Brodten

Das schleswig-holsteinische Dorf Brodten ist der nördlichste und mit lediglich 112 Einwohnern (Stand 2020) einer der kleinsten Stadtbezirke der Hansestadt Lübeck und gehört zum Stadtteil Lübeck-Travemünde.

Steilküste bei Brodten
Brodten
Stadt Lübeck
Höhe: 13 m
Einwohner: 112 (31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 23570
Vorwahl: 04502
Brodten (Schleswig-Holstein)

Lage von Brodten in Schleswig-Holstein

Brodten liegt im Travemünder Winkel, etwa drei Kilometer nördlich des Zentrums von Travemünde nahe dem Brodtener Ufer, einer Steilküste an der Ostsee, die sich zwischen Travemünde und dem etwa zwei Kilometer westlich von Brodten gelegenen zur Gemeinde Timmendorfer Strand gehörenden Ostseebad Niendorf erstreckt.

Geschichte

Das im ehemals dichten Wald des Travemünder Winkels entstandene Dorf gehörte seit 1446 zum Domkapitel. 1759/60 umfasste es 8 Vollhufen, 1 Halbhufe und mehrere abgabepflichtige Bauern. Bereits 1890 hatte sich die Zahl der Vollhufen auf 7 reduziert und heute (1993) existieren nur noch vier Höfe[2].

Das ehemalige Dorf des Lübecker Domkapitels gehört seit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum Lübecker Hoheitsgebiet und wurde zum 1. März 1935 zum Stadtgebiet Lübeck eingemeindet.

Brodten ist ein Angerdorf, welches sich um den großen Dorfteich mit anschließender Schafweide zentriert.

Alte Bauernfamilien und Höfe im Travemünder Winkel

Zu den alteingesessenen Bauernfamilien in Brodten gehören u. a.:

Hof Böbs / Brinckmann;

  • Hans Hinrich Böbs ist Vollhufner bis mindestens 1760
  • Hans Hinrich Brinckmann ist Vollhufner und Vorsteher des St Jürgen Siechenhaus, Travemünde[3] von ca. 1825–1831.
Hof Werner, Brodten bei Lübeck-Travemünde

Hof Werner (36 ha), Pfingstbusch 2;

  • Arend Werner (*1740-†1824)
  • Hans Hinrich Werner (*1764-†1825) ist Vollhufner und im Jahr 1821 Vorsteher des St Jürgen Siechenhaus, Travemünde[4]
  • Arend Hinrich Werner ist Vollhufner und von ca. 1851–1868 Bauernvoigt[5]
  • Nicolaus Hinrich Werner (*1834) ist Vollhufner seit mindestens 1868

Hof Borchert (49 ha);

  • Die aufständischen Bauern Hans Borchers aus Brodten und Hans Schlichting aus Sarkwitz waren 1727 zur Audienz beim Kaiser in Wien[6]
  • Hans Hinrich Borchert ist Vollhufner und Vorsteher des St Jürgen Siechenhaus, Travemünde[7]
  • Heinrich Nicolaus Borchert ist Vollhufner
Hof Kahrstedt Hufnerhaus von 1786, Brodten[8] bei Lübeck-Travemünde

Hof Ka(h)rstedt (78 ha), Grossenhof 10;

  • der Hof war von 1705 bis 1951 im Besitz der Familie Karstedt.[8]
  • Hans Hinrich Karstedt ist Vollhufner bis 1811, danach übernimmt Peter Hinrich Karstedt
  • Peter Hinrich Karstedt ist Altenteiler als sein Sohn, der Schiffer Bahrend Ahrend Karstedt am 2. Januar 1857 auf See in Richtung Reval verunglückt[9]

Hof Kröger;

  • Heinrich Wilhelm Kröger ist Vollhufner und bis ca. 1851 nebenamtlich tätig für die Steuer Deputation für das Land Travemünde[5]
  • Christoph Hinrich Kröger ist Vollhufner

Tourismus

In Brodten gibt es neben einem Freizeitheim für Jugendliche einige Übernachtungsmöglichkeiten in Ferienwohnungen und Privatquartieren.

