Barkley Marathons
Als Barkley Marathons wird ein jährliches Ultramarathon-Rennen im Frozen Head State Park in Wartburg, Tennessee bezeichnet. Die gesamte Laufstrecke beträgt 100 Meilen (161 km), die in 60 Stunden gelaufen werden müssen; die als „fun run“ bezeichnete kurze Strecke ist 60 Meilen (97 km) lang und muss in 40 Stunden gelaufen werden. Der Wettbewerb findet Ende März oder Anfang April statt.
Geschichte
Der Schöpfer und Organisator des Rennens ist Gary Cantrell, der auch das Backyard-Ultra-Format erschaffen hatte.
Die Idee zum Rennen kam ihm, nachdem James Earl Ray, der Mörder von Martin Luther King, 1977 aus dem im Frozen Head State Park gelegenen Gefängnis Brushy Mountain State Penitentiary ausgebrochen war. Da der Häftling auf seiner 55 Stunden langen Flucht nur 13 Kilometer zurücklegte, bemerkte Cantrell über dessen Leistung, er könnte in dieser Zeit mindestens 100 Meilen schaffen.
Cantrell benannte den Wettlauf nach seinem langjährigen Nachbarn und Laufkameraden, Barry Barkley. Der erste Lauf fand 1986 statt. 2002 fiel der Anlass aus, weil der Staat Tennessee nicht über ein gültiges Budget verfügte (und darum die Staatsparks geschlossen werden mussten), und 2020 fiel er wegen der COVID-19-Pandemie aus.
Beschreibung des Rennens
Als einer der härtesten Laufwettbewerbe der Welt bieten die Barkley Marathons mehrere Schwierigkeiten. Beispiele dafür sind:
- die Strecke wird jedes Jahr etwas verändert; frühere Teilnehmer können somit nur in beschränktem Umfang sich auf ihre Erfahrungen verlassen
- der Lauf ist einem Orientierungslauf ähnlich; die Läufer müssen sich auf der oft weglosen Strecke mit einer Landkarte und einem Kompass orientieren
- der unvermeidliche Schlafmangel
- die Läufer sind oft alleine, und erhalten kaum Unterstützung
- das während dem Lauf wechselhafte Wetter; im Frühjahr können sich im betreffenden Gebiet Wärme, Nebel und Frost rasch abwechseln
- die geforderte mentale Stärke, ein sehr guter Läufer zu sein reicht nicht aus.
Diese für Ultramarathons untypischen Anforderungen führen dazu, dass bekannte Ultralangstreckenläufer kaum jemals an den Barkley Marathons teilnehmen.
Registration
Der Lauf ist jeweils auf rund 40 Athleten beschränkt; die verfügbaren Plätze sind schnell ausgebucht. Die genauen Teilnahmebestimmungen werden über längere Zeit geheim gehalten. Potenzielle Teilnehmer müssen einen Aufsatz mit dem Titel "Warum ich am Barkley teilnehmen darf" verfassen, eine Gebühr in Höhe von 1,60 Dollars bezahlen, und andere, stets wechselnde Bedingungen einhalten.
Wird ein Teilnehmer angenommen, erhält er vom Organisator ein Kondolenzschreiben. Erstmalige Teilnehmer, Jungfrauen genannt, müssen ein Nummernschild ihres Heimatstaates beziehungsweise ihres Heimatlandes mitbringen. Läufer, die schon in früheren Jahren teilgenommen haben, müssen zusätzlich Gegenstände wie weiße T-Shirts oder Socken als Geschenke mitbringen, je nach Wunsch von Gary Cantrell. Hat der Läufer bei einer früheren Teilnahme die Strecke innerhalb der Zeitlimite gemeistert, bringt er eine Packung Camel-Zigaretten mit. Die Startnummer 1 erhält jener Teilnehmer, welcher nach Ansicht des Organisators die geringste Chance hat, die erste Runde zu überstehen.
