Birth Control
Birth Control (englisch für „Geburtenkontrolle“) ist eine deutsche Krautrockband, deren größter Erfolg der Song Gamma Ray aus dem Jahr 1972 ist. Kennzeichnend für ihre Musik sind lange Stücke und Solo-Einlagen der einzelnen Instrumente, insbesondere die Schlagzeugsoli.
Birth Control | |
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Birth Control (2016) | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Berlin, Deutschland |
Genre(s) | Hard Rock, Krautrock |
Gründung | 1966, 1993, 2014, 2016 |
Auflösung | 1983, 2014 |
Website | birthcontrol.de |
Gründungsmitglieder | |
Bernd Koschmidder (bis 1972) | |
Reinhold Sobotta (bis 1969) | |
Saxophon, Gesang | Rolf Gurra (bis 1969) |
Gesang | Fritz Gröger (bis 1969) |
Klaus Orso (bis 1968) | |
Reiner Borchert (bis 1969) | |
Hugo Egon Balder (bis 1968) | |
Aktuelle Besetzung | |
Gitarre | Martin „Ludi“ Ettrich (seit 2011) |
Keyboard | Sascha Kühn (seit 2001[1]) |
E-Bass | Hannes Vesper (seit 1998) |
Gesang | Peter Föller (1973–1977, seit 2016) |
Schlagzeug | Manfred „Manni“ von Bohr (1977–1980, seit 2016) |
Ehemalige Mitglieder | |
Gesang, Schlagzeug, Perkussion | Bernd Noske (1968–2014, † 2014) |
Gitarre | Bruno Frenzel (1969–1983, † 1983) |
Orgel | Hartmut Scheulgens (1971) |
Gitarre | Peter Engelhardt (1995–2011) |
Orgel | Wolfgang Neuser (1972–1973, † 2018) |
E-Bass | Peter Föller (1973–1977) |
Orgel, E-Piano | Bernd „Zeus“ Held (1973–1977) |
Gitarre | Dirk Steffens (1973–1974) |
E-Bass | Horst Stachelhaus (1977–1980; 1993–1998, † 1999) |
E-Bass | Jürgen Goldschmidt (1980–1982) |
Keyboard | Jörg Becker (1982) |
Keyboard | Xaver Fischer (1993–2000) |
E-Gitarre | Rolf „Rocco“ Klein (1993, † 2015) |
Geschichte
Birth Control formierte sich im August 1966 aus zwei Berliner Bands, den Earls und den Gents.[2] Gründungsmitglieder waren Bernd Koschmidder, Reinhold Sobotta, Rolf Gurra, Fritz Gröger, Klaus Orso, Reiner Borchert und Hugo Egon Balder. Ende der 1960er Jahre war die Geburtenkontrolle wegen der päpstlichen Enzyklika Humanae Vitae ein viel diskutiertes Thema. Den englischen Ausdruck Birth Control hörten die Bandmitglieder beim Radiosender AFN und entschlossen sich, ihn zum Bandnamen zu machen.
Birth Control profilierte sich zunächst als Coverband, hauptsächlich mit Stücken von Julie Driscoll. Nach ersten personellen Veränderungen – Balder und Orso verließen die Band, Bernd Noske kam dazu – nahm die Band Anfang 1969 ein dreimonatiges Gastspiel in einem Beiruter Nachtclub wahr. Gitarrist Borchert blieb im Libanon, Bruno Frenzel ersetzte ihn. Nachdem auch Fritz Gröger im Spätsommer ausgeschieden war, begann die Band erste eigene Stücke einzuspielen. Die Band tingelte anschließend durch Deutschland. In Wien wurde die erste Single produziert, Ende des Jahres stieg Rolf Gurra aus, und die erste LP Birth Control erschien. Die Gruppe wurde als einzige deutsche Band zum Super Concert 70 in die Deutschlandhalle in Berlin eingeladen, auf dem auch Jimi Hendrix, Ten Years After und Procol Harum spielten. Zudem wirkte die Band in zwei Filmen mit, in einer Vampirkomödie und in Ich – ein Groupie (1970) mit Ingrid Steeger.
Birth Controls erste LP erschien in ungewöhnlichem Cover: einer runden Dose, die einer Antibabypillen-Schachtel gleicht. Es folgten Tourneen im deutschsprachigen Raum und 1971 das zweite Album. Auf dem Cover war der Papst mit einem ein Baby fressenden Monster abgebildet. Das englische Cover sorgte für einen Verpackungsstreik, denn auf ihm waren Kondome abgebildet. Zugleich war das aber Publicity, so dass Birth Control zu Konzerten nach England eingeladen wurden und so als erste deutsche Band im Londoner Marquee Club auftraten. Auf England folgte ein Konzert in Cannes.
