Caroline Jaubert
Caroline Jaubert, geborene d’Alton oder d’Alton-Shée (* 6. Juni 1803 in Koblenz; † 13. Dezember 1882 in Paris) war eine französische Schriftstellerin und Salonnière.
Leben
Sie war die Tochter von Jacques-Wulfran, Graf von Alton (1773–1815) und Françoise Shée (1779–1832). Koblenz gehörte zur Zeit ihrer Geburt zu Frankreich und war Hauptstadt des Département de Rhin-et-Moselle. Ihr jüngerer Bruder war der Politiker Edmond d’Alton-Shée de Lignières (1810–1874), der zeitweise dem französischen Oberhaus angehörte.
Im Juni 1818 heiratete sie mit 15 Jahren den Juristen Francois-Louis-Charles-Maximilien (Maxime) Jaubert (1781–1865), der 1829 an den Kassationshof berufen wurde. Er war Bruder des Orientalisten Pierre Amédée Jaubert. Gemeinsame Tochter der Eheleute war Adine Jaubert (1820–1892).
In der Epoche der Julimonarchie nahm Caroline Jaubert regen Anteil am gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt, das sich zu einem wesentlichen Teil in Salons abspielte. Dabei kam sie in näheren Kontakt zu namhaften Schriftstellern. 1835 verliebte sich Alfred de Musset in sie, die ihm den Spitznamen „prince Phosphore de cœur volant“ (Prinz Phosphor vom unsteten Herzen) gab.[1] Auf eine kurzzeitig heftige Affäre folgte eine langjährige Verbundenheit, wobei de Musset sie gern seine „marraine“ (Patin) nannte.[2]
Ebenfalls 1835 lernte sie Heinrich Heine kennen. Nach anfänglicher Skepsis wurde sie ihm für die folgenden zwei Jahrzehnte eine geschätzte Konversations- und Korrespondenzpartnerin. Heine war von Anfang an fasziniert von ihrem offenbar recht kleinen Fuß.[3] Für seinen letzten Besuch bei ihr vor dem Rückzug in die Maratzengruft im Frühjahr 1848 ließ er sich auf dem Rücken eines Bediensteten die Treppe zu ihrer Wohnung hinauftragen.[4] Im Sommer 1848 ließ sie ihren Bruder Edmond in französischen Regierungskreisen für die Wiederaufnahme der nach der Februarrevolution 1848 gestrichenen Staatspension für Heine intervenieren, allerdings ohne Erfolg.[5] Ihr Mann Maxime wurde durch ihre Vermittlung Heines Testamentsvollstrecker.[6]
Gegen Ende ihres Lebens, als die meisten Bekannten aus ihrer Zeit als Salonnière bereits verstorben waren, hat sie Teile ihrer Erinnerungen und Korrespondenz in Buchform veröffentlicht.[7]
Sie starb am 13. Dezember 1882 in ihrem Haus in der Rue de la Bruyère 49 und ist auf dem Friedhof von Montmartre begraben.
Werke
- Souvenirs de Mme C. Jaubert, lettres et correspondances: Berryer, 1847 et 1848, Alfred de Musset, Pierre Lanfrey, Henri Heine. Hetzel, Paris 1881. Gallica
- Heinrich Heine: Erinnerungen aus den letzten 20 Jahren seines Lebens (1835–1855). Autorisirte Uebersetzung von Luise Walter. Soudier, Paris / Leipzig 1884.
Weblinks
- Literatur von und über Caroline Jaubert in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Paul de Musset: Biographie de Alfred de Musset. Charpentier, Paris 1888, S. 170; Volltext (Wikisource)
- Léon Séché: La marraine d’Alfred de Musset, Madame Caroline Jaubert d’après des documents inédits par Léon Séché. In: La Revue de Paris, November 1906; Gallica. André Gayot: La Marraine d’Alfred de Musset: Caroline Jaubert. In: La Nouvelle revue, März 1911; Gallica. Loïc Chotard: Confession à la marraine: les lettres d’Alfred de Musset à Caroline Jaubert. In: Difficulté d’être et mal du siècle dans les correspondances et journaux intimes de la première moitié du XIXe siècle, textes réunis et présentés par Simone Bernard-Griffiths, Saint-Genouph 1998, S. 137–146.
- Edda Ziegler: Heinrich Heine. Der Dichter und die Frauen. Artemis & Winkler, Düsseldorf / Zürich 2005, S. 155. Das Motiv des kleinen Fußes verarbeitete Heine auch in seiner Prosa. In der Novelle Florentinische Nächte erzählt der Protagonist Maximilian: „… eines Abends, nachdem wir im Hause einer großen Dame, die den kleinsten Fuß in Paris hat, mit einander gespeist und sehr heiter geworden …“ DHA, Band 5, S. 212. De Musset formulierte es 1839 ähnlich in seinem kurzen Stück Un Souper chez Mademoiselle Rachel: „… la femme de tout Paris qui a le plus grand esprit et le plus petit pied.“ Text (Wikisource).
- Jan-Christoph Hauschild, Michael Werner: Heinrich Heine. »Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.« Eine Biographie. Korrigierte Ausgabe, Ullstein, Berlin 1999, S. 471.
- Christoph Bartscherer: Heinrich Heine und die Frauen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006, S. 100. Vgl. C. Jauberts Briefe an Heine vom 31. August und 18. September 1848, HSA, Band 26, S. 227 und 228.
- Testament von 1851; Deutsche Übersetzung. Zeno.org
- Ihre 1881 bzw. 1884 veröffentlichten Erinnerungen wurden von Heine-Biografen bald aufgegriffen, beispielsweise von Eduard Engel: Aus Heinrich Heine’s letzten Tagen – Die Mouche – Frau Caroline Jaubert. In: Die Gartenlaube. Heft 19, 1884, S. 312–316 (Volltext [Wikisource]). Adolph Kohut: Heinrich Heine und die Frauen, Berlin 1888, S. 236–249; Textarchiv – Internet Archive.