Bahnstrecke Neumünster–Ascheberg
Die Bahnstrecke Neumünster–Ascheberg (Holst) führt vom mittelholsteinischen Neumünster ostwärts nach Ascheberg kurz vor der Kreisstadt Plön. Die 26 Kilometer lange Strecke ist zurzeit stillgelegt.
Neumünster–Ascheberg (Holst) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ehemaliger Bahnhof Bokhorst | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karte der Strecke Neumünster–Ascheberg (um 1908) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (DB): | 1041 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke: | 148 (1985) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 26 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geographie
Die Strecke führt im Westen durch flache, meist landwirtschaftlich genutzte Geestlandschaft. Nach Osten hin erreicht sie die von Seen und Endmoränen geprägte Holsteinische Schweiz.
Geschichte
Am 31. Mai 1866 wurde die Strecke Neumünster–Ascheberg (Holst)–Eutin–Neustadt in Holstein eröffnet. Betreiber war damals die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft, die 1884 verstaatlicht wurde. In den Kursbüchern erschien die Strecke bald in drei Teilen. Von Ascheberg nach Eutin war sie Teil der Bahnstrecke Kiel–Lübeck geworden. Das östlichste Streckenstück von Eutin nach Neustadt wurde fortan als eigene Strecke geführt.
Von 1912 bis 1961 wurde die Strecke in Wankendorf von der Kleinbahn Kiel–Segeberg gekreuzt. Die Gleisnetze waren nicht verbunden.
Die Strecke wurde fast durchgehend gleichermaßen im Personen- und Güterverkehr betrieben. Den längsten Laufweg eines Personenzuges hatte von den 1950er bis zu den 1970er Jahren das Eilzugpaar Büsum–Eutin und später Heide–Neustadt, das das Bundesland fast in voller Breite durchquerte. In den 1970er Jahren wurden diese Eilzüge meist mit der Baureihe 515 gefahren. Sie hielten zwischen Neumünster und Ascheberg nur in Wankendorf und wiesen auf diesem Abschnitt eine Fahrzeit von 20 Minuten auf, während die Nahverkehrszüge rund 28 Minuten unterwegs waren. Diese Züge fuhren meist als Schienenbus und teilweise lokbespannt. Einige Personenzüge waren zu Orten jenseits der Strecke durchgebunden.
Am 29. September 1985 wurde der Personenverkehr zwischen Neumünster und Ascheberg eingestellt. Damit ist die Strecke die bis 2010 vorletzte in Schleswig-Holstein im Personenverkehr stillgelegte Strecke (1988 wurde der Personenverkehr auf der Strecke Wilster–Brunsbüttel eingestellt). Der Güterverkehr folgte am 1. November 1995. Jedoch wurde die Strecke nicht entwidmet, sondern war bis 2007 Teil eines schleswig-holstein-weiten Trassensicherungsvertrages. Allerdings wurde eine Eisenbahnbrücke nahe dem Ascheberger Bahnhof 1996 abgebrochen und danach die Verbindungsweiche ausgebaut. Die Einfahrtgleise aus Richtung Neumünster sind teilweise überbaut. Im Oktober 2006 wurden die Schranken am Bahnübergang Christianstraße abgebaut und an beiden Straßenseiten ein Zaun über die Gleise gezogen. Die Schienen sind auf Initiative der Stadt in der Straße verblieben. Die Brücke über den Dosenbek im Brachenfelder Gehölz ist mit einem Geländer versperrt.
Zwischen dem Brammerhof bei Bokhorst und der Langen Reihe Süd bei Wankendorf werden Draisinenfahrten angeboten. Der Startpunkt ist der ehemalige Bahnhof in Bokhorst.[1]
Die Buslinie 360 der Verkehrsbetriebe Kreis Plön führt von Plön nach Neumünster und verbindet dabei die früher auf der Schiene bedienten Orte entlang der Strecke.
