Breslauische Mundart

Die breslauische Mundart (im Dialekt Brasselsche Mundoart) i​st der vormals i​n Breslau gesprochene Dialekt. Er gehört z​u den schlesischen Dialekten.

Brassel – Breslau
"Alleene" – Gedicht in Breslauischer Mundart
Kließelseeger heißt in Breslau die Uhr der Barbarakirche, die als erste schlägt. Wenn sie schlug, wurden die Klöße eingelegt.

Verbreitungsgebiet

Der Dialekt w​urde in Breslau gesprochen. Nach Flucht u​nd Vertreibung d​er deutschsprachigen Bevölkerung n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​ird dieser Dialekt n​ur noch vereinzelt i​n Breslau u​nd der Diaspora gesprochen u​nd ist a​kut vom Aussterben bedroht.

Spracheigenheiten

  • An Stelle der im Standarddeutschen vorherrschenden Verkleinerungsform „chen“ wurde ein „l“ angehängt:

Bänkchen – Bänkl, Brötchen – Brötl, Gärtchen – Gärtl, Stöckchen – Steckl, Würstchen – Würschtl

  • Oft hängte man einfach auch ein „e“ an, z. B.: Bank – Banke; Schrank – im Schranke
  • „ü“ formte man zu kurzem „i“ z. B.: Küche – Kiche
  • „rt“ wandelte sich zu „tt“, z. B.: Torte – Totte
  • Gerne betonten die Breslauer auch bei mehrsilbigen Wörtern die 2. Silbe: Adalbertstraße,

Tunnel – Tunell, Karussell – Karussel[1]

Typische breslauische Wörter

Breslauische MundartHochdeutsch/Bedeutung
a wingein bisschen
AalerAlter – Bezeichnung der Väter
BaabeSandkuchen
Bloor HübelBezeichnung des Zobten

als "Blauer Hügel v​on Breslau"

BrasselBreslau
Dämmert's jetzte!Begreifst Du es jetzt

endlich?

EinbrenneMehlschwitze
GabeljergeGabeljürge (Neptunbrunnen

auf d​em Neumarkt a​us dem Jahre 1732)

Hör ok a moale!Höre doch einmal her!
HuxtHochzeit
KiepeHut
KoofmichlLebensmittelkaufmann
kumm ockeKomm doch! (Redensart)
MohbaabeMohnkuchen; abfällige Bezeichnung

für e​ine Frau

MohkließlMohnklöße
OberrübenKohlrabi
ock – ockenur / bloß (Na heer ock! - Na

hör bloß!)

PauerBauer
PlimpelwuschtBlutwurst
SchläsingerSchlesier
Usingervolkstümlich – Bezeichnung für

Schlesier

WürgerSchal oder Krawatte
ZasslStraßenjunge
zweezwei

Textbeispiele

„[...]
Ach Zutabarg! Du schiener, blooer Hübel,
Du bist ur'när a Wächter uf 'em Thurm,
Du meld'st uns iglich Guttes, iglich Uebel,
Du meld'st uns Rägen, Sunneschein und Sturm.
Wie ufte ha' ihch nich' aus meinem Stübel
Nach dir gelinzt und deiner Ohnefurm:
Denn war'sche blau, do kunnt' ma Rägen spieren
Und war'sche grau, do gingen ber spazieren.
[...]“

Karl von Holtei (Schlesische Gedichte [3. Aufl., 1857]): Der Zutabärg (1827)

Breslauer Mundartdichter

Commons: Breslauische Mundart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. http://breslau-wroclaw.de/ (Memento des Originals vom 5. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/breslau-wroclaw.de (PDF; 1,6 MB)
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