Cartuja von Granada
Das Cartuja von Granada (Kartause von Granada) ist ein unserer Lieben Frau Mariä Himmelfahrt geweihtes Kloster in Granada (Andalusien), die eine Gemeinschaft der Kartäuser bis 1835 beherbergt hat. Trotz der Vermischung verschiedener Stile stellt es eines der Glanzstücke des spanischen Barock-Architektur dar.
Geschichte
Die Kartäuser des Klosters von Paular in Kastilien suchten einen passenden Ort zur Errichtung eines neuen Klosters. Der Prior des Kartäuserklosters Cuecas in Sevilla, Juan Padilla – er war auch Ordensvisitator – wandte sich 1506 an Gonzalo Fernández de Córdoba um Unterstützung für einen passenden Standort. Dieser schlug das Gelände der ehemaligen maurischen Sommerresidenz – einer sogenannten Carmen namens Aynadamar (deutsch: Quelle der Tränen) – dafür vor.
1513 erfolgte in Loja die Übergabe der Grundstücke und damit der Baubeginn, der anfangs von Gonzalo Fernández de Córdoba unterstützt wurde. Nach dessen Tod im Jahr 1515 wurde der Bau für einige Jahre unterbrochen und erst 1519 fortgesetzt. Erst 1545 wurde der Bau offiziell von den Kartäusern unter dem Namen Asuncion de Nuestra Senora (Maria Himmelfahrt) vom obersten Prior Padre Rodrigo de Valdepenas übernommen. Die Kirche wurde 1662 fertiggestellt.
Von ehemaligen Kloster sind nur die heute sichtbaren Teile erhalten geblieben, denn durch französische Truppen wurden 1824 Werkstätten, der große Kreuzgang, Mönchszellen und der Friedhof zerstört. Durch die Säkularisation 1537 wurden weitere Kirchenschätze geraubt. Das Haus des Priors mit seinem schönen Innenhof und Garten wurde 1943 zerstört.
Das Kloster wurde bis 1835 bewohnt, dann wurden die Mönche daraus vertrieben. Heute gehört das Kloster nicht mehr dem Kartäuserorden, sondern untersteht direkt dem Erzbischof von Granada.
Klosteranlage und Bauten
Durch ein einfaches Patereskentor – von Juan Garcia de Pradas 1520 errichtet – gelangt man in den Klosterbereich. Über einer doppelten Freitreppe steht die Kirchenfassade mit einem von Marmorsäulen eingerahmten Eingangsportal mit der Statue des Ordensgründers, dem Hl. Bruno und darüber einem spanischen Wappen aus der Epoche der Bourbonen. Durch ein Nebenportal gelangt man in den zentralen Kreuzgang.
Das Gebäude besteht aus folgenden Teilen:
- Kirche mit Sakristei und Sanktuarium
- Kreuzgang – wird auch Clausdrillo – kleiner Kreuzgang genannt. Dieser ist quadratisch und von dorischen Säulen umrahmt. Durch die Bepflanzung mit Orangenbäumen und duftenden Pflanzen und einem zentralen Springbrunnen erinnert er stark an maurische Innenhöfe. Um den Kreuzgang sind die folgenden Räume in gotischem Stil angeordnet:
- Refektorium, der ehemalige Speisesaal: die ausgestellten Gemälde stammen von Juan Sánchez Cotán. Das Gemälde an seiner Stirnseite „Heiliges Abendmahl“ besticht durch seine realistische Darstellung der Fenster.
