Benjamin Hirsch Auerbach
Benjamin Hirsch Auerbach (geboren 1808 in Neuwied, Herzogtum Nassau; gestorben am 30. September 1872 in Halberstadt, Provinz Sachsen) war ein deutscher Rabbiner.
Leben und Wirken
Benjamin Hirsch Auerbach war der Sohn des Bonner Rabbiners Abraham Auerbach und der Esther-Rebekka Oppenheim. Er lernte fünf Jahre lang bei Löb Carlburg in Krefeld, danach mehrere Jahre bei Koppel Bamberger in Worms. 1828 wurde er von beiden Lehrern ordiniert. 1831 bis 1834 studierte er an den Universitäten in Bonn und Marburg. Am 28. Juli 1834 promovierte er an der Universität Gießen. Im selben Jahr bestand er die Rabbinatsprüfung beim Prälaten Dr. Köhler in Darmstadt. Seine Studienzeit war geprägt durch eisernen Fleiß und bittere Armut.[1]
Er hielt schon als Rabbinatskandidat Predigten und war einer der ersten orthodoxen Prediger in Deutschland. In Hanau wurde er als Rabbiner gewählt, legte die Stelle aber nach kurzer Zeit nieder, um am 2. Januar 1835 Landesrabbiner in Darmstadt zu werden.
Sein 1839 veröffentlichtes neuorthodoxes Lehrbuch scheiterte. Der Trierer Rabbiner verweigerte die Approbation. Ab 1840 geriet er in Konflikt mit dem Gemeindevorstand in Darmstadt, während ihn die 98 Landgemeinden unterstützten. 1844 unterzeichnete Auerbach den Aufruf gegen die Beschlüsse der ersten deutschen Rabbinerversammlung.
1863 wurde er Rabbiner in Halberstadt.
Er war mit Lea Frenkel (1814–1884), Tochter des Kreisvorstehers Eisemann Frenkel aus Witzenhausen, verheiratet. Sein Sohn Siegmund Selig Aviesri Auerbach (1840–1901), sein Enkel Isak Auerbach (1870–1932) und sein Urenkel Zwi Benjamin Auerbach (1901–1973) waren seine Nachfolger als Rabbiner in Halberstadt.
Publikationen (Auswahl)
- Festpredigten, nebst archäologischen Bemerkungen. Marburg 1834.
- Auswahl gottesdienstlicher Vorträge in dem israelischen Gotteshause zu Darmstadt gehalten. Darmstadt 1837.
- Tōrath’Ämäth. Lehrbuch der israelitischen Religion nach den Quellen bearbeitet. Zum Gebrauche in den obersten Klassen der Religionsschulen, mit sehr wichtigen erläuternden Anmerkungen für Eltern, Lehrer, angehende Theologen. Approbirt von den Großherzogl. Hessischen Rabbinern zu Bingen, Friedberg, Mainz, Michelstadt, Offenbach, Worms, von den Kgl. Preuss. Isr. Consistorien zu Bonn und Crefeld und von fünf und dreißig anderen israelitischen Geistlichen des Auslandes. Darmstadt 1839, Neuauflage: Gießen 1893.
- Beitrag zu den Rabbinischen Gutachten gegen den Frankfurter Reformverein. 1844.
- Sendschreiben an den ehrwürdigen Oberjuristen und Oberrabbinen Salomon Löb Rapoport zu Prag. In: Samuel Enoch (Hrsg.): Der treue Zions-Wächter. Organ zur Wahrung der Interessen des orthodoxen Judenthums. Altona 1845, S. 5 f., 14.
- Geschichte der israelitischen Gemeinde Halberstadt (von den Anfängen bis 1844). Halberstadt 1866.
- Berith Abraham, oder die Beschneidungsfeier und die dabei stattfindenden Gebete und Gesänge. In’s Deutsche übersetzt und mit einer ausführlichen literarhistorischen Einleitung versehen. Frankfurt am Main 1869; 2. Aufl. 1880.
Literatur (Auswahl)
- Julius Fürst: Bibliotheca Judaica. Bibliographisches Handbuch der gesammten jüdischen Literatur mit Einschluss der Schriften über Juden und Judenthum und einer Geschichte der jüdischen Bibliographie. Band 1. Engelmann, Leipzig 1849; photomech. Nachdruck Hildesheim und New York 1960, S. 72.
- Moritz Steinschneider: Catalogus librorum Hebraeorum in Bibliotheca Bodleiana, jussu curatorum digessit et notis instruxit. Berlin 1852–1861, Band II, S. 761.
- Eintrag AUERBACH, Benjamin-Hirsch, Dr. In: Michael Brocke und Julius Carlebach (Herausgeber), bearbeitet von Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 1: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871. K·G·Saur, München 2004, No. 0071, S. 156ff.
Einzelnachweise
- Carsten Wilke: Den Talmud und den Kant. Rabbinerausbildung an der Schwelle zur Moderne. Hildesheim und New York 2003, S. 423.