Ca’ Rezzonico
Ca’ Rezzonico ist ein Palast am Canal Grande an der Mündung des Rio Barnaba im Sestiere Dorsoduro in Venedig.
Geschichte
Ursprünglich standen an dieser Stelle zwei Häuser der Familie Bon, die zum alten Adel Venedigs gehörte. 1649 gab Filippo Bon dem Architekten Baldassare Longhena den Auftrag, an dieser Stelle einen neuen, großartigen Palast zu erbauen. Longhena begann 1667 mit dem Bau, der bei seinem Tod 1682 bis zum ersten Stock gediehen war. Dann wurden die Arbeiten für mehrere Jahrzehnte eingestellt, denn der Bauherr musste Konkurs anmelden. Erst 1750 wurden die Bauarbeiten von den neuen Eigentümern, der Familie Rezzonico, fortgesetzt, die den Architekten Giorgio Massari mit der Planung betrauten, der im Wesentlichen dem Konzept Longhenas folgte. Die vom Comer See stammende, sehr reiche Familie Rezzonico hatte sich erst 1687 mit 100.000 Dukaten in den venezianischen Adel eingekauft. 1758 wurde ein Mitglied der Familie, Carlo Rezzonico, überraschend zum Papst gewählt, der sich dann Clemens XIII. nannte. Der neue Bau kam der nun päpstlichen Familie wie gerufen, um ihren Repräsentationspflichten nachzukommen.
Nach dem Untergang der Republik Venedig ereilte die Familie ebenfalls die finanzielle Katastrophe. Die Kunstschätze des Hauses wurden versteigert und schließlich der Palast verkauft. In den folgenden hundert Jahren hatte der Palast viele Besitzer und Mieter. 1885 erwarb der Sohn des Dichters Robert Browning mit Mitteln seiner Frau die Ca’ Rezzonico als Domizil für seinen alten Vater, der hier 1889 starb. 1906 wurde der Palast an Baron Hirschel de Minerbi verkauft, der vor Kaiser Wilhelm II. den Zuschlag erhielt.
1935 erwarb die Stadt Venedig den Palast, die hier das Museum des venezianischen Settecento (18. Jahrhundert) einrichtete. Während des Zweiten Weltkriegs lagerte die Abteilung Kunstschutz der deutschen Wehrmacht die in Oberitalien geraubten Kunstschätze hier und in der Ca’ Pesaro. Nach dem Krieg unterstand die Ca’ Rezzonico der alliierten Division of Monuments, Fine Arts and Archives (Allied Military Government, Venice Region). Bereits von 20. Juli bis 30. November 1945 konnte mit den Kunstwerken, die vielfach aus privaten, sonst schwer zugänglichen Sammlungen stammten, eine Ausstellung unter dem Titel Mostra di Cinque Secoli di Pittura Veneta in den Neuen Prokuratien stattfinden. Für den Katalog schrieb Bürgermeister Giovanni Ponti das Vorwort.[1]
Baubeschreibung
Longhenas Entwurf des Palastes stand im scharfen Gegensatz zu der floralen Gotik früherer Paläste. Die vierstöckige zum Canal Grande gewandte Fassade ist in Marmor ausgeführt und spiegelt das Prestige der Familie des Erbauers wider. Im Erdgeschoss befindet sich eine Eingangsvorhalle, flankiert von je zwei Fenstern. Die sieben gleichberechtigten Fenster des zweiten und dritten Stockwerks weisen jedes einen vorgesetzten Balkon auf. Durch die tiefe Gliederung der Fassade erzielt Longhena interessante Hell-Dunkeleffekte. Das vierte Stockwerk weist kleine ovale Fenster auf. Der Palast ist um einen Arkadenhof mit einem Brunnen gruppiert. Von Massari stammt der riesige, sich über zwei Stockwerke erstreckende Ballsaal, der über ein repräsentatives Stiegenhaus zugänglich ist.
Innenausstattung
Heute befindet sich in dem Palast das Museo del Settecento Veneziano. Wir finden hier Gemälde und Fresken von Pietro Longhi, Canaletto, Francesco Guardi, Vater und Sohn Tiepolo, sowie Möbel und Einrichtungen, die aus anderen Palästen und Villen hierher gebracht wurden.
Von der ursprünglichen Ausstattung sind noch erhalten:
- Pietro Visconti: Trompe-l’œil Dekoration der Seitenwände des Ballsaals
- Giovanni Battista Crosato: Deckengemälde Apollo lenkt den Sonnenwagen über die Kontinente (Ballsaal)
- Giovanni Battista Tiepolo: Allegorie auf die Vermählung Ludovico Rezzonicos mit Faustina Savargnan
Galerie
- Murano-Glas Kronleuchter
- Verschleierte Dame von Antonio Corradini
- Anton Raphael Mengs: Clemens XIII. Rezzonico
- Pietro Longhi: Der Apotheker
- Pietro Longhi: Das Rhinozeros
- Giovanni Battista Tiepolo: Zephyr und Flora
Einzelnachweise
- Jan Andreas May: La Biennale di Venezia: Kontinuität und Wandel in der venezianischen Ausstellungspolitik 1895–1948 (Studi. Schriftenreihe des Deutschen Studienzentrums in Venedig), Berlin 2009, S. 218f.
Literatur
- Hermann E. Mark: Geschichte und Geschichten vom Canal Grande, Ibera Verlag, 2002, S. 357 ff
- Alvise Zorzi: Canal Grande. Biographie einer Wasserstrasse, Claassen, 1993 ISBN 3-546-00057-9
Weblinks
- Ca’ Rezzonico (PDF; 473 kB), Fondazione Musei Civici di Venezia
- Jan-Christoph Rößler, Venedig
- Museo del Settecento Veneziano (Memento vom 6. Juni 2012 im Internet Archive)