Carl Canzler
Carl Canzler (* 28. August 1858 in Lippstadt; † 19. Januar 1919 in Düren) war ein deutscher Apparatebauindustrieller.
Familie
Carl Canzler stammte aus einer Familie, deren Vorfahren nachweislich seit dem 15. Jahrhundert in Thüringen als Bauern oder Soldaten tätig waren. Sein Vater Friedrich August (1825–1868) war ein Husaren-Stabstrompeter und später Küster an der Lippstädter Marienkirche. Seine Mutter Josefine Höhne war eine Lehrerin aus Westfalen. Der Großvater väterlicherseits namens Johann Andreas war ein Schulze und Gerichtsschöppe in Schafau.
Canzler selbst heiratete eine Frau namens Margarete (* 1864). Ihr Vater Heinrich Friesdorf war ein Bauer in Herrig und stammte aus einer rheinischen Bauernfamilie. Aus dieser Ehe ging der 1888 geborene Sohn Heinrich hervor, der als Diplomingenieur das Unternehmen seines Vaters übernahm und leitete. Die Technische Hochschule Karlsruhe ernannte ihn 1952 zum Ehrensenator.
Leben und Wirken
Canzler absolvierte eine vierjährige Lehre bei einem Kupferschmiedemeister in Lippstadt. 1877 bestand er gemäß den Regeln der Zunft die Gesellenprüfung. Nach Jahren auf Wanderschaft begann er 1885 ein Studium am Technikum Buxtehude. Er bestand die Meisterprüfung und nahm 1888 in Berlin als Delegierter an der Gründungsversammlung der Gewerkschaft der Kupferschmiede Deutschlands teil. Zwei Jahre später eröffnete er, unterstützt von seiner Ehefrau, eine eigene Kupferschmiede in Elsdorf. 1894 ging er mit der Schmiede nach Düren.
In den Folgejahren unternahm Canzler Experimente und Versuche und beschäftigte sich gemeinsam mit Ingenieuren und Chemikern seiner Auftraggeber mit Verfahrenstechniken. Während dieser Zeit machte er Erfindungen in einem breiten Themengebiet. Im Bereich des Apparatebaus hatte Canzler bahnbrechenden Anteil an der Einführung des Gasschmelzschweißens und der Perfektion der praktischen Umsetzung. Im Bereich des Eisenschweißens zeigten neue Verfahren schnell befriedigende Resultate und fanden in Industrie und Handwerk große Verbreitung. Das Schweißen von Kupfer verursachte aufgrund technologischer und metallurgischer Gegebenheiten jedoch enorme Probleme. Canzler beschäftigte sich als Forscher eifrig und hartnäckig mit diesen Schwierigkeiten und erfand so das „Verfahren zur autogenen Schweißung von Kupfer, unter Verwendung eines phosphorhaltigen Kupferdrahtes als Zusatzmittel, dadurch gekennzeichnet, daß dem Zusatzmaterial noch Silber zugesetzt ist“, für das er 1912 ein Patent erhielt. Daraus entstand der sogenannte „Canzlerdraht“, der das Verschweißen von Kupfer ermöglichte und säurebeständige Nähte erzeugt.
Canzler hinterließ bei seinem Tod ein Unternehmen mit ca. 40 Angestellten. Sein Sohn baute es zu den weltbekannten Canzler-Werken aus.
Literatur
- Joseph Free: Canzler, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 130 (Digitalisat).