Bruno Weber Park
Der Bruno Weber Park ist ein Skulpturenpark in den Schweizer Gemeinden Spreitenbach und Dietikon, gestaltet als Gesamtkunstwerk des 2011 verstorbenen schweizerischen Künstlers Bruno Weber.
Lage und Entstehung
Ab 1962 schuf Bruno Weber den Skulpturenpark im Umfeld seines damaligen Ateliers in der Gemeinde Spreitenbach im Kanton Aargau. Er erweiterte den Park beständig durch immer neue Skulpturen und Bauten.
Der Skulpturenpark ist das Gesamtkunstwerk und Lebenswerk des Künstlers. Nachdem Bruno Weber seit 1976 mit den Behörden in Dietikon und Spreitenbach im Streit wegen des illegal errichteten Hauses und der Figuren im Wald lag, stellte sich mit der Zeit eine friedliche Koexistenz ein. Schliesslich erhielten 1998 sämtliche Bauten pauschal die behördliche Zustimmung. Im gleichen Jahr gestaltete Bruno Weber den Zugang zum Park aus, um den Zutritt für Besucher einfacher zu gestalten.
Betrieb des Parks
Bereits 1990 wurde mit der Bruno-Weber-Stiftung ein Trägerverein gegründet. Die Stiftung sollte die Fertigstellung des Wassergartens als Herzstück des Parks und langfristige Finanzierung des Betriebs sicherstellen. Mariann Weber-Godo setzte sich nach Webers Tod mit den Zwillingstöchtern für die Erhaltung und Weiterführung des Lebenswerks ihres Manns ein.[1]
Der Aargauer Regierungsrat bewilligte im Mai 2014 keine weiteren Betriebsbeiträge und «attestierte dem Werk des Künstlers in der Begründung zwar eine regionale, aber nicht einmal zwingend eine kantonale Bedeutung». Der Kunstexperte und ehemalige Leiter des Tinguely–Museums, Guido Magnaguagno, beurteilt den Skulpturengarten als ein «Monument national» und sieht Bruno Weber auf derselben Stufe mit Art-Brut-Künstlern wie Louis Soutter oder Adolf Wölfli.[2] Notwendige Sanierungen konnten nicht durchgeführt werden, dazu reichten Eintrittsgelder und Spenden nicht mehr aus. Die Betreiber hoffen auf eine Sanierung und Weiterführung des Parks, wozu die Unterstützung von Gönnern und Spenden zwingend erforderlich ist. Diesem Ziel widmen sich die Freunde des Bruno Weber Parks.[3]
Der Stiftungsrat musste innert Jahresfrist 2014 zweimal komplett neu besetzt werden – umstritten sind im Wesentlichen zwei Punkte: Der Skulpturenpark ist betreffs Einzonung landesweit ein Unikum, da er 1998 als eine Spezialzone für künstlerisches Schaffen von der Gemeinde, im Einvernehmen mit Bruno Weber, eingestuft wurde. Erlaubt sind in dieser Bauzone Veranstaltungen die im Zusammenhang mit dem Kunstschaffen stehen, wobei aber aufgrund der allgemeinen Gesetzgebung auch Nutzungen ausgeschlossen werden, die den Betrieb rentabel machen würden.
Das zweite juristische Problem betrifft die Nutzungsvereinbarung zwischen Familie und Verein, da die Parzelle, auf welcher der Wassergartensaal erstellt worden ist, bereits der Bruno-Weber-Stiftung übereignet worden ist. Damit verbunden, dürfen Spendengelder, welche die Stiftung zugesprochen bekommt, nicht in die Privatschatulle der Familie Weber fliessen.[4] Das Wohngebäude mit Garten ist bislang im Privateigentum von Bruno Webers Familie. Diese Besitzverhältnisse haben zu Diskussionen mit dem Stiftungsrat geführt, insbesondere um eine bislang nicht unterschriftreife Nutzungsvereinbarung zwischen Familie und Stiftung.[2]
Weiterbestehen des Parks
Trotz anhaltend grosser Besucherzahlen, musste die Stiftung im August 2014 die voraussichtliche Schliessung des Skulpturenparks mitteilen: «Am 19. Oktober 2014 öffnet der Skulpturenpark des schweizerischen Künstlers Bruno Weber zum letzten Mal seine Pforten. Grund hierfür ist die angespannte finanzielle Situation der Trägerin, der Bruno Weber Stiftung. Vor diesem Hintergrund ist die Erfüllung des Stiftungszwecks gefährdet und der weitere Betrieb des Parks nicht mehr möglich.»[5]
«Daraus könnte etwas ganz Besonderes werden», sagte Brigitte Bitterli bei der Eröffnung des Wasserparks. Die Anwältin war von der Stiftungsaufsicht des Kantons Aargaus nach dem Rücktritt der Trägerschaft im Februar 2014 als kommissarische Stiftungsrätin eingesetzt worden,[6] hatte aber im August 2014 die Bekanntgebung der Schliessung des Skulpturenparks veranlassen müssen. Das Resultat ihrer bisherigen Tätigkeit bezeichnet sie als «erschreckend»; der Park sei trotz 20'000 Besuchern pro Jahr stark defizitär, muss dringend saniert werden, und die Stiftung hat keinen Franken Rückstellungen getätigt.[4] Die Stiftungsrätin gab am 28. September 2014 gegenüber den Medien bekannt: «Der Park sollte nur einen Eigentümer haben,» eine Lösung, bei der bereits der Stiftungsrat keine Einigung fand. Maria-Anna Weber gab zu bedenken: «Der mir verbliebene Teil des Parks ist meine Altersvorsorge und das Erbe meiner beiden Töchter,» und daher sei sie bislang an den Nettoeinnahmen beteiligt. Zudem könne sie nur auf diese Weise weiterhin Einfluss auf den Umgang mit dem künstlerischen Nachlass ihres Mannes nehmen. Sollte zum Punkt der Besitzverhältnisse keine Einigung zustande kommen, würde die Stiftung aufgelöst, denn sie kann ihren Zweck, den Erhalt von Bruno Webers Werk, nicht mehr erfüllen. Der Wassergarten würde verkauft oder dem Gemeinwesen zufallen. Die Etablierung eines neuen Stiftungsrats wird nicht ausgeschlossen, dann müsse man den Betrieb neu aufgleisen, um bei Sponsoren und Gönnern das Vertrauen zurückzugewinnen. Geldgeber seien bereits in Sicht, gab Bitterli gegenüber den Medien bekannt.[4]