Zukunft der Strecke
Die Strecke Neumünster–Ascheberg war mehrfach Objekt von Diskussionen bezüglich einer Wiedereröffnung. Eine Wiederaufnahme des Betriebs war lange Zeit fraglich, da die Strecke unterbrochen ist und neben Reisenden der Relation Neumünster–Holsteinische Schweiz keine große Kundennachfrage zu erwarten sei. Die Verbindung von Neumünster nach Lübeck ist seit der Wiedereröffnung der Bahnstrecke Neumünster–Bad Oldesloe 2002 wieder über Bad Oldesloe möglich. Der Landesweite Nahverkehrsplan (LNVP) sah daher eine weitere Trassensicherung nicht mehr vor. Der Kreistag des Kreises Plön sprach sich im November 2008 gegen eine Wiederinbetriebnahme aus. Bei einigen Anliegergemeinden sowie der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gibt es weiterhin Interesse an einem Erhalt der Strecke.[2]
Am 30. Juni 2009 beantragte DB Services Immobilien beim Eisenbahn-Bundesamt in Hamburg die Freistellung der Strecke von Bahnbetriebszwecken. Während der Einspruchsfrist von acht Wochen wurde von Seiten verschiedener betroffener Gemeinden und von der Rhein-Sieg-Eisenbahn der Entwidmung widersprochen. Im Oktober 2010 hat das Eisenbahn-Bundesamt die Freistellung der Grundstücke und damit die Entwidmung der Strecke abgelehnt.[3][4]
Am 6. Januar 2010 beschloss der Verein Aktivregion Schwentine-Holsteinische Schweiz auf Antrag der Stadt Plön, eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Strecke Neumünster–Ascheberg finanziell zu unterstützen. Kooperationspartner der Stadt Plön sind vor allem die Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH, die Stadt Neumünster sowie der neu gegründete Förderverein Ostholsteinbahn e. V.[5]
Am 15. Juli 2013 wurde von Seiten der DB AG ein erneuter Versuch gestartet, beim Eisenbahn-Bundesamt die Freistellung der Strecke zu erwirken. Aufgrund eines Formfehlers wurde der Antrag mit Datum vom 5. August 2013 erneut in den Elektronischen Bundesanzeiger gestellt. Hier wurde der Freistellung ebenfalls widersprochen. Die DB AG zog daraufhin ihren Antrag Ende Januar 2014 zurück.
Im vierten Landesweiten Nahverkehrsplan erfolgte eine Neuaufnahme der Strecke für eine Reaktivierungsperspektive, nachdem diese zuvor im dritten Nahverkehrsplan keine Berücksichtigung mehr gefunden hatte. Auch der Kreis Plön hat inzwischen eine perspektivische Neubewertung der Strecke vorgenommen, nachdem ein entsprechender Kreistagsbeschluss mehrheitlich verabschiedet wurde.
Im Oktober 2018 wurde durch den Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Andreas Scheuer die Studie zum Deutschland-Takt veröffentlicht, in dessen Detailplanung die Strecke enthalten ist.
Im Januar 2019 wurden die Ergebnisse eines Gutachtens veröffentlicht, welches als Vorzugsvariante für die Reaktivierung eine stündliche Regionalbahn Neumünster–Plön ausgibt. Bei einem Ausbau der Strecke für 100 km/h und der Bedienung von zwei Zwischenhalten soll die Fahrtzeit 25 Minuten betragen, sodass nur ein Umlauf benötigt wird. Nur für diese Variante wurde ein Nutzen-Kosten-Verhältnis erzielt, das mit 1,03 knapp im positiven Bereich liegt. Die Kosten sollen 40,24 Millionen Euro betragen.[6]
Im Dezember 2021 wurde die aktuelle fünfte Version des Landesweiten Nahverkehrsplanes des Landes Schleswig-Holstein vorgestellt. Dort wurde für die Strecke eine Reaktivierungsperspektive dargestellt, allerdings noch ohne einen genauen Zeithorizont.
Literatur
- Erich Staisch (Hrsg.): Der Zug nach Norden. Ernst Kabel, Hamburg 1994, ISBN 3-8225-0298-7.
Einzelnachweise
- Draisinenfreunde Mittelholstein. Abgerufen am 29. August 2016.
- Der Zug ist noch nicht abgefahren. Kieler Nachrichten (Memento vom 30. Januar 2009 im Internet Archive), abgerufen am 12. August 2012
- Ostholsteiner Anzeiger vom 18. Oktober 2010, S. 5
- Entwidmung Neumünster – Ascheberg abgelehnt. Eisenbahnjournal Zughalt.de, 19. Oktober 2010, abgerufen am 20. Oktober 2010..
- Neuer Anschub für Bahn nach Ascheberg. In: Holsteinischer Courier. 12. Januar 2010, abgerufen am 15. Januar 2010.
- kcw: Reaktivierung der Bahnstrecke Neumünster – Ascheberg. (PDF; 391 kB) In: www.nah.sh. 23. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2019.