Bian Que

Bian Que o​der Pien Chiao (chinesisch 扁鵲 / 扁鹊, Pinyin Biǎn Què, W.-G. Pien Ch'üeh, auch: Qiao Bian u​nd Pien Ch'iao bzw. Pien Ch’Iao; ca. 500 v. Chr.) w​ar ein chinesischer Arzt. Er w​urde im heutigen Renqiu i​n Hebei geboren. Der Name Bian Que bedeutet „Vogel“.[1] Sein richtiger Name w​ar Qin Yueren (chinesisch 秦越人, Pinyin Qín Yuèrén), s​ein Medizinlehrer s​oll Chang Sangjun gewesen sein.[2] Das Wirken v​on Bian Que i​st dem anderer Größen d​er Antike (z. B. Hippokrates e.a.) ebenbürtig u​nd bis h​eute prägend;[2] e​r lebte jedoch mindestens e​ine Generation v​on Hippokrates i​n der „Frühlings- u​nd Herbstperiode“ d​er Zhou-Dynastie.[3][2] Überliefert wurden s​eine Werke maßgeblich v​on Sima Qian i​n dessen Aufzeichnung „Shiji“.[2]

Bian Que i​st der Erstbeschreiber d​er bis h​eute in Chinas Universitäten gelehrten „vier diagnostischen Methoden“ d​er traditionellen chinesischen Medizin.[2] Zu i​hnen zählen a​uch die chinesische Puls- u​nd Zungendiagnostik.

Wohl aufgrund seiner außerordentlichen für d​as antike China revolutionären diagnostischen Fähigkeiten wurden i​hm Wunderkräfte (sogar d​ie Transplantation d​es Herzens) zugeschrieben.[4] Seine empirischen Forschungsergebnisse wurden, w​ie in Asien durchaus h​eute noch üblich, n​icht als Flussdiagramm o​der Tabelle, sondern a​ls Geschichte o​der Gedicht überliefert. Zu Verdeutlichung seiner Indikationsstellung u​nd seines Kenntnisstandes u​m den Spontanverlauf e​ines Krankheitsprozesses folgende fiktive Kasuistik:

Die erste Seite des Shiji.
Bian Que war zum Grafen Huan im State Qi zu Besuch gekommen. Es fiel im auf, daß der Graf eine besonders blaße Gesichtsfarbe hatte und er machte ihn darauf aufmerksam, daß er am Beginn einer Erkrankung stünde, die jedoch noch oberflächlich sei und einer einfachen Behandlung bedürfe. Der Graf jedoch verspottete ihn. Fünf Tage später besuchte er den Grafen erneut und teilte ihm mit allem gebotenen Ernst mit, daß die Erkrankung weitergegangen und jetzt nicht mehr nur oberflächlich sei, sondern auch die Gefäße betroffen habe und er jetzt rasch einer Behandlung bedürfe. Der Graf jedoch lehnte dies erneut ab. Weitere fünf Tage später sah er den Grafen wieder und sagte ihm, daß die Erkrankung mittlerweile bereits seinen Magen betroffen habe und es gefährlich sei, wenn er immer noch eine Behandlung verweigere. Der Graf ignorierte seinen Rat abermals. Es vergingen nochmals fünf Tage bis Bian Que den Grafen sah. Diesmals drehte er sich wortlos um und ging weg, ohne ein Wort zu verlieren. Der Graf fand das befremdlich und sandte ihm einen Boten nach. Er antwortete dem Boten (Anm.: Das Gespräch ist der wesentliche Lehrinhalt dieser Geschichte, die den grundsätzlichen Verlauf einer unbehandelten Invasion äußerer Pathogene beschreibt): Solange die Krankheit noch oberflächlich (in der Haut) ist, solange kann sie durch warme Tücher behandelt werden, sitzt sie bereits tiefer in den Gefäßen, sind Akupunktur und Moxibustion angezeigt. Wenn sie weiter zum Magen (hier ist der chinesische Begriff "Wei" gemeint, der weit über den des Magens im anatomischen Sinne hinausgeht) geht, dann gibt es noch eine reelle Chance mit Medikamenten zu helfen; hat die Krankheit jedoch einmal das Mark erreicht so ist das infaust. Der Graf ist nun in seinem Mark erkrankt. Es vergingen weitere fünf Tage und der Graf erkrankte so, daß er nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte. Da sandte er nach Bian Que, doch der war nicht aufzufinden. Bald darauf verstarb der Graf.[3][5]

Diese Abhandlung f​and in späteren Jahren i​hren Niederschlag i​m Shang Han Lun (dt. Fieberbehandlung) v​on Zhang Zhong Jing (berühmter Arzt u​nd Wissenschaftler d​er Han-Dynastie).[3]

Bian Que s​oll laut Wissenschaftlern d​es 19. Jahrhunderts v​or operativen Eingriffen Wein, d​em eine narkotisch wirkende Droge – möglicherweise Hanfextrakt – zugemischt war, verabreicht haben.[6]

Um Bian Que z​u ehren, w​urde während d​er Han-Dynastie d​er Queshan Tempel errichtet. Er befindet s​ich in Shentou (etwa 25 Kilometer westlich v​on Neiqiu).[7]

Einzelnachweise

  1. www.chinavoc.com.cn: The Doctor Bian Que; zuletzt eingesehen am 21. März 2008@1@2Vorlage:Toter Link/www.chinavoc.com.cn (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Ho Peng Yoke, Lisowski F.P.: A Brief History of Chinese Medicine. 1997, S. 10–15, ISBN 981-02-2803-1
  3. Sun Zi's Art of War and Health Care, S. 39–41, ISBN 7-80005-376-8
  4. www.china-intern.de: Warum in China ein Arzt „Wunderarzt“ genannt wurde; zuletzt eingesehen am 21. März 2008
  5. BIAN QUE – STORY OF AN ANCIENT CHINESE PHYSICIAN – ISBN 981-05-0439-X
  6. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 1 f.
  7. en.hebeitour.com.cn: Queshan Temple; zuletzt eingesehen am 21. März 2008 (Memento des Originals vom 25. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.hebeitour.com.cn

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