Beaulieu Abbey
Die Beaulieu Abbey (Beaulieu Regis) war eine Zisterzienserabtei in dem heutigen Ort Beaulieu in Hampshire, England. Sie wurde in den Jahren 1203-1204 von König Johann Ohneland gegründet. Es ist das einzige von Johann Ohneland gegründete Kloster in England. Die Abtei wurde mit 30 Mönchen der Abtei Cîteaux in Frankreich, des Mutterhauses des Zisterzienserordens, besiedelt. Der lateinische Name des Klosters war Bellus Locus Regis. Die Abtei gründete die Tochterklöster Netley Abbey, Hailes Abbey, Newenham Abbey und St. Mary of Graces Abbey in London. 1538 wurde es im Zuge der englischen Klosterauflösungen aufgelöst.
Zisterzienserabtei Beaulieu (England) | |
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Abtei Beaulieu (Hampshire) | |
Lage | Vereinigtes Königreich England |
Koordinaten: | 50° 49′ 0″ N, 1° 27′ 0″ W |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
543 |
Gründungsjahr | 1203 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1538 |
Mutterkloster | Kloster Cîteaux |
Primarabtei | Kloster Cîteaux |
Tochterklöster |
Netley Abbey (1239) |
Frühe Geschichte
Erster Abt von Beaulieu war Hugh, der hoch in König Johanns Gunst stand und für ihn häufig in wichtigen diplomatischen Missionen unterwegs war. Später wurde er Bischof von Carlisle[1]. Der König ließ seiner neuen Abtei große Unterstützung zukommen und übereignete ihr zahlreiche Güter im gesamten südlichen England (vor allem in Berkshire), Ländereien im New Forest, Getreide, größere Geldbeträge, Baumaterialien, 120 Kühe, 12 Bullen, einen goldenen Kelch und ein jährliches Deputat von einer tun (entspricht etwa 1 Tonne) Wein. Johanns Sohn und Nachfolger, König Henry III., zeigte sich gegenüber Beaulieu ähnlich großzügig, so dass die Abtei sehr wohlhabend wurde, wenngleich sie bei weitem nicht die reichste Zisterzienserabtei Englands war.
Die Größe und Gestaltung der Abteigebäude spiegelten ihren Status als wichtige königliche Gründung wider. Die Kirche wurde in Kreuzform im frühgotischen Stil errichtet und war deutlich von den französischen Kirchen des Ordens vor allem in Cîteaux, Bonport und Clairvaux beeinflusst. Sie hatte die Länge von 102 Metern und hatte eine halbkreisförmige Apsis mit 10 umgebenden Kapellen. Die Fertigstellung des Kirchenbaus dauerte mehr als vier Jahrzehnte, die Einweihung erfolgte in Anwesenheit von König Heinrich III. und seiner Königin, von Richard, Earl von Cornwall sowie zahlreicher hoher Persönlichkeiten im Jahr 1246.
Südlich der Kirche befanden sich die Klostergebäude, die aus dem Kapitelsaal, dem Refektorium, Küchen, Lagerhäuser und Quartieren für die Mönche, Laienbrüder und den Abt bestanden. Ein separater Krankenbereich lag im Osten der Hauptgebäude und war mit diesem durch einen Gang verbunden. Die Abtei war umgeben von Werkstätten, Farmgebäuden, Gästehäusern, einer Mühle und umfangreichen Gärten und Fischteichen. Ein stark befestigtes Torhaus kontrollierte den Eingang zum Kloster, welches von einer Mauer umgeben war. Ein Wassertor erlaubte den Zugang von Schiffen auf dem Fluss.
Papst Innozenz III. konstituierte Beaulieu als "exempte Abtei", was bedeutete, dass sie keinem Bischof außer dem Papst selbst Rechenschaft schuldig war. Beaulieu bekam das Recht, Asyl zu gewähren, was im Jahr 1471 Ann Neville, die Frau von Richard Neville am Tag vor der Schlacht von Barnet genutzt werden sollte. Sechsundzwanzig Jahre später floh Perkin Warbeck vor den Truppen Henrys VII. nach Beaulieu.
Die Mönche von Beaulieu gründeten vier Töchterhäuser, nämlich Netley Abbey (1239), Hailes Abbey (1246), Newenham Abbey (1247) und St. Mary of Graces Abbey (1350).
Auflösung
Im Valor Ecclesiasticus 1535, Henry VIII. großer Erhebung der Kirchenvermögen, wurde das Einkommen der Abtei auf brutto £428 (netto £326) berechnet, so dass das Kloster den Konfiszierungen des First Suppression Act, der ersten Aktion Henrys zur Auflösung der englischen Klöster, entgehen konnte.
Letzter Abt von Beaulieu war Thomas Stevens, der 1536 gewählt wurde. Stevens war zuvor Abt der aufgelösten Abtei von Netley gewesen. Beaulieu konnte bis April 1538 überleben, wurde dann aber gezwungen, sich der Regierung zu ergeben. Zahlreiche Mönche erhielten Pensionen, der Abt erhielt 100 Mark im Jahr zugesprochen. Abt Thomas beendete sein Leben als Schatzmeister der Kathedrale von Salisbury im Jahr 1550.