Strecke
Die Strecke ist nicht markiert, und besteht aus einer 20 Meilen langen Runde. Die Läufer werden nicht versorgt, abgesehen von zwei Stationen, bei denen Wasser vorhanden ist. Die Runde beginnt (und endet) am gelben Tor des Parkplatzes, auf welchem die Fahrzeuge der Teilnehmer und Helfer abgestellt sind.
Teilnehmer des 100-Meilen-Rennens absolvieren die Runde fünf Mal, und laufen die Runden 3 und 4 im Gegenuhrzeigersinn. Der erstplatzierte Läufer wählt, in welcher Richtung er die fünfte Runde läuft. Die nachfolgenden Läufer wechseln in der Richtung jeweils ab.
Mit insgesamt etwa 16.500 Höhenmetern Aufstieg ist der 100-Meilen-Lauf eine der schwierigsten Ultramarathon-Strecken.
Start und Vorschriften
Vor dem Start dürfen die Teilnehmer von einer Streckenkarte, die dem Organisator gehört, Informationen in ihr eigenes Kartenmaterial übertragen.
Der Wettlauf beginnt zu einer beliebigen Zeit zwischen Mitternacht und Mittag. Wenn der Renndirektor das Schneckenhorn bläst, haben die Läufer noch eine Stunde Zeit für ihre Vorbereitungen. Das Rennen beginnt, wenn der Renndirektor eine Zigarette anzündet.
Die Läufer müssen auf der Rundstrecke jeweils 9 bis 14 Bücher ansteuern, und diejenige Seite herausreißen, die ihrer Startnummer entspricht. Sie erhalten zu Beginn jeder Runde eine andere Startnummer. Die Buchseiten dienen als Beweis, dass sie die geforderte Strecke gelaufen sind.
Auf der Strecke dürfen die Läufer nur von anderen Läufern unterstützt werden. Nur zwischen den Runden dürfen die Läufer von anderen Personen Hilfe annehmen, um nicht disqualifiziert zu werden. Telefone und GPS-fähige Geräte sind nicht erlaubt. Es ist auch nicht erlaubt, die einmal begonnene Runde zu unterbrechen, um im Camp Gegenstände aufzunehmen.
Scheidet ein Läufer aus dem Rennen aus, wird von einem Trompeter Taps gespielt.
Statistik
Um die fünf Runden in 60 Stunden zu bewältigen, müssen die Teilnehmer mit durchschnittlich 2,7 km/h unterwegs sein, oder mit einem Pace von 22 Minuten pro Kilometer. Berücksichtigt man die rund 16.500 Höhenmeter Aufstieg, ist die Strecke aber 326 Leistungskilometer lang. Über 60 Stunden muss also, trotz Pausen und Verpflegung, ein durchschnittlicher Pace von 11 Minuten/km aufrechterhalten werden.
Bei mehr als tausend Teilnahmen wurde die 60-Stunden-Zeitlimite 18 Mal eingehalten, und zwar von 15 verschiedenen Läufern. Im Jahr 2006 konnte niemand die Limiten einhalten, weder auf der kürzeren noch auf der längeren Strecke.
Die beste Frau in diesem Wettbewerb war Sue Johnston, die im Jahr 2001 106 Kilometer zurücklegte.
Von den tausend Teilnehmern hatten dreißig das erste Buch – das zwei Meilen vom Start entfernt ist – nicht erreicht.
Literatur
- Artikel
- Andrew Dawson: Everything You Need to Know About the Barkley Marathons. In: Runner's World. 1. Februar 2021, abgerufen am 20. Juli 2021 (englisch).
- Dokumentarfilme
- Ethan Newberry: Where Dreams Go To Die - Gary Robbins and The Barkley Marathons. Abgerufen am 20. Juli 2021 (englisch). Siehe auch auf IMDb, Where Dreams Go To Die (2017)
- The Barkley Marathons: The Race That Eats Its Young (2014). Barkley Marathons. Internet Movie Database, abgerufen am 20. Juli 2021 (englisch).