Louis Soutter
Louis Soutter (* 4. Juni 1871 in Morges; † 20. Februar 1942 in Ballaigues; eigentlich Louis-Adolphe Soutter) war ein Schweizer Maler. Er wird zu den wichtigen Vertretern der Art brut gezählt.
Leben
Soutter war Sohn eines Apothekers; seine Mutter, eine Musikerin, war die Grosstante des Architekten Charles Edouard Jeanneret (bekannter als Le Corbusier). Er begann zunächst an der Universität Lausanne ein Ingenieurstudium, brach es jedoch ab zugunsten eines Architekturstudiums in Genf. Auch dieses beendete er nicht, sondern wechselte nach Brüssel ans Conservatoire Royal, wo er u. a. beim Geiger und Komponisten Eugène Ysaÿe Unterricht erhielt. Das Musikstudium schloss er ebenfalls nicht ab, stattdessen kehrte er Ende 1894 in die Schweiz zurück, um sich bei Léon Gaud, einem Schüler von Barthélemy Menn, in Zeichnung und Malerei unterweisen zu lassen. 1895 reiste er nach Paris, um seine Studien in den Ateliers von Jean-Paul Laurens, Jean-Joseph Benjamin-Constant, Emmanuel Frémiet und Filippo Colarossi fortzusetzen. 1897 zog er nach Colorado Springs (USA). Dort ehelichte er die Violinistin Madge Fursman, die er in Brüssel kennengelernt hatte.
Am Colorado College wurde Soutter Leiter des neu gegründeten Art Department. 1903 kam es zur Scheidung von seiner Frau und zum Rücktritt von der Collegeleitung. Soutter kehrte in die Schweiz zurück, trat 1908 in das Symphonieorchester Lausanne ein (Leitung ab 1910: Ernest Ansermet). 1915 wechselte Soutter zum Symphonieorchester Genf. Da er einen aufwendigen Lebensstil führte, diesen aber nicht finanzieren konnte und seit Längerem zunehmende Verhaltensauffälligkeiten zeigte, wurde er zwangsweise unter Vormundschaft gestellt.
Louis Soutter unternahm weiter mehrfach Reisen als Musiker durch die Schweiz, jedoch zunehmend vagabundenhaft. 1923 – 52 Jahre alt – wurde Soutter gegen seinen Willen, jedoch mit Zustimmung seiner Familie, von seinem Vormund in ein Altersheim im waadtländischen Dorf Ballaigues eingewiesen. Er verlegte sich in dieser letzten Lebensphase auf das Zeichnen und Malen, hatte Kontakt zum Künstler René Auberjonois. Ab etwa 1937 begann Soutter mit Fingermalerei, manchmal regelrecht unter Einsatz des gesamten Körpers. Bei seinem Verwandten Le Corbusier, zu dem er weiter Kontakt hatte, stiess diese Aktivität auf Unverständnis und Ablehnung. 71-jährig starb Soutter psychisch-seelisch vereinsamt in dem Heim.
Hermann Hesse schrieb über ihn das Gedicht Louis Soutter, in dem der Bruch mit der erlernten korrekten Maltechnik beschrieben wird als: Nicht korrekt, nicht schön, sondern richtig./ Mal ich mit Tinte und Blut, male wahr. Wahrheit ist schrecklich.[1]
Grössere Werkgruppen von Louis Soutter befinden sich im Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne und in der Fondation Le Corbusier in Paris. Soutters Werk ist aber auch in zahlreichen anderen öffentlichen Kunstsammlungen wie dem Aargauer Kunsthaus, dem Museum im Lagerhaus in St. Gallen und im Kunstmuseum Basel (als Depositum der Stiftung Im Obersteg) vertreten.
Zitate
- „Schauen Sie, die Schatten und Lichter auf diesem Papier; ich mache nichts anderes als sie zu deuten, und so entsteht meine Zeichnung.“
- „Mich ziehen nicht Häuser und Dächer an, sondern die Leere zwischen ihnen.“
Literatur
- Alfred Bader: Louis Soutter. Eine pathographische Studie. Mit einem Gedicht von Hermann Hesse, Stuttgart: Eckhardt, 1968.
- Lukas Hartmann: Schattentanz. Die Wege des Louis Soutter, Diogenes. 2021, ISBN 978-3-257-07109-2.
- Michel Thévoz: Louis Soutter. Catalogue de l'oeuvre. Lausanne: L'Age d'Homme; Zurich: Institut suisse pour l'étude de l'art, 1976.
Weblinks
- Literatur von und über Louis Soutter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie bei Museumsplattform NRW
- Michel Thévoz: Soutter, Louis. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Louis Soutter bei artfacts.net
- Ausstellung „Louis Soutter et les modernes“, 2002/2003, Kunstmuseum Basel
- Michel Thévoz: Soutter, Louis Adolphe. In: Sikart
Einzelnachweise
- Hermann Hesse: Sämtliche Werke 10. Die Gedichte. Suhrkamp 2002.