Carl May
Carl Joseph May (auch Carl Mey, * 11. Mai 1747 in Mainz; † 6. Juni 1822 in Aschaffenburg) war im erlernten Beruf Konditor und betätigte sich als deutscher Phelloplastiker, also Korkschnitzer. Er gilt als einer der bedeutenden Nachahmer des Italieners Antonio Chichi.
Er wurde in Mainz als Sohn des Konstablers Martin May und seiner Ehefrau Anna Margareta geboren. Die genauere Überlieferung über May setzt erst in seinem vierten Lebensjahrzehnt ein. Er war um 1780 in den Diensten der Reichsgrafen von Ostein und wurde spätestens im Jahr 1790 Hofkonditor von Karl Theodor von Dalberg, zunächst in Erfurt und ab 1803 in Aschaffenburg.
Er war verheiratet mit Katharina Gebursch (* 17. April 1761) und hatte mindestens sechs Kinder. Wir wissen von Jakob (* 10. Juni 1789), Georg Heinrich (* 28. November 1790), Christian (* 1795 oder 1796), Margartha Josepha (* 10. April 1797), Anna Maria (* 8. November 1799), Maximilian (* 10. Juli 1802).[1]
Nach den Vorbildern Antonio Chichis fertigte er seit spätestens 1793 Korkmodelle von bedeutenden antiken Bauten, daneben auch in kleinerem Umfang von deutschen Baudenkmalen seit der Gotik. Seine Arbeiten waren in ganz Europa sehr beliebt und wurden daher von ihm auch ins Ausland verkauft. Die größte Sammlung mit 54 Stücken befindet sich heute im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, die Modelle wurden teilweise für Karl Theodor von Dalberg, teilweise für König Ludwig I. von Bayern geschaffen. Eine weitere große Sammlung von 29 Modellen erwarb Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin. Sie wird im Schloss Ludwigslust (Staatlichen Museums Schwerin) gezeigt.[2]
Sein Sohn Georg Heinrich May (1790–1853) setzte die Tätigkeit des Vaters als Phelloplastiker fort. König Ludwig I. schickte ihn 1826 auf seine Kosten nach Rom, weil er den Wert der Modelle für die Volksbildung erkannt hatte.
Literatur
- Nachahmung antiker Monumente. In: Journal des Luxus und der Moden. 9, 1794, S. 158–159 (Digitalisat), wiederabgedruckt in: Werner Helmberger, Valentin Kockel (Hrsg.): Rom über die Alpen tragen. Arcos, Landshut/Ergolding 1993, S. 64–65.
- Jakob Dominikus: Ueber Herrn Mey’s Felloplastik. In: Der Neue Teutsche Merkur Jg. 1800, I. Teil, S. 325–336 (Digitalisat); wiederabgedruckt in: Werner Helmberger, Valentin Kockel (Hrsg.): Rom über die Alpen tragen. Arcos, Landshut/Ergolding 1993, S. 85.
- Ueber Meys Fortschritte in der Felloplastik oder Bildnerey in Kork. In: Almanach der Fortschritte, neuesten Erfindungen und Entdeckungen in Wissenschaften, Künsten, Manufakturen und Handwerken. Band 5: Von Ostern 1799 bias Ostern 1800. Georg Adam Keyser, Erfurt 1801, S. 402–411 (books.google.de).
- Ignaz Ferdinand Arnold: Felloplastik oder die Kunst Modelle von antiken Gebäuden in Kork darzustellen. Gotha 1804 (Digitalisat).
- Erich Stenger: Phelloplastik. Selbstverlag, Berlin 1927, S. 11 ff.
- May, Carl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 290.
- Adolf M. Vogt, Werner Jehle: Korkmodelle von Carl May (1747–1822). Architekturmodelle aus Kork aus dem Schloss Aschaffenburg. Bauten der römischen Antike aus Kork. Basel 1988.
- Werner Helmberger, Valentin Kockel (Hrsg.): Rom über die Alpen tragen. Fürsten sammeln antike Architektur. Die Aschaffenburger Korkmodelle. Arcos, Landshut / Ergolding 1993, ISBN 3-9802205-9-1, bes. S. 63–90 Werner Helmberger: Carl Joseph May. Hofkonditor und Korkbildner.
- Françoise Lecocq: Les premières maquettes de Rome. L’exemple des modèles réduits en liège de Carl et Georg May dans les collections européennes aux XVIIIe–XIXe siècles. In: Philippe Fleury, Olivier Desbordes (Hrsg.): Roma illustrata. Représentations de la ville. Caen 2008, ISBN 978-2-84133-310-3, S. 227–260 (Digitalisat).
- Eberhard Kasten: May, Carl. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 88, de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023254-7, S. 116.
Weblinks
Anmerkungen
- Werner Helmberger: Carl Joseph May. In: Werner Helmberger, Valentin Kockel: Rom über die Alpen tragen. Arcos, Landshut / Ergolding 1993, ISBN 3-9802205-9-1, S. 63.
- Ausgestellt in der Bildergalerie.