Prospects on Security and Access. Abgerufen am 4. April 2021 (amerikanisches Englisch).
- Centre for Humanitarian Action: Deutsche humanitäre Hilfe. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- Humanitarian Assistance. 16. August 2018, abgerufen am 4. April 2021 (englisch).
- Publikationen Archiv. Abgerufen am 5. April 2021 (deutsch).
- Ralf Südhoff, Sonja Hövelmann: Where does German Humanitarian Aid stand? / Wo steht die deutsche humanitäre Hilfe? Hrsg.: Maecenata (= Opuscula). Berlin 2019, S. 41 (dnb.de [abgerufen am 5. April 2021]).
- Martin Quack, Ralf Südhoff: THE TRIPLE NEXUS IN SOUTH SUDAN CHA, Oktober 2020, abgerufen am 7. April 1021
- Süddeutsche Zeitung: Global Player Deutschland: Viel Geld, kein Plan. Abgerufen am 4. April 2021.
- Zehn Jahre Bürgerkrieg in Syrien | DOMRADIO.DE. Abgerufen am 5. April 2021.
- Birgit Wilke: Experte wünscht sich bessere Strategie für humanitäre Hilfe in: KNA Katholische Nachrichtenagentur am 21. August 2020, abgerufen am 5. April 2021
- The Grand Bargain (Official website) | IASC. Abgerufen am 5. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action: Veranstaltungen Archiv. Abgerufen am 5. April 2021 (deutsch).
- Blogbeiträge Archiv. Abgerufen am 5. April 2021 (deutsch).
- Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe: Mitteilung, 10. Dezember 2020, Tagesordnungspunkt 8, S. 4, abgerufen am 5. April 2021
- Centre for Humanitarian Action: Team. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 5. April 2021 (deutsch).
- W. F. P. Deutsch: Überforderte Helfer, Spender, Opfer: Warum eine Revolution der humanitären Hilfe nötig ist. 30. April 2018, abgerufen am 4. April 2021 (englisch).
- Ralf Südhoff. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 4. April 2021 (deutsch).
- Süddeutsche Zeitung: Syrien: UN kürzen Lebensmittelhilfen für Flüchtlinge. Abgerufen am 4. April 2021.
- Centre for Humanitarian Action: Der nächste Schritt: CHA wird ein eigenständiger Verein. In: Centre for Humanitarian Action. Abgerufen am 5. April 2021 (deutsch).