Biringuccit
Biringuccit ist ein extrem selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“ (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Na2[B5O8(OH)]·H2O[2][2], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Borat.
Biringuccit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Hoeferit[1] |
Chemische Formel | Na2[B5O8(OH)]·H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Borate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
6.EC.05 (8. Auflage: V/K.03) 26.05.07.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe | P21/c (Nr. 14)[2] |
Gitterparameter | a = 11,20 Å; b = 6,56 Å; c = 20,76 Å β = 93,9°[2] |
Formeleinheiten | Z = 8[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | nicht definiert |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,32 (synthetisch); berechnet: 2,297[4] |
Spaltbarkeit | gut nach [001] und [100][1] |
Bruch; Tenazität | nicht definiert |
Farbe | weiß, hellgelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | nicht definiert |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,496 nβ = 1,539 nγ = 1,557[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,061[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 62° (gemessen); 64° (berechnet)[5] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich[4] |
Biringuccit konnte bisher nur in Form winziger, lamellarer bis nadeliger Kristalle mit hexagonalem Querschnitt und erdiger Massen von weißer bis hellgelber Farbe entdeckt werden.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Biringuccit nahe Larderello in der mittelitalienischen Region Toskana und beschrieben 1961 durch Curzio Cipriani und Piero Vannuccini, die das Mineral nach dem italienischen Alchemisten, Metallurg und Politiker Vannoccio Biringuccio (auch Vannoccio Vincenzio Austino Luca Biringucci)[6] benannten.
Ursprünglich erhielt das Mineral von Cipriani und Vannuccini den Namen Hoeferit (auch Höferit) zu Ehren des Chemikers Uberto Francesco Hoefer, der in den Kondensaten der bei Larderello herausschießenden Dampffontänen (Soffioni) Borsäure nachweisen konnte. Um Verwechslungen mit dem von Friedrich Katzer beschriebenen Mineral Hoeferit (richtiger Höferit) zu vermeiden, benannten Cipriani und Vannuccini ihr Mineral in Biringuccit um.[7] Höferit stellte sich allerdings später als Varietät von Nontronit heraus.[1]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Biringuccit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Schichtborate mit komplexen Baugruppen [Bx(O,OH)y]“, wo er zusammen mit Nasinit und Tuzlait die unbenannte Gruppe V/K.03 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Biringuccit in die nun eigenständige Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Pentaborate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schicht-Pentaborate (Phyllo-Pentaborate)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Nasinit die „Biringuccitgruppe“ mit der System-Nr. 6.EC.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Biringuccit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung sowie gleichnamigen Unterabteilung der „Wasserhaltigen Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 26.05.07 zu finden.
Kristallstruktur
Biringuccit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 11,20 Å; b = 6,56 Å; c = 20,76 Å und β = 93,9° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität Larderello wurde Biringuccit in enger Paragenese mit Nasinit als Verkrustungen an Rohrleitungen zum sogenannten „Hole of the Storehouse“, das 1927 nahe Lardarello gebohrt wurde. Larderello ist auch der bisher (Stand: 2013) einzige Fundort für Biringuccit.[5] Als weitere Paragenesen traten noch Auripigment, Thénardit und Quarz auf.[4]
Siehe auch
Literatur
- Curzio Cipriani, Piero Vannuccini: Hoeferite [= biringuccite] e nasinite: due nuori borati fra i prodotti di Lardarello. In: Accademia Nazionale dei Lincei, Rendiconti della Classe di Scienze Fisiche, Matematiche e Naturali. Serie VIII, Nr. 30, 1962, S. 74.
- Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 48, 1963, S. 708–712 (minsocam.org [PDF; 382 kB; abgerufen am 17. Juni 2018] Biringuccit (Mineral A)/Nasinite (Mineral B) ab S. 2).
- Egizio Corazza, Silvio Menchetti, Cesare Sabelli: The crystal structure of nasinite, Na4[B10O16(OH)2]·2H2O. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 1005–1015 (minsocam.org [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 17. Juni 2018]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 48, 1963, S. 708–712 (minsocam.org [PDF; 382 kB; abgerufen am 17. Juni 2018] Biringuccit (Mineral A)/Nasinite (Mineral B) ab S. 2).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 351.
- Webmineral – Biringuccite (englisch)
- Biringuccite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 17. Juni 2018]).
- Mindat – Biringuccite (englisch)
- Marco E. Ciriotti, Lorenza Fascio, Marco Pasero: Italian Type Minerals. 1. Auflage. Edizioni Plus - Università di Pisa, Pisa 2009, ISBN 978-88-8492-592-3, S. 51.
- Carl Hintze: Handbuch der Mineralogie. Erg.-Band 3: neue Mineralien und neue Mineralnamen (mit Nachträgen, Richtigstellungen und Ergänzungen). Hrsg.: Karl F. Chudoba. de Gruyter, Berlin 1968, S. 486 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).