- Kapelle „De Profundis“: in diesem Raum baten die Brüder um Verzeihung und Buße. Es handelt sich um einen schlichten Raum mit einem bemalten Reliefaltar und einem Bildnis von „Peter und Paul“ vom Laienbruder Juan Sánchez Cotán
- Kapitelsaal der Laienbrüder mit Gemälden von Vicente Carducho
- Kapitelsaal der Mönche: diente der Beratung und für Predigten – ebenfalls mit Gemälden von Vicente Carducho; dieser Raum verfügt über eine bemerkenswerte Akustik
Kirche
Sie wurde 1662 im Barockstil vollendet und umfasst drei Abschnitte: Vom hinteren Eingang bis zur Gittertür war für die Gläubigen bestimmt, der Bereich von dieser Gittertür bis zur Holztür etwa in der Mitte der Kirche für die Laienbrüder. Diese Holztür entstand um 1570, sie ist künstlerisch besonders wertvoll durch die bedeutenden Intarsienarbeiten vom Laienbruder Jose Manuel Vazquez. Die Tür ist durch zwei Barockretabeln flankiert, die 1612 entstanden sind, die Gemälde stellen die „Hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten“ und die „Taufe Christi“ dar. Der vordere Teil der Kirche war ausschließlich den Mönchen vorbehalten, da diesen die Abgeschiedenheit zeitlebens vorgeschrieben war. Da nur der sogenannte „Gregorianische Gesang“ erlaubt war, fehlen auch Chor und Instrumente völlig. Täglich betraten die Mönche fünfmal die Kirche zum gemeinsamen Gebet und zum Gottesdienst.
Die weißen Wände sind charakteristisch für Kartäuserkirchen. Die Kuppel ist in reinstem Barockstil zeigt die vier Evangelisten und lässt Licht aus „Laternen“ auf den Altar fallen. Der Bereich hinter dem Altar zeigt den Schutzpatron des Ordens, den Hl. Johannes der Täufer auf der einen Seite und den Ordensgründer, den Hl. Bruno. Unter einem vergoldeten Holzbaldachin steht eine Maria-Himmelfahrt-Figur von Jose de Mora.
Im Kirchenraum befindet sich eine Sammlung von Marienbildern von Pedro Atanasio Bocanegra aus dem 17. Jahrhundert samt seinem Meisterwerk „Maria mit Rosenkranz“.
Sanktuarium
Im 1720 von Hurtado Izquierdo im späten Barockstil mit Rokoko-Elementen vollendeten Camarín hinter dem Hauptaltar werden die Reliquien aufbewahrt. Die beiden 1725 errichteten seitlichen Kapellen beeindrucken durch ein Übermaß an Marmor. Ein von vier schwarzen Säulen getragener Marmorbaldachin steht zentral im Raum, vier Statuen in dessen Ecken symbolisieren die Kardinaltugenden. In den Ecken des Raumes befinden sich Statuen des hl. Bruno sowie von Johannes dem Täufer, Josef von Nazareth und von Maria Magdalena. Die von Antonio Palomino und José Risueño gemalten Fresken in der Kuppel stellen das Abendmahl dar – darüber hinaus erneut den Hl. Bruno, der die Weltkugel mit einer thronenden Monstranz trägt, und die vier Evangelisten mit ihren Symbolen.
Sakristei
Harmonisch stellt die Sakristei die Himmlische Sphäre dar, bedeutende Künstler waren daran beteiligt:
- Stuckatur: Bildhauer Luis Cabello
- Marmorsockel: Steinmetz Luis de Arevalo
- Kuppelfresko: Tomas Ferrer
Mittig im Altarretabel befindet sich eine Alabasterfigur der Immaculata und des Hl. Bruno, eine kleine Holzstatue desselben Heiligen ist links davon und besonders ausdrucksstark und wertvoll. Hervorzuheben sind die Holzkommoden mit wertvollen Einlegearbeiten, die von Jose Manuel Vazquez in einer Zeit von 34 Jahren geschaffen hat – sie bestehen aus Ebenholz, Palisanderholz, Perlmutt, Elfenbein, Schildpatt und Silber.
Weblinks
Literatur
- Rafael Hierro Calleja: Granada und die Alhambra. Ediciones Miguel Sanchez, Granada 2005, ISBN 84-7169-087-X, S. 178–193, (Touristenführer).