Bodenspinnen
Die Bodenspinnen (Hahniidae) sind eine Familie Echter Webspinnen innerhalb der Überfamilie Dictynoidea. Die Familie umfasst weltweit 249 Arten in 28 Gattungen.[1] (Stand: Juni 2016)
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Bodenspinnen | ||||||||||||
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Graubraune Kräuselspinne (Cicurina cicur), präpariertes Weibchen in der Zoologischen Staatssammlung München | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hahniidae | ||||||||||||
Bertkau, 1878 |
Merkmale
Bodenspinnen sind im Allgemeinen eher kleinere Echte Webspinnen (Araneamorphae). Die Körperlänge der Vertreter innerhalb dieser Familie wird je nach Quelle von einem bis zu sechs Millimeter reichend angegeben, wobei die Graubraune Kräuselspinne (Cicurina cicur) eine maximale Körperlänge von bis zu sieben Millimetern eerreichen soll. Auf dem Körper der Spinnen befinden sich spitze Setae (chitinisierte Haare). Allgemein erinnern Bodenspinnen optisch an die Jungstadien anderer Spinnen.
Der Carapax (Rückenschild des Prosomas, bzw. Vorderkörpers) ist länger als breit und am cephalen (beim Kopf gelegenen) Bereich verengt. Seine Färbung reicht von hell- bis dunkelbraun und er ist mit einer dunklen Musterung versehen. Die Ränder des Carapax sind schwarz gerandet. Die Fovea (Vertiefung in der Mitte des Carapax) ist kurz und gestreift. Bodenspinnen haben wie die meisten Spinnen acht Augen, die zu viert in zwei übereinander befindlichen Reihen angeordnet sowie bei den Arten dieser Familie allesamt gleich groß sind. Beide Reihen verlaufen leicht prokurv (nach vorne, bzw. außen gebogen). Allerdings erscheint gerade die posteriore (hintere) Reihe dorsal (oberhalb) betrachtet prokurv verlaufend. Die Cheliceren (Kieferklauen) weisen je zwei bis fünf Zähne sowohl pro- (innen vorderseitig) als auch retromarginal (innen rückseitig) auf. Außerdem befinden sich an den Cheliceren einige gefiederte Setae. Lateral sind die Cheliceren mit Stridulationsorganen ausgestattet, die aus bei den Männchen stärker entwickelt ausgeprägten Rillen geformt werden. Das Labium (sklerotisierte, bzw. verhärtete Platte vor dem Sternum) ist mehr in die Breite gehend und das Sternum (Brustschild des Prosomas) ist anterior (vorne) gestutzt, während seine posteriore Spitze sich verjüngt.
Die Beine der Bodenspinnen sind kurz und kräftig gebaut. Auf ihnen befinden sich vergleichsweise wenig Setae. Die Beine von den Arten dieser Familie haben überdies keine Skopulae (Bedeckungen aus Haftsetae, bzw. Haaren). Auf den Tibien (Schienen), den Metatarsen (Fersengliedern) und Tarsen (Fußgliedern) sind Trichobothria (Tastsetae) ausgeprägt, die in doppelten Reihen angegliedert sind und in distaler (von der Körpermitte entfernter) Lage in der Regel länger werden. An den Tarsen befinden sich überdies je drei Klauen, die allesamt keine Klauenbüschel besitzen. Die Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) der Weibchen verfügen über je eine überwiegend ungezahnte Klaue.
Das Opisthosoma (Hinterleib) der Bodenspinnen ist oval geformt. Er hat oftmals eine gräuliche Grundfarbe und Zeichenelemente in Form blasser und schräger Markierungen, die in einer Doppelreihe angelegt sind. Die Vertreter der Bodenspinnen besitzen am Opisthosoma zwei Buchlungen. Die Stigmen (Atemöffnungen) befinden sich entweder wie bei den Sumpfkammschwänzen (Antistea) auf halber Strecke zwischen den Spinnwarzen und der epigastrischen (beim Magen befindlichen) Furche oder etwa im Falle der Kammschwänze (Hahnia) eher näher an Spinnwarzen. Die sechs Spinnwarzen selber sind wie bei den meisten Spinnen paarweise und hier überdies kollinear angelegt. Ein Colulus (vermutlich funktionsloser Hügel und Rest des einstigen sog. Cribellums bei ecribellaten Spinnen) fehlt komplett. Das anterior laterale Spinnwarzenpaar besteht aus zwei Skleriten, die distal eine Spinndrüse in Form einer großen ampullenförmigen Drüse im Zentrum aufweist. Daneben gibt es dort zwei bis vier weitere, die als birnenförmige Drüsen ausgebildet sind. Die posterior lateralen Spinnwarzen bestehen ebenfalls aus zwei Skleriten. Auf einer distalen und länglichen Pala (schaufelartiges Gebilde) befinden sich an diesen Spinnwarzen mehrere traubenförmige sowie bei den Weibchen zusätzlich eine zylindrische Spinndrüse. Die posterior medianen (mittleren) Spinnwarzen setzsn sich anders als die anderen aus nur einem Sklerit zusammen. Distal befinden sich, ähnlich wie bei den posterior lateralen Spinnwarzen, allerdings nicht auf einer Pala mehrere traubenförmige Spinnwarzen und bei den Weibchen in diesem Fall zusätzlich zwei weitere zylindrische Drüsen. Die Männchen besitzen keine epiandrischen Drüsen an der epigastrischen Furche.
Die Pedipalpen männlicher Bodenspinnen haben jeweils eine tibiale Apophyse (chitinisierter Fortsatz), die lang und kurvig aufgebaut ist. Die Patella eines einzelnen Pedipalpus besitzt basal (an der Basis) einen Haken und ein Bulbus (männliches Geschlechtsorgan) je einen dünnen Embolus (drittes und letztes Sklerit des Bulbus). Daneben besitzt ein einzelner Bulbus eine reduzierte mediane Apophyse. Die Epigyne (weibliches Geschlechtsorgan) der Bodenspinnen ist flach und vergleichsweise simpel aufgebaut. Die Kopulationsöffnungen sind für gewöhnlich stark gerollt.
Lebensweise
Bodenspinnen bauen kleine Deckennetze zwischen Steinen, Moos und über kleine Kuhlen im Boden. Die Spinnen laufen bei der Jagd auf dem Netz und bauen offenbar keinen Schlupfwinkel.[2] Sie kommen sowohl in feuchten Umgebungen als auch in trockeneren Wäldern vor. Bodenspinnen sind weltweit verbreitet.
Systematik
Im Folgenden sind die im World Spider Catalog[1] aufgeführten 23 Gattungen (Stand: Juli 2018) sowie die in Deutschland nachgewiesenen Arten[3] der Bodenspinnen aufgelistet.
- Alistra Thorell, 1894
- Amaloxenops Schiapelli & Gerschman, 1958
- Sumpfkammschwänze (Antistea Simon, 1898)
- Sumpfbodenspinne (Antistea elegans Blackwall, 1841)
- Asiohahnia Ovtchinnikov, 1992
- Austrohahnia Mello-Leitão, 1942
- Calymmaria Chamberlin & Ivie, 1937
- Chorizomma Simon, 1872
- Chorizomma subterraneum Simon, 1872
- Winterspinnen (Cicurina Menge, 1871)
- Graubraune Kräuselspinne (Gewöhnliche Winterspinne) – Cicurina cicur (Fabricius, 1793)
- Japanische Winterspinne (Cicurina japonica Simon, 1886)
- Kammschwänze (Hahnia C. L. Koch, 1841)
- Große Bodenspinne (Hahnia helveola Simon, 1875)
- Wiesen-Bodenspinne (Hahnia nava Blackwall, 1841)
- Wald-Bodenspinne (Hahnia ononidum Simon, 1875)
- Stein-Bodenspinne (Hahnia petrobia Simon, 1875)
- Gewöhnliche Bodenspinne (Hahnia pusilla C. L. Koch, 1841)
- Baumhöhlenkammschwänze (Hahniharmia Wunderlich, 2004)
- Baumhöhlenspinne (Hahniharmia picta Kulczyński, 1897)
- Harmiella Brignoli, 1979
- Zwergkammschwänze (Iberina Simon, 1881)
- Bleiche Bodenspinne (Iberina candida Simon, 1875)
- Gebirgs-Bodenspinne (Iberina difficilis Harm, 1966)
- Kleinäugige Bodenspinne (Iberina microphthalma Snazell & Duffey, 1980)
- Moos-Bodenspinne (Iberina montana Blackwall, 1841)
- Intihuatana Lehtinen, 1967
- Kapanga Forster, 1970
- Lizarba Roth, 1967
- Ameisenbodenspinnen (Mastigusa Menge, 1854)
- Ameisen-Bodenspinne (Mastigusa arietina Thorell, 1871)
- Neoantistea Gertsch, 1934
- Neoaviola Butler, 1929
- Neohahnia Mello-Leitão, 1917
- Pacifantistea Marusik, 2011
- Porioides Forster, 1989
- Rinawa Forster, 1970
- Scotospilus Simon, 1886
Weblinks
Einzelnachweise
- Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 17.0 – Hahniidae. Abgerufen am 3. Juni 2016.
- Michael J. Roberts: Spiders of Britain and Northern Europe. Collins Field Guide, ISBN 0-00-219981-5
- Breitling, R., Merches, E., Muster, C., Duske, K., Grabolle, A., Hohner, M., Komposch, C., Lemke, M., Schäfer, M. & Blick, T.: Liste der Populärnamen der Spinnen Deutschlands (Araneae), Arachnologische Mitteilungen, Heft 59, ISSN 2199-7233, doi: 10.30963/aramit5907, S. 38–62