Burg Henneberg (Nachbau)
Die Burg Henneberg, auch Alsterschlösschen genannt, ist eine künstliche Ruine an der Alster in Hamburg-Poppenbüttel in unmittelbarer Nähe der Poppenbütteler Schleuse. Sie ist eine Nachbildung der Burg Henneberg im südlichen Thüringen im Maßstab 1:4.[1]
Burg Henneberg | ||
---|---|---|
Burg Henneberg in Poppenbüttel | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Hamburg-Poppenbüttel | |
Entstehungszeit | 1884 bis 1887 | |
Burgentyp | Folly (Nachbau einer Burgruine) | |
Erhaltungszustand | in bewohnbarem Zustand | |
Geographische Lage | 53° 39′ N, 10° 5′ O | |
|
Geschichte
Die Ära der Familie Henneberg
Die Burg Henneberg wurde von 1884 bis 1887 von dem Gutsbesitzer Albert Henneberg (* 1818, † 1896) auf dem „Park Marienhof“ an der Alster nach den Plänen des Architekten Pieper gebaut. Sie ist ein Nachbau der Burg Henneberg in Thüringen, des Stammsitzes der Grafen von Henneberg, im Maßstab 1:4.[2] Ein Motiv für das gewählte Vorbild war die Namensverwandtschaft, obwohl eine verwandtschaftliche Verbindung der Hennebergs zur Grafen-Familie nicht bestand. Der Bau neugotischer Burgen entsprach dem damaligen Zeitgeist großbürgerlicher Familien, wie sie auch an anderen Stellen in Hamburg, z. B. an der Elbchaussee im Baurs Park, errichtet wurden.[3]
Der „Park Marienhof“, ein zur Alster leicht abfallendes, 3,5 ha großes Gelände, wurde von Albert Henneberg im Stil eines englischen Landschaftsgartens (Arboretum) mit exotischen Gehölzen aus verschiedenen Regionen aus Europa, den USA, China und Japan angelegt. Der Park besteht heute noch.[4]
Das von Wilhelm Heuer gemalte Bild (siehe rechts) zeigt die Poppenbütteler Schleuse mit dem oberen und unteren (heute Bäckerbrücke) Schleusenwehr aus dem Jahr 1856. Auf dem rechtsseitigen Alsterufer, am oberen Schleusenwehr, befinden sich der „Park Marienhof“ und das Schleusenmeisterhaus (heute Restaurant). Der Hügel mit der Burg Henneberg existierte zu der Zeit noch nicht.
1855, als die Alstertaler Gemeinde noch zu Dänemark gehörte, erwarb die Familie Henneberg große Landwirtschaftsflächen in der Gemeinde. Mit der Gründung der Provinz Schleswig-Holstein durch die Preußen im Jahr 1867 gehörte die Alstertaler Gemeinde mit dem Dorf Poppenbüttel zum Landkreis Stormarn. Der Gutsbetrieb der Hennebergs war bis Ende des 19. Jahrhunderts als Milchlieferant mit etwa 150 Rindern überwiegend auf den Absatzmarkt Hamburg ausgerichtet.[3][5]
Für das Ansehen der „Ritterburg“ wurde eigens ein felsiger 15 Meter hoher Burgberg in drei Jahren Arbeitszeit aufgeschüttet. Die Burg besteht aus einem Hauptgebäude, einem 12 Meter hohen Turm, einem Nebentürmchen sowie einem nach Süden gerichteten, terrassenförmigen Vorbau. Im Hauptgebäude befinden sich ein 23 m² großen „Rittersaal“ mit einer 20 m² großen Empore, einer 7 m² großen Burgkammer sowie der Aufgang zum Turm. Über eine Wendeltreppe gelangt man auf den Turm, von dem die Hennebergs einen weiten Blick bis zu den Kirchtürmen Hamburgs hatten. Heute ist dieser Blick durch die hoch gewachsenen Bäume der Stadt verstellt. Der Zugang zur Burg erfolgt über einen um die Burg herumlaufenden schmalen Gang. Um dem Bau ein antikes Ansehen zu verleihen, wurden im Mauerwerk des Turms Risse vorgetäuscht.[6][7]
Die Burg diente der Familie Henneberg bis 1907 als Familienarchiv, das auch von Braunschweiger Geschichtsforschern genutzt wurde. Mit der Auflösung des landwirtschaftlichen Besitzes der Hennebergs im Jahr 1930, im Zuge der Aufschließung von Wohnsiedlungsgebieten in Poppenbüttel, standen die Räume der Burg einer Liedertafel als Proberaum zur Verfügung. 1942 wurden die Burg und ein Teil der Parkanlage an die Stadt Hamburg verkauft.[3] Die Ära der Familie Henneberg endete 1986 mit dem Tod von Otto Henneberg-Poppenbüttel, da er keine Nachkommen hatte.[3]
Die neuen Besitzer
Der Burgnachbau verfiel im Laufe der Jahrzehnte durch die fehlende Nutzung. 1988 bestand Einsturzgefahr, die angrenzende Straße musste gesperrt werden. Ein Abriss des Bauwerks wurde in Erwägung gezogen, sollte sich kein Käufer finden. 1990 erwarb ein privater Investor den Bau unter der Verpflichtung einer umfassenden Restaurierung.[8]
1991 wurde das Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt, mit dem Eintrag in die Liste der Kulturdenkmäler in Hamburg-Poppenbüttel: „Burgruine Henneberg mit künstlicher Topografie, Typ Folly (Nachbau einer Burgruine), Marienhof 8.“[9]
2002 und 2013 wechselten erneut die Besitzer. 2014 wurde die Nutzung der Burg in eine gemeinnützige Stiftung „Burg Henneberg“ überführt. Sie dient der Erhaltung und Nutzung des Bauwerks für kulturelle Zwecke und ist in diesem Rahmen auch erstmals öffentlich zugänglich.[10][11]
Weblinks
Einzelnachweise
- Angelika Rosenfeld: Alsterschiffe, Silbermünzen und eine „Burg“ - Die Geschichte Poppenbüttels. Dobu Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-934632-17-3, S. 91–93.
- Henneberg, Burgruine Henneberg. Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.
- Die Hennebergs in Poppenbüttel 1855–1955. In: Jahrbuch des Alstervereins e. V. 1955. 34. Jahrgang.
- F. Glasau: Das Arboretum Park Marienhof. In: Jahrbuch des Alstervereins e. V. 1972. S. 46–57.
- Jahrbuch des Alstervereins e. V. 1966. 45. Jahrgang, S. 68.
- F. Ziesche: Hamburg Poppenbüttel. (= Die Reihe Archivbilder). Sutton Verlag, 2008, ISBN 978-3-86680-294-0, S. 107.
- Neues Leben in alten Gemäuern, Burg Henneberg aus dem Dornröschenschlaf erwacht. In: Markt Wochenzeitung für die Walddörfer und das Alstertal. 31. Januar 2015.
- Poppenbüttel: Wer möchte diese Burg kaufen? In: Hamburger Morgenpost. 17. Juli 2011.
- Denkmalliste Hamburg Kulturbehörde, 7. November 2014.
- Burg Henneberg in Hamburg-Poppenbüttel hat neue Besitzer. (Memento vom 20. Juni 2016 im Internet Archive) auf: SAT.1 REGIONAL. 30. September 2014.
- Die Stiftung Burg Henneberg