Cardiobacteriaceae
Cardiobacteriaceae bilden eine Familie der Proteobacteria und sind das einzige Mitglied der Ordnung Cardiobacteriales.
Cardiobacteriaceae | ||||||||||
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Cardiobacterium hominis auf Blutagar | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Cardiobacteriaceae | ||||||||||
(Dewhirst et al., 1990) | ||||||||||
Gattungen | ||||||||||
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Merkmale
Bei den Arten von Cardiobacteriaceae handelt es sich um gramnegative fakultative anaerobe Bakterien. Die stäbchenförmigen Zellen der einzelnen Arten erscheinen meist als Paare oder Ketten. Auch eine Bildung von Rosetten kann auftreten. Sie besitzen Pili aber keine Geißeln. Bei den Pili handelt es sich um Typ IV-Pili (N-Methylphenylalanin-Pilus-Klasse), Bakterien die diese Art von Pili besitzen, können sich auf festen Untergrund "zuckend" fortbewegen (engl. twitching motility). Das Wachstum in Medien ist eher langsam. Außer bei Dichelobacter ist der Stoffwechselweg fermentativ (Gärung auch in Anwesenheit von Sauerstoff). Sie sind also chemoorganotroph, sie benötigen organische Stoffe wie z. B. Glukose zur Ernährung.
Merkmale der einzelnen Gattungen
Cardiobacterium: Die erste Beschreibung von Cardiobacterium erfolgte wahrscheinlich bei Untersuchung der Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) im Jahre 1962,[1] das noch nicht näher identifizierte, der Gattung Pasteurella ähnelnde (Pasteurella-like) isolierte Bakterium wurde zunächst von der Centers for Disease Control and Prevention zu “Group II D” gestellt und 1964 schließlich Cardiobacterium hominis genannt. Dieses Bakterium ist pleomorph. Wie bei Suttonella sind die Zellen stäbchenförmig mit abgerundeten Enden. C. hominis scheint ein ungefährlicher Bewohner des Nasenraums von Menschen zu sein, ist aber in seltenen Fällen der Erreger der bakteriellen Endokarditis.
Dichelobacter: Dieses Bakterium ist der Erreger der Moderhinke (auch Schafpanaritium genannt) bei Schafen. Die Zellen sind lange, gerade oder leicht gekrümmte Stäbchen.
Suttonella: Die langen, geraden, stäbchenförmigen Zellen von Suttonella besitzen abgerundete Enden. Über das Bakterium als Krankheitserreger ist wenig bekannt, es wurde bei Augenentzündungen und allerdings auch bei der Endokarditis gefunden. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit konnte 2020 nachweisen, dass die Art Suttonella ornithocola für den gehäuften Tod von Blaumeisen verantwortlich ist.[2] Der Erreger führt zu einer Lungenentzündung.
Systematik
Aufgrund von 16S-rRNA-Analysen und des GC-Gehaltes wurde Kingella indologenes aus der Familie Neisseriaceae in Suttonella indologenes und Bacteroides nodosus (Bacteroidaceae) in Dichelobacter nodosus umbenannt und zusammen mit Cardiobacterium hominis zu der Familie Cardiobacteriaceae gestellt.
Folgenden Gattungen und Arten wurden im Juli 2018 der Familie Cardiobacteriaceae zugeordnet:[3]
- Cardiobacterium Slotnick and Dougherty 1964
- Cardiobacterium hominis Slotnick and Dougherty 1964
- Cardiobacterium valvarum Han et al. 2004 emend. Han and Falsen 2005
- Dichelobacter Dewhirst et al., 1990
- Dichelobacter nodosus (Beveridge 1941) Dewhirst et al. 1990
- Suttonella (Dewhirst et al., 1990)
- Suttonella indologenes (Snell and Lapage 1976) Dewhirst et al. 1990
- Suttonella ornithocola Foster et al. 2005
Synonyme
- Dichelobacter nodosus: Das Basionym ist Bacteroides nodosus (Beveridge 1941) Mraz 1963
- Suttonella indologenes: Das Basionym ist Kingella indologenes Snell and Lapage 1976
- Suttonella avium ist ein Synonym für Suttonella ornithocola
Quellen
Einzelnachweise
- D. N. Tucker, I. J. Slotnick, E. O. King, B. Tynes, J. Nicholson, L. Crevasse: Endocarditis caused by a Pasteurellalike organism. In: New Engl. J. Med. Band 267, 1962, S. 913–916.
- »Suttonella ornithocola«: Erreger des Meisensterbens identifiziert. Abgerufen am 23. April 2020.
- Systematik nach LPSN (Stand: 11. Juli 2018)
Literatur
- A. Malani, D. Aronoff, S. Bradley, C. Kauffman: Cardiobacterium hominis endocarditis: two cases and a review of the literature. In: European Journal of Clinical Microbiology and Infectious Diseases. Vol. 25, Nr. 9, September 2006, S. 587–595.
- Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes, A Handbook of the Biology of Bacteria. Vol. 6: Proteobacteria: Gamma Subclass. 3. Auflage. Springer-Verlag, New York u. a. 2006, ISBN 0-387-30746-X.
- George M. Garrity: Bergey's manual of systematic bacteriology. Volume 2: The Proteobacteria, Part B: The Gammaproteobacteria. 2. Auflage. Springer, New York 2005, ISBN 0-387-24144-2.