Kurz vor der Klosterauflösung 1538 berichtete der Besucherbericht des Klosters, dass zweiunddreißig Asylsuchende, die aufgrund von Schulden, Kapitalverbrechen oder Mord verfolgt wurden, mit ihren Frauen und Familien im Klosterbereich lebten. Bei der Auflösung des Klosters gab es Debatten, was mit diesen Personen geschehen sollte, schließlich wurde den Schuldnern ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Klostergelände zugesprochen. Auch einigen der Kapitalverbrechern wurde ein Straferlass gewährt.
Nach der Auflösung Beaulieus entbrannte ein Streit unter Höflingen, Besitzrechte an der Abtei und ihren wertvollen Gütern zu erlangen. Schließlich gewann Thomas Wriothesley, 1. Earl of Southampton den Wettstreit, König Henry schenkte ihm die Abtei sowie 3,441 Hektar der Ländereien.
Sobald er die Abtei übernommen hatte, begann Wriothesley mit dem Bau eines eigenen Hauses auf dem Gelände. Dazu baute er Teile der Kirche ab, um – wie es weit verbreitet war – deren Steine zum Bau zu nutzen. Statt aber eines der Abteigebäude für seine Zwecke umzubauen, entschied er sich für das große Torhaus als Kern seines Gutshauses. Dieses Gebäude ist – deutlich erweitert – noch heute als Palace House von Beaulieu erhalten. Lord Southampton verschonte das Refektorium der Mönche, welches er den Bewohnern des Dorfes Beaulieu als Gemeindekirche überließ. Auch der westliche, als Domus benannte Teil der Abtei wurde bewahrt. Die restlichen Gebäude der Abtei verfielen allmählich zu Ruinen.
Die heutige Abtei
Auch wenn große Teile der Abtei im Rahmen der Klosterauflösung während der Herrschaftszeit Henry VIII. zerstört wurden, sind noch viele beeindruckende Teile erhalten. Das Domus, einst Refektorium und Wohngebäude der Laienbrüder, nach Auszug der Laienbrüder Wohngebäude für wichtige Gäste, beherbergt heute eine Ausstellung zum klösterlichen Leben vor der Auflösung.
Unter anderem werden hier zahlreiche Wandbehänge gezeigt, die von Belinda, Lady Montagu geschaffen wurden und Szenen des Klosterlebens sowie der Geschichte der Abtei seit 1204 zeigen.
Das Refektorium der Abtei überlebte bis heute als Gemeindekirche, außerdem sind noch bedeutende Ruinen der Gebäude rund um das Kloster erhalten. Das Abteikloster stellt heute einen Ort der Ruhe dar und ist mit Kräutern bepflanzt. Das Domus wird regelmäßig für Veranstaltungen, Essen und öffentliche Empfänge genutzt. Beaulieu ist nach wie vor im Besitz der Nachkommen von Wriothesley, die noch immer hier leben. Die Abtei und das Palace House sind der Öffentlichkeit zugänglich, die Gelände beherbergen das National Motor Museum.
Überlieferungen
Wie viele frühere Klosteranlagen hat auch Beaulieu eigene Legenden. Es wird von Geistermönchen in den Abteiruinen und der Gemeindekirchen berichtet, gregorianischer Gesang sowie die Schritte von Geistern seien gehört worden. Weihrauchduft soll in den Räumen des Palace House, die im Mittelalter als Kapelle genutzt wurden, bemerkt worden sein. Der Legende nach sollen dies beängstigende Zeichen für die Bewohner der Abtei und des Dorfes sein. Auch von einem nachreformatorischen Geist wird berichtet, einer grauen Lady, die im Palace House gesehen wurde. Sie soll der Geist von Lady Isabella sein, die das Haus im 18. Jahrhundert bewohnt hat. Im Oktober 2003 wurde die Abtei Ort einer Untersuchung von Yvette Fielding und Richard Felix für die Fernsehsendung Most Haunted Live.
Einzelnachweise
- The Victoria County History of Hampshire: Cistercian Houses gefunden am 24. August 2007
Literatur
- Sir James K. Fowler: "A history of Beaulieu Abbey A.D. 1204-1539", First Edition, The Car Illustrated, London 1911
- Herbert Arthur Doubleday (Hrsg.): A history of Hampshire and the Isle of Wight. Volume 2. Constable, London 1903 (The Victoria History of the Counties of England), (Nachdruck: Published for the University of London Institute of Historical Research by Dawsons of Pall Mall, London 1973, ISBN 0-7129-0592-8).
- Anthony New: A guide to the Abbeys of England and Wales. Constable & Company, London 1985, ISBN 0-09-463520-X, S. 62–64, mit Plan.
- Colin Platt: The Abbeys and Priories of Medieval England. Secker & Warburg, London 1984, ISBN 0-436-37557-5.
- David Robinson (Hrsg.): The Cistercian Abbeys of Britain. Far from the Concourse of Men. Batsford, London 1998, ISBN 0-7134-8392-X.