Brodtener Ufer

Hauptsehenswürdigkeit ist das östlich und nördlich des Ortes gelegene Brodtener Ufer, auch Brodtener (Steil-)Küste genannt. Es handelt sich um eine etwa 3,5 Kilometer lange und bis zu 20 Meter hohe Steilküste, die der Erosion ausgesetzt ist und somit ihr Aussehen nicht nur stark verändern, sondern ist für die Hofstellenbesitzer ein Jahrhunderte altes Problem, da die Ackerfläche ständig schrumpft. Es ist ein Paradies für Stein- und Fossiliensammler. Man findet Donnerkeile und mit sehr viel Glück einen versteinerten Seeigel.

Auf dem Wander- und Radweg oberhalb des Steilufers hat man einen wunderbaren Blick auf die Lübecker Bucht.

Besonders zu Zeiten der Travemünder Woche, aber auch bei entsprechendem Wetter ist das Brodtener Ufer ein gut besuchtes Ausflugsziel. An der Steilküste befindet sich das Café-Restaurant Hermannshöhe, dessen Name auf den Konsul Hermann Fehling zurückgeht, der sich hier gern aufhielt. Nach ihm wurde auch eine Straße in Travemünde benannt. 2012 wurde das frühere Gebäude durch einen Neubau ersetzt.

Café-Restaurant Hermannshöhe in 2021

Als Europäisches Vogelschutzgebiet sind weite Teile des Brodtener Steilufers und die ca. 20 km² große Flachwasserzone vor dem Steilufer ausgewiesen. Das Gebiet hat internationale Bedeutung als Rast- und Überwinterungsgebiet für durchziehende oder überwinternde Wasservögel. Das Ufer beherbergt mit bis zu 2600 Brutröhren die größte Uferschwalbenkolonie Schleswig-Holsteins.

Südlich von Brodten befindet sich der Lübeck-Travemünder Golf-Klub von 1921 e.V.

Das ehemalige Ausflugslokal Hermannshöhe

Verkehr

Die nächsten Autobahnausfahrten befinden sich bei Lübeck und Ratekau an der A 1 und der A 226. Die Bundesstraße 76 von Lübeck-Travemünde nach Kiel verläuft westlich des Ortes.

Lübeck Hauptbahnhof ist der nächste IC/EC-Bahnhof, Regionalzüge halten in Lübeck-Travemünde oder Timmendorfer Strand.

Die Bahnlinie Travemünde–Niendorf mit einem Halt bei Brodten wurde 1974 stillgelegt und danach abgebaut. Über weite Teilstrecken der ehemaligen Bahntrasse verläuft heute ein Rad- und Wanderweg.

Es bestehen Linienbusverbindungen Richtung Lübeck-Travemünde und Timmendorfer Strand.

Einzelnachweise

  1. Hansestadt Lübeck: Statistische Nachrichten Nr. 42, Bevölkerung 2020. Abgerufen am 9. Juli 2021.
  2. ANGERDORF BRODTEN. In: Stadt Lübeck (Hrsg.): HISTORISCHE KULTURLANDSCHAFTEN IN LÜBECK. Nr. 01-003-000. Lübeck 19. April 1993.
  3. Lübecker Staat: Staatshandbuch Lübeck von 1829.
  4. Lübecker Staat: Lübecker Staats-Kalender. 1821.
  5. Lübecker Staat: Lübeckischer Staats-Kalender 1851.
  6. "Aus der Geschichte Ostholsteins" von Otto Jarchov, 1978
  7. Lübecker Staat: Lübeckischer Staats-Kalender. 1847.
  8. Heidrun u. Reiner Schmitz. Hamburg: Christians 1986. In: ZVLGA (Hrsg.): 200 Jahre Karstedtscher Hof Lübeck-Brodten 1786–1986. Band 1986, Nr. 67.
  9. Estländische Gouvernements-Zeitung (Hrsg.): Vorladung. 24. März 1858, S. 186 (digar.ee).
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