1972 wurde zum Jahr des Durchbruchs für Birth Control: Das Album Hoodoo Man erschien bei der neuen Plattenfirma CBS. Die Band tourte durch Europa und war Hauptact auf Veranstaltungen. Der größte Erfolg war Gamma Ray, aus eigener Sicht „der Kultsong der Kraut-Rock Ära überhaupt“. Der Titel verkaufte sich nach Bandangaben weit über 300.000 Mal. Zu seiner späteren Popularität in der Techno-Szene merkte die Band an, dass es „dahingestellt bleibt, ob dies als Kompliment zu werten ist“.[3] Es folgten weitere Platten und Tourneen. Ende der 1970er Jahre sanken die Verkaufszahlen. Horst Stachelhaus ersetzte 1977 Föller, Manni von Bohr (wie Stachelhaus von der Band Message) sorgte als Schlagzeuger dafür, dass Noske sich mehr um den Gesang kümmern konnte. 1983 starb Bruno Frenzel an den Spätfolgen eines Stromschlags, die Band verlor damit ihren Hauptkomponisten und -texter. Noske löste die Band auf.
1993 vereinte Noske alte und neue Mitglieder und belebte Birth Control wieder. Neben alten Aufnahmen, die nach und nach als CDs erschienen, produzierte die Band auch neue Alben, hatte aber vor allem dank der alten Hits wieder großen Zulauf. Xaver „Fischfinger“ Fischer (Keyboards) steuerte die meisten Songs zum Album Jungle Life bei. Nach dem Tod von Horst Stachelhaus bestand die Besetzung bis 2014 aus Bernd Noske (Schlagzeug, Gesang), Peter Engelhardt (ab 2011 Martin „Ludi“ Ettrich) (Gitarre), Sascha Kühn (Keyboard) und Hannes Vesper (Bass).
Am 18. Februar 2014 starb Schlagzeuger und Sänger Bernd Noske überraschend aus ungeklärter Ursache, kurz darauf gab die Band ihre endgültige Auflösung bekannt. Die verbleibende letzte Besetzung Kühn, Ettrich & Vesper plante, im Anschluss an zwei in Gedenken an Noske angesetzte Konzerte weiterhin aufzutreten, dann nach eigener Aussage jedoch unter dem Namen Rebirth und voraussichtlich in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bassisten Peter Föller. Die Auflösung der Gruppe wurde im Laufe des Jahres 2014 widerrufen, mit der Ankündigung, dass die Band nun doch weiterhin unter dem Namen Birth Control auftreten wird.
Am 5. Januar 2016 gab die Band auf ihrer Website bekannt, dass sie wieder aktiv wird. Mit dabei sind neben der letzten Besetzung die ehemaligen Mitglieder Peter Föller (Gesang) und Manfred von Bohr (Schlagzeug). Die Veröffentlichung des Albums Here and Now, dem letzten mit Bernd Noske, erfolgte am 4. März 2016.[4] Gleichzeitig nannte die Gruppe erstmals seit Noskes Tod neue Live-Termine. Diese ersten Konzerte fanden ab dem Jahr 2018 wieder statt, bis zu einer Zwangspause durch die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020.[5] Im Jahr 2021 setzte die Band ihre Tournee wieder fort, auch verknüpft mit einer Ankündigung, dass für 2022 die Neuveröffentlichung eines Albums geplant sei.[6]
Diskografie
reguläre Veröffentlichungen
- 1970: Birth Control
- 1971: Operation
- 1972: Hoodoo Man
- 1973: Rebirth
- 1974: Live
- 1975: Plastic People
- 1976: Backdoor Possibilities
- 1977: Increase
- 1978: Titanic
- 1979: Live 79
- 1980: Count on Dracula
- 1981: Deal Done at Night
- 1982: Bäng
- 1994: Condomium (Live)
- 1995: Two Worlds
- 1996: Jungle Life
- 1999: Getting There
- 2003: Alsatian
- 2005: 35th Anniversary – Live @ Rockpalast
- 2016: Here and Now
DVDs
- Birth Control - History: Krautrock Classics, 2005, 135 Min.
- Birth Control - Live Harmonie Bonn, 2018, 115 Min.
Weblinks
- Website der Band
- Fanclub und Bandgeschichte
- Birth Control im German Rock Lexikon
Einzelnachweise
- Die Band. In: birthcontrol.de. Abgerufen am 15. November 2021.
- Die Bandgeschichte (band history). In: birth-control.de. Abgerufen am 7. Dezember 2019.
- Abschnitt 1972 auf der Band -History.
- releases
- tour
- Reinhard Kalb: Schlagzeugsoli hart am Herzinfarkt. In: Fürther Nachrichten vom 3. November 2021, S. 36 (Druckausgabe)