Botolph
Botolph, auch Botulph, in der angelsächsischen Chronik Botulf, war ein englischer Mönch des 7. Jahrhunderts. In der römisch-katholischen und den anglikanischen Kirchen wird er als Heiliger verehrt.
Zeugnisse
Über Botolphs Leben ist nur wenig bekannt. Die angelsächsische Chronik berichtet, dass er 654 mit dem Bau eines Klosters in Icanho begann[1]. Eine annähernd zeitgenössische Quelle stellt die Historia ecclesiastica gentis Anglorum des Beda Venerabilis dar. Beda berichtet hierin, dass sein Lehrer Ceolfrid nach East Anglia reiste, um sich von dem weithin für seine Gelehrsamkeit und Rechtschaffenheit gerühmten Botolph unterweisen zu lassen.[2] Eine Vita Botolphs entstand erst im 11. Jahrhundert, rund 400 Jahre nach seinem Tod. Dieser von Folcard, Abt des Klosters Thorney, verfassten Schrift zufolge entstammte Botulph einer sächsischen Adelsfamilie. Gemeinsam mit seinem Bruder Adulph soll er von seinen christlichen Eltern zur klösterlichen Erziehung in ein Kloster auf dem europäischen Festland geschickt worden sein; Adulph sei auf dem Kontinent geblieben und schließlich zum Bischof von Utrecht geweiht worden. Botolph kehrte hingegen nach England zurück und konnte sich hier der Patronage Æthelmunds, eines Königs der Angeln, erfreuen. Æthelmund gestattete Botulph, in einer Einöde ein Kloster zu errichten. Um 680 soll Botulph verstorben sein. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts soll Æthelwold, Bischof von Winchester, die Gebeine Botulphs als Reliquien unter den Klöstern von Ely, Westminster und Thorney aufgeteilt haben.
Die genaue Lokalisierung von Botolphs Kloster ist umstritten; die Forschung geht heute mehrheitlich davon aus, dass sich Icanho (wörtlich „Ochseninsel“) an der Stelle des heutigen Dorfes Iken in Suffolk befand. Bei Grabungen wurden dort 1977 Reste einer frühmittelalterlichen Kirche freigelegt. Das Lexikon des Mittelalters gibt allerdings an, „vergleichsweise überzeugend“ sei die These, dass sich das Kloster im heutigen Dorf Hadstock in Essex befand. Schließlich nimmt auch die Stadt Boston für sich in Anspruch, der Ort der Klostergründung gewesen zu sein, der Ortsname Boston soll auf eine Verkürzung von Botolph’s town zurückgehen. Die Pfarrkirche von Boston, die berühmte hochgotische St. Botolph’s Church, ist Botolph geweiht, ebenso wie zahlreiche weitere Kirchen in England, vor allem in Norfolk. Weithin verehrt wurde Botolph im Mittelalter infolge der in erheblichem Maße auch durch englische Missionare erfolgten Christianisierung Skandinaviens auch in Dänemark, Norwegen und Schweden.
Weblinks
- St. Botolph – Auszug aus Kenneth Keenan: St Botolph, His Life and Times.
Einzelnachweise
- Parker MS; Corpus Christ College, Cambridge MS 173 (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive): Botulf ongon mynster timbran æt Icanho
- Peruenit et ad Anglos Orientales, ut uideret instituta Botuulfi abbatis, quem singularis uitae et doctrinae uirum, gratiaque Spiritus plenum, fama circumquaque uulgauerat; instructusque abundanter, quantum breui potuit, domum rediit, adeo ut nemo per id temporis uel in aecclesiastica, uel in monasteriali regula, doctior illo posset inueniri.