Nebst einer Online-Petition,[7] der vorhergehenden Medienerklärung und umfangreicher Berichterstattung in den Medien, sind verschiedene „Rettungsversuche“ unternommen worden: Kantonsrat Martin Christen (SP) hat im Kantonsparlament zwei Interpellationen eingereicht und ein Komitee zur Rettung des Parks gegründet, dem unter anderen Franz Hohler angehört: Am 3. Oktober 2014 wurde eine Petition des Komitees mit rund 11000 Unterschriften zur Erhaltung des Parks dem Regierungsrat des Kantons Aargaus überreicht.[6] Weiter wurden Ende September zwei Beiträge im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt, es folgten eine Presseerklärung und verlängerte Öffnungszeiten bis Mitte Oktober aufgrund der Medienresonanz. Nationalrat Cédric Wermuth (SP) setzte sich in der sogenannten Fragestunde des Bundesrats erfolglos für den Park ein: Der Bundesrat anerkenne zwar den künstlerischen Wert des Werkes, stelle aber in den nächsten Jahren kein Geld in Aussicht. Solange die Situation nicht bereinigt sei, stelle auch der Kanton Aargau weiterhin keine finanzielle Beteiligung bereit, ebenso bleiben weitere Gelder von Gönnern aus.[4]
Im Frühjahr 2015 wurde der Park der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.[8]
Anlage
Der Park erstreckt sich auf einer Fläche von 15'000 m² und wurde auf dem Gelände von Webers Eltern von Bruno Weber und seiner Frau im Laufe der Jahre zu einem mit Säulen, Reliefs, Köpfen und Fratzen geschmückten Märchenschloss erweitert, das von tonnenschweren, mit bunten Mosaiken verzierten Tierfiguren bevölkert ist.[1] Das Kernstück bildet der 2012 fertiggestellte Wassergarten, der von zwei über 100 Meter langen Flügelhunden samt einem Sockelgeschoss mit Festsaal und Büro/Atelier der Bruno Weber Stiftung umgeben ist.
- Wasserpark
- Innenansicht des Wasserparkhauses
- Turm
- Villa
- Innenansicht des Wohnhauses
Der Aargauer Regierungsrat Roland Brogli nannte im Mai 2012 die Einweihung des Wassergartens den Höhepunkt eines «work in progress», das einst um ein Haar behördlichen Vorschriften zum Opfer gefallen wäre: Wegen der Umsetzung seiner Visionen in der Spreitenbacher Landwirtschaftszone waren sich der früher als «Spinner» ausgegrenzte Baumeister Bruno Weber und die lokalen Baubehörden in die Haare geraten. Brogli bat für das «Zusammenprallen zweier Welten» nachträglich um Nachsicht.[1]
Literatur
- Hans-Ruedi Bramaz, hrsg. von Stefan Howald, gestaltet von Helen Ebert. Mit Beiträgen von Franz Hohler, Fritz Billeter, Peter K. Wehrli, Roman Hocke, Helene Arnet, Peter Conrad und einem Vorwort von Christine Egerszegi-Obrist: Bruno Weber: Die Kraft der Phantasie. Ein Lebenswerk. Hirmer-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7774-2081-3, S. 220.
- Peter K. Wehrli, Fotografien von Robert Elter: Bruno Weber - Der Architekt seiner Träume. Benteli, Salenstein 2002, ISBN 3-7165-1263-X, S. 96.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dorothee Vögeli: Eine Gegenwelt mitten in der Agglomeration – Einweihung des Wassergartens in Bruno Webers Skulpturenpark im Limmattal. Neue Zürcher Zeitung. 30. Mai 2012. Abgerufen am 9. September 2014.
- Florian Niedermann: Das Debakel um den Park hätte verhindert werden können. Aargauer Zeitung. 4. September 2014. Abgerufen am 9. September 2014.
- Freunde des Bruno Weber Parks. Offizielle Website des Bruno Weber Parks. Archiviert vom Original am 11. September 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 9. September 2014.
- Helene Arnet: Geld allein reicht nicht, um die Traumwelt zu retten. Tages-Anzeiger. 28. September 2014. Abgerufen am 29. September 2014.
- Medienmitteilung der Stiftung vom 22. August 2014: Der Bruno Weber Park in Spreitenbach schliesst seine Pforten (Memento des Originals vom 8. September 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schweiz aktuell, Sendung vom 3. Oktober 2014 auf SRF 1
- Petition zur Rettung des Bruno Weber Parks Spreitenbach. AVAAZ.org. Abgerufen am 29. September 2014.
- 700 Besucher im wiedereröffneten Bruno Weber Park, 6. April 2015