Blutschnee
Blutschnee oder Roter Schnee ist ein Naturphänomen, bei dem sich Altschnee aus dem Winter durch Mikroorganismen (Schneealgen) während der Schmelzperiode rosarot bis karminrot färben kann. Dies geschieht vornehmlich in Hochgebirgen und Polargebieten während der Sommermonate. Ohne den Verursacher biologischen Ursprungs zu kennen, wurde Blutschnee bereits von Aristoteles und den Wikingern beschrieben.[1]
Ursache
Die Verursacher sind schneebewohnende Grünalgen, die aufgrund ihrer physiologischen Anpassung an Kälte und Frost als Psychrophile bezeichnet werden und zudem der Kryoflora zugerechnet werden. Es handelt sich bei diesen Schneealgen um einzellige, im Zytoplasma orange, rosa bis dunkelrot gefärbte Organismen. Die meisten Vertreter werden traditionell in die Gattungen Chlamydomonas und Chloromonas gestellt,[2] welche zu den Grünalgen gehören. Die normalerweise typische Grünfärbung der Zellen dieser Algengruppe durch Chlorophylle ist bei den Vertretern des Roten Schnees durch sekundäre Carotinoide, vornehmlich durch Astaxanthin, überdeckt. Ein veralteter Name für dieses Pigment ist Haematochrom.
Die roten Schneealgen schützen sich mit Hilfe von Astaxanthin vor der besonders in extremen Höhen und in Polargebieten auftretenden starken Licht- und UV-Strahlung.[3] Chlamydomonas nivalis ist die am längsten bekannte Art dieser Blutschnee verursachenden Gattung und wurde von vielen Gebirgs- und Polarregionen der Erde beschrieben. Sie muss heute aber als Sammelart für eine noch unbekannte Anzahl morphologisch sehr ähnlicher Algenarten angesehen werden, die in Schnee leben.[4]
Auswirkungen
Die Algen erscheinen gerne im Frühjahr auf tauenden Schneeflächen und können die Schneeschmelze beschleunigen, da sie die Schneeoberfläche mehr oder weniger verdunkeln.[5]
Siehe auch
- Schneealgen
- Die Blood Falls in der Antarktis – eine ähnliche, jedoch nicht-biologische Erscheinung, verursacht durch Eisenoxide.
Weblinks
Quellen
- Petra Werner: Roter Schnee: oder Die Suche nach dem färbenden Prinzip. Oldenbourg Akademieverlag, 2007, ISBN 978-3-05-004432-3.
- Franz-Christian Czygan: Blutregen und Blutschnee: Stickstoffmangel-Zellen von Haematococcus pluvialis und Chlamydomonas nivalis. In: Archives of Microbiology. Band 74, Nr. 1, März 1970, S. pages 69–76.
- Holly L. Gorton, Thomas C. Vogelmann: Ultraviolet Radiation and the Snow Alga Chlamydomonas nivalis (Bauer) Wille. In: Photochemistry and Photobiology. Band 77 (2003), Nr. 6, S. 608–615.
- Erzsébet Kol: Kryobiologie: Biologie und Limnologie des Schnees und Eises I, Kryovegetation (= Die Binnengewässer. Einzeldarstellungen aus der Limnologie und ihren Nachbargebieten. Band 24). E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 1968, DNB 457255153.
-
Yukihiko Onuma, K. Yoshimura, N. Takeuchi: Global Simulation of Snow Algal Blooming by Coupling a Land Surface and Newly Developed Snow Algae Models. In: Journal of Geophysical Research: Biogeosciences, Band 127, Nr. 2, e2021JG006339, 6. Januar 2022, doi:10.1029/2021JG006339. Dazu:
- Red Snow Phenomena: A Unique Balancing Act, auf: SciTechDaily vom 2. Februar 2022. Quelle: University of Tokyo
- Red snow phenomena are a balancing act, auf EurekAlert! vom 2. Februar 2022. Quelle:: Institute of Industrial Science, The University of